Neuss. In der Logistik der Konsumgüterindustrie zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Vier weltweit führende Konsumgüterhersteller (Kraft Foods, Nestlé, Colgate und Bacardi) wollen in Europa Teile ihrer Zwischenwerksverkehre einem gemeinsamen Tochterunternehmen übertragen. Dieser Absicht ist schon länger bekannt. Jetzt machen die großen Vier nach einer fast einjährigen Vorbereitungsphase offenbar Ernst. Noch im ersten Quartal 2012 soll die Logistiktochter die ersten Transporte der Hersteller zusammenführen. Die genauen Pläne dazu werden in den kommenden Tagen verkündet.
Einen ersten Einblick zu dem Projekt gab Christoph Windheuser, Chef der Sparte Logistik bei dem Beratungsunternehmen Capgemini, auf dem 5. Schienengüterverkehrsforum des BME (Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik) und des VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) am Mittwoch in Neuss. Capgemini ist als Berater an diesem Projekt beteiligt.
Startschuss für die gemeinsame Logistiktochter: Ende des ersten Quartals
Nach Aussage von Windheuser soll die gemeinsame Logistiktochter den Einkauf und die Organisation der Transporte für die vier Muttergesellschaften übernehmen, die Ausschreibungen vornehmen und für die Lieferantenauswahl und –betreuung zuständig sein. „Die Unterschriften der beteiligten Unternehmen stehen kurz bevor. Zum Ende des ersten Quartals 2012 soll es losgehen“, verriet Windheuser.
Die Planungen sehen vor, dieses in dieser Dimension bislang einmalige Projekt über eine neunmonatige Pilotphase laufen zu lassen. Dabei werden zunächst vor allem einige Ost-West-Relationen (beispielsweise von Großbritannien über Rotterdam, Köln bis nach Wroclwa) sowie wenige Nord-Süd-Relationen von der Logistiktochter betreut. Im Hauptlauf ist beabsichtigt, die Transporte über die Bahn im Kombinierten Verkehr abzuwickeln. So sollen Kosten eingespart und der CO2-Ausstoß verringert werden.
Das Projekt ist offen für anderen Industrie- und Handelsunternehmen
Die Initiative ist offen auch für andere Unternehmen, sagte Windheuser. Vor allem, um die Auslastung der Züge zu erhöhen, die insbesondere auf der Route von West nach Ost noch verbessert werden könne. Interesse an dem Projekt hätten bereits IT-Hersteller gezeigt. „Aber auch Handelsunternehmen, wie der britische Handelskonzern Tesco, spielen mit dem Gedanken, hier mitzumachen“, sagte Windheuser gegenüber der VerkehrsRundschau. Tesco hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emission in seiner Lieferkette bis 2020 um 30 Prozent im Vergleich zu 2009 zu verringern und begleitet das Projekt seit der Startphase im so genannten Supervisory Board. (cd)