München. Seitdem der Bundesgerichtshof (BGH) letzten Herbst die Anhängerhaftung neu geregelt hat, spüren auch die NFZ-Vermieter die Auswirkungen der geänderten Haftungsrisiken. „Dieses Urteil hat weitreichende Konsequenzen für den Vermietmarkt", kommentierte stellvertretend Anselm Brackert, Vorstand der Paul Günther Rental A/S, den Beschluss und ergänzt: „Diese Regelung belastet uns als reinen Trailervermieter überproportional."
Da die Versicherung des Anhängers nun zu fünfzig Prozent zur Schadensregulierung für das LKW-Gespann herangezogen wird, steigt der Druck auf die Policen. „Wir haben selbst bei unserem Versicherer nachgefragt, ob aufgrund der neuen Rechtslage Preisänderungen geplant sind. Dies ist momentan nicht der Fall", gibt beispielsweise Paul Witteler, Geschäftsführer des Lastwagen Vermietservice (LVS) Witteler aus dem sauerländischen Brilon noch Entwarnung.
Wie Versicherer die Trailerprämien gestalten
Auch die Kravag und die Allianz Versicherung betonen gegenüber der VerkehrsRundschau, dass nicht an der Prämienschraube gedreht wird - vorerst zumindest. Es zeigt sich zudem, dass Fahrzeughalter, welchen den Truck und den Trailer bei einem Versicherer anmelden, preislich glimpflich davonkommen könnten: „Für die Transporteure, die ihren gesamten Fuhrpark bei uns versichert haben, ändert sich an der Prämie in der Regel nichts. Es ergibt sich lediglich innerhalb der Gesamtsumme eine Verschiebung vom Truck zum Trailer", sagt Frank Liesen, Verantwortlicher für die gewerblichen Kraftfahrzeugversicherungen bei der HDI Gerling Firmen und Privat Versicherung.
Kaum Krisenstimmung unter den Mietkunden
Obwohl die Vermietbranche nach dem BGH-Urteil rechtlich und organisatorisch Neuland betritt, sind die Anbieter nicht verunsichert, sondern zeigen sich stattdessen investitionsfreudig. So merkte zum Beispiel Paccar Leasing, besser bekannt unter dem Markennamen PacLease, bis zur üblichen Sommerflaute, dass der Vemietmarkt wieder deutlich Fahrt aufgenommen hatte und Luft nach oben bleibt. Bis zum Jahresende investiert Paccar Leasing deshalb in die eigene Flotte und will diese von derzeit knapp unter 4000 auf gut 4300 Einheiten ausbauen. Ein Wehrmutstropfen für die Mietkunden war die kürzliche Preiserhöhung für die gezogenen Einheiten: „Das lag allerdings nicht an den Versicherungsprämien, sondern an den gestiegenen Kaufpreisen für die Auflieger", betont Paccar-Leasing-Geschäftsführer Ronald Hahn.
Vermieter bauen ihre Flotten aus
Auf Wachstum setzt auch Scania Rent Truck & Trailer. Das Vermietgeschäft laufe in diesem Jahr durchweg positiv, heißt es aus Koblenz. So sollen bis Dezember die bisherigen 1200 Einheiten um bis zu 15 Prozent aufgestockt werden. Auch im Kleineren stehen die Signale auf Expansion. So bemerkt beispielsweise der Vermieter LVS aus Brilon kaum Krisenängsten unter seinen Kunden und will deshalb den Fuhrpark von derzeit gut 210 Einheiten bis Jahresende um zehn Prozent aufrüsten.
Nichtsdestotrotz haben auch die NFZ-Vermieter mögliche Veränderungen der Trailerversicherungen weiterhin auf dem Schirm. Diese Belastungen würden dann deren Kunden, also die Spediteure, treffen. Mehr zu den Problemen und Risiken in der Umsetzung der neuen Anhängerhaftung erfahren Sie in der aktuellen VerkehrsRundschau Ausgabe 35, welche am 2.9.2011 erscheint. (rs)