Bonn/Berlin. Die Deutsche Post gerät durch die massive Ausweitung der Streiks von Zustellern und Beschäftigten in den Briefzentren immer stärker unter Druck. Am Freitag legten weitere Post- und Paketboten ihre Arbeit nieder, womit die Gesamtzahl der Dauerstreikenden nach Verdi-Angaben inzwischen auf 17.500 kletterte. Die Post nannte sogar eine höhere Zahl 17.800 Beschäftigten.
Jedes fünfte Paket kommt zu spät
Für die Kunden werden die Auswirkungen allmählich spürbar, sie hielten sich bisher aber noch in Grenzen. Jeder fünfte Brief und jedes fünfte Paket wird nach Einschätzung des Unternehmens den Empfänger nicht pünktlich erreichen. Dabei zeigte sich die Post optimistisch, liegengebliebene Pakete mit einem Tag Verzögerung zustellen zu können.
Nicht betroffen von dem Ausstand sind nach wie vor die bundesweit 33 Paketzentren. Diese könnten schon in den nächsten Tagen in den Fokus von Streikmaßnahmen geraten. Damit könnten sich die negativen Folgen des Streiks für die Postkunden noch einmal stärker bemerkbar machen.
Bislang hat die Post nach eigenen Angaben durch verschiedene „Ausgleichsmaßnahmen“ - dazu gehört der Einsatz von Mitarbeitern aus der Verwaltung, von Service-Partnern und Beamten - die Streikfolgen abmildern können. Mit der Ausweitung des unbefristeten Ausstands will Verdi Bewegung in den festgefahrenen Tarifkonflikt bringen.
Sechs Verhandlungsrunden mit Angeboten und Gegenangeboten waren in den vergangenen Wochen ohne Ergebnis geblieben. Am Ende erklärte Verdi das Scheitern der Tarifgespräche.
Verdi: Post vertuscht Streikfolgen
Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis erklärte: „Die Deutsche Post AG steckt mehr Energie in das Vertuschen der Streikfolgen als in die Lösung des Konfliktes.“ Ob sich beide Seiten in der kommenden Woche wieder aufeinander zubewegen, bleibt abzuwarten. Fünf Tage nach dem Beginn des unbefristeten Ausstands gab es dafür noch keine Signale.
Auslöser des Tarifstreits ist die Ausgliederung von 49 regionalen Gesellschaften im Paketgeschäft. Die dort rund 6000 Beschäftigten erhalten weniger Geld als ihre Kollegen im Mutterkonzern. Verdi fordert unter anderem eine Rückkehr der Mitarbeiter in den Haustarif. Das lehnt die Post strikt ab, sie will ihre Personalkosten deutlich senken und denen der Konkurrenz anpassen.
Die Post in Zahlen
Derzeit beschäftigt der Konzern rund 136.000 Menschen im Haustarif. Hinzu kommen etwa 40.000 Beamte, die vorwiegend in der Zustellung arbeiten und nicht streiken dürfen. Als Briefträger sind 86.000 Mitarbeiter tätig, weitere 14.700 in der Paketzustellung. Bestreikt werden derzeit die bundesweit 82 Briefzentren, die Paketzentren waren bis zum Freitag von den Arbeitskampfmaßnahmen noch ausgenommen. Außerdem wurden in den vergangenen Tagen Brief- und Paketboten von Tag zu Tag in den Ausstand einbezogen. (dpa)