Berlin. Vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Brasilien hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) eine Abschaffung von Handelsschranken in dem südamerikanischen Land gefordert. „Diese protektionistischen Maßnahmen schaden zu allererst dem Land selbst“, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Deswegen sollte die Regierung hier rasch gegensteuern und sich dem freien Wettbewerb stellen anstatt sich handelspolitisch abzuschotten.“ Derzeit erhebe Brasilien 35 Prozent Einfuhrzoll auf importierte Neuwagen und gewähre gleichzeitig hohe Steuervorteile für die heimische Produktion.
Wissmann forderte weiter: „Zudem sind Strukturreformen für mehr Wettbewerbsfähigkeit und ein besseres Investitionsklima nötig.“ Die Wirtschaftsleistung des fünftgrößten Landes der Erde war in der ersten Jahreshälfte um mehr als sechs Prozent eingebrochen. Die Behörden rechnen für dieses Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaftskraft um 1,1 Prozent, nach plus 0,1 Prozent im Vorjahr. Die Inflation ist mit knapp 10 Prozent auf dem höchsten Stand seit zwölf Jahren.
Keine Besserung in Sicht
„Die schwere Rezession der brasilianischen Wirtschaft wirkt sich auch auf das Automobilgeschäft aus“, sagte Wissmann. „Auch im laufenden Jahr zeigt sich keine Besserung.“ In den ersten sieben Monaten sei der Absatz um 20 Prozent eingebrochen. Für das Gesamtjahr rechnet der VDA ebenfalls mit einem Minus von 20 Prozent auf 2,7 Millionen Fahrzeuge.
Wissmann betonte zugleich, Brasilien biete „erhebliches Potenzial“. So kämen auf 1000 Bürger derzeit 193 Autos, in Deutschland seien es 548. Deutsche Autobauer kommen in Brasilien auf rund 17 Prozent Marktanteil.
Merkel wird am Mittwochabend in der Hauptstadt Brasilia erwartet, wo am Donnerstag die ersten deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen stattfinden. (dpa)