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Umweltorganisation kritisiert belgische Maut

06.04.2016 09:59 Uhr
Umweltorganisation kritisiert belgische Maut
Insgesamt erhebt Belgien die Maut auf 6700 Kilometern Autobahnen und Fernstraßen
© Foto: VR/Andre Kranke

Die Organisation Transport&Environment glaubt zwar, dass die streckenabhängige Lkw-Maut in Belgien für weniger Leerfahrten sorgt, befürchtet aber Ausweichfahrten.

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Brüssel. Belgien hat am 1. April als 15. Land der EU eine streckenabhängige Maut für Lkw eingeführt. Sie soll Flandern, der Wallonie und der Region Brüssel 750 Millionen Euro zusätzliche Einnahmen verschaffen, die für den Ausbau und den Erhalt des Straßennetzes zur Verfügung stehen. Die Umweltorganisation Transport&Environment (T&E) erwartet keine negativen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Seehäfen.

In einer ersten Bewertung begrüßt T&E das neue belgische Mautsystem grundsätzlich. Es werde dazu beitragen, dass in Zukunft weniger Leerfahrten auf den belgischen Straßen stattfinden. Weil die Maut nach Euro-Norm gestaffelt sei, könnten Transportunternehmen mit sauberen Fahrzeugen Straßengebühren sparen. Euro-5- und -6-Lkw zahlen etwa ein Drittel weniger Maut als Euro-0-Fahrzeuge. Das würde nach Ansicht von T&E allerdings nur dann zu einer schnelleren Modernisierung der Lkw-Flotte und mithin zur Verbesserung der Luftqualität beitragen, wenn auch Euro-6- weniger Maut zahlen müssten als Euro-5-Fahrzeugen. Nach der geltenden Maut-Tabelle ist das nur im Ballungsraum Brüssel der Fall. Nur nach der Euro-6-Norm müssten Partikel-Filter eingesetzt werden, heißt es bei T&E, um die Grenzwerte zu erreichen. Der belgische Straßengüterverkehr verursacht rund die Hälfte der Stickoxide und ein Viertel der Partikel-Emissionen in dem Königreich.

T&E kritisiert außerdem, dass die Mautsätze nicht davon abhängen, wie klimafreundlich ein Lkw ist. Nutzfahrzeuge machten zwar nur drei Prozent des Verkehrs aus, erzeugten aber 25 Prozent der Treibhausgase, heißt es von der Organisation. Eine Berücksichtigung des CO2-Ausstoßes sei geeignet, den Straßentransport effizienter zu machen und Leerfahrten zu reduzieren.

In Flandern bestehe die Gefahr, dass der Lkw-Verkehr auf unbemautete Straßen ausweiche, weil das Streckennetz der Mautstraßen nicht dicht genug sei. Die Verkehrspolitik müsse die Entwicklung der Verkehrsströme genau verfolgen, um Ausweichmanövern rechtzeitig zu begegnen. Das gelte auch für den möglichen Umstieg der Transportunternehmen auf kleinere Fahrzeuge(unter 3,5 Tonnen), die keine Maut zahlen müssten.

In Brüssel, wo die Mautsätze höhere sind als in den beiden anderen Regionen, rechnet T&E mit einer effizienteren Logistik, weniger Staus und weniger Unfällen. Den anderen EU-Staaten empfiehlt T&E ebenfalls, in den Ballungsräumen höhere Mautsätze zu erheben als auf dem Land.

Insgesamt erhebt Belgien die Maut auf 6700 Kilometern Autobahnen und Fernstraßen, das sind 4,3 Prozent des gesamten belgischen Straßennetzes (155.200 Kilometer). Das ist mehr als in allen anderen EU-Staaten, die eine Lkw-Maut erheben. Von den deutschen Straßen etwa werden nur 2,2 Prozent von der Lkw-Maut erfasst. (tw)

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