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Internet-Frachtenbörsen machen CMR-Versicherer nervös

05.08.2011 13:30 Uhr
Internet-Frachtenbörsen machen CMR-Versicherer nervös
Die Kriminellen bei den Internet-Frachtenbörsen betreiben ihr Geschäft auf immer höherem Niveau
© Foto: Lukas Barth/ dapd

CMR-Versicherer überlegen: Keine Haftung für über Frachtenbörsen abgeschlossene Aufträge, Prämien anheben und hohe Selbstbehalte

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Wien. Europas Versicherer des Internationalen Übereinkommens über Beförderungsverträge auf Straßen (CMR) werden wegen der stark steigenden Schadensfälle als Folge von kriminellen Machenschaften im Zusammenhang mit Internet-Frachtenbörsen nervös. Aus Versicherungskreisen verlautet, dass europäische CMR-Versicherer im Vorjahr 700 Millionen Euro für Entschädigungen an Spediteure und Frächter hingeblättert haben.

Entstanden durch dubiose Schadensfälle nach Aufträgen über Frachtenbörsen, weiß man beim österreichischen Versicherungsmakler Lutz Assekuranz in Wien. „Die Kriminellen betreiben ihr Geschäft auf immer höherem Niveau", sind sich die Versicherungsexperten Otmar Tuma, Herbert Hasenhütl und Karl Jungmann von Lutz einig.

Die Schadensakten würden sich wie Krimis lesen, die Schäden seien enorm. Zudem zeichne sich ein Trend ab, dass sich CMR-Versicherer zu überlegen beginnen, entweder die Haftung für über Frachtenbörsen abgeschlossene Aufträge nicht mehr zu versichern oder wenn doch, die Prämien kräftig anzuheben. Dann würden auch hohe Selbstbehalte eingeführt, um die Obliegenheiten zur Schadensverhütung wesentlich zu verschärfen, betont Tuma.

Ein drastischer Fall aus der jüngsten Praxis: Im April und Mai dieses Jahres eignete ich eine Gruppe Cyber-Krimineller 25 LKW-Komplettladungen über Angebote einer deutschen Frachtenbörse an. Die eindringliche Empfehlung der drei Versicherungsexperten: Die Teilnehmer der Börsen genauestens anschauen und genaue Hintergrundrecherchen betreiben, bevor Aufträge vergeben werden. (mf) 

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KOMMENTARE


Axel Suhr

17.04.2012 - 17:55 Uhr

Guten Tag,leider sind ähnliche Fälle inzwischen an der Tagesordnung. Die Frequenz von Mißsbrauchsfällen im Rahmen der organisierten Kriminalität wird durch die Frachtenbörsen - sicher ungewollt - wesentlich erhöht. An unredliche Subunternehmer konnte ein Spediteur/"Schreibtischfrachtführer" auch in der Vergangenheit schon geraten, aber eben nicht in diesem Ausmaß. Mit vergleichbaren Problemen insbesondere wegen des Schadenvolumens waren die Versicherer im Bereich der Verletzung abgabenrechtlicher Bestimmungen (Zoll/EUSt/Nichtgestellung etc.) bekanntlich auch schon konfrontiert, bis man die "Reißleine gezogen" und die Deckungssummen heftig begrenzt hat. Auch heute sollte der altbewährte Grundsatz noch gelten, dass sich ein Unternehmer so verhalten muss, als sei er nicht versichert. Zumindest muss bei den Unternehmern das Bewusstsein für risikominderndes Management geschärft werden. Ein Element zur Verhinderung solcher Mißbrauchsfälle könnte die Überwachung der Fahrtroute über GPS und Mautkontrollstellen sein. Bewegt sich ein für den Transport nach Frankreich oder Spanien bestimmter LKW in die "beliebte" Richtung osteuropäischer Staaten oder wird wegen zwischenzeitlicher Umladung auf einen anderen LKW gar nicht mehr als in Bewegung befindlich erfasst, könnte eine automatische Warnmeldung produziert werden. Technisch sollte es auch möglich sein, bei wesentlichen Abweichungen vom Leitweg, der bei Abfahrt zum Beispiel vom Absender/Auftraggeber in das Fahrzeugsystem eingegeben wird, eine Weiterfahrt automatisch zu unterbinden. LKWs ohne entsprechende technische Ausrüstung müssten dann abgelehnt werden. Staatliche oder private Ermittler können im Nachhinein aus zeitlichen wie aus Gründen der fehlenden Manpower nur ausnahmsweise einmal entsprechende Schäden verhindern. Fatal ist natürlich die einseitige Abwälzung des Risikos auf (inländische) Spediteure und Frachtführer und deren Verkehrshaftungsversicherer. Hier sitzen Versender und deren Transportversicherer als Gefahrengemeinschaft im selben Boot, was in Kostenüberlegungen (auch Frachtraten) einfließen sollte. Die meisten Großversender beauftragen ihnen bestens bekannten "Hausspediteure" und würden vermutlich aus guten Gründen keinen Direktauftrag an irgendeinen Frachtführer über eine Frachtenbörse vergeben. So sollte auch der "Hausspediteur" mit seinen Subunternehmern verfahren. Allerdings sind die Margen so gering, dass der Versender Frachten zahlen sollte, die es seinem "Hausspediteur" ermöglichen, seriöse Subunternehmer einzusetzen. Ein ganz anderes Problem ergibt sich aus dem gigantischen Frachtaufkommen in Europa, dessen Abwicklung - vor allem innerhalb der gewünschten kurzen Fristen -immer wieder dazu zwingt, Subunternehmer einzusetzen, wer immer sich anbietet, oder die Versender könnten eben ihre Produkte nicht mehr wie gewünscht absetzen. Solchen Entwicklungen zum Beispiel mit dem Ausbau der nationalen Flotte zu begegnen, setzt eine erhebliche Anhebung der Frachtraten voraus, ohne Wenn und Aber. Der Begriff "billig" hat zwei Seiten, etwa im Sinne von "billiger Mist" und "recht und billig". Dies gilt im übrigen auch für die Findung einer auskömmlichen Versicherungsprämie. Der Wirtschaftsverkehr funktioniert nur bei entsprechendem Versicherungsschutz, der wiederum eine auskömmliche Prämie voraussetzt. Versicherungswirtschaftlich könnte man daran denken, Verkehrshaftungsversicherung und Transportversicherung im Rahmen eines Abkommens abweichend von der gesetzlichen Regelung als Doppelversicherung mit Ausgleichsanspruch bei entsprechender Anpassung der Prämien zu behandeln. In diese Richtung liefen de facto ja auch die früheren Teilungsabkommen zwischen den beteiligten Versicherern. Mit freundlichen Grüßen, Axel Suhr, Hamburg


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