Frankfurt am Main. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik (BGL) und Entsorgung befürchtet angesichts der neuen streckenabhängigen Lkw-Maut in Belgien finanzielle Einbußen für Mitgliedsunternehmen. Viele der ausgelieferten On-Board-Units seien nicht betriebsbereit, teils habe es auch Probleme bei der rechtzeitigen Zustellung von OBUs an die Unternehmen gegeben, heißt es von dem Verband. Da Unternehmen Bußgelder von bis zu 1000 Euro drohen, empfiehlt der BGL, im Falle nicht funktionsbereiter Geräte nicht einfach durch Belgien zu fahren, sondern wie vorgeschrieben bei der Betreibergesellschaft anzurufen – auch wenn das mit Wartezeiten verbunden ist.
Schon mit der Mautumstellung am Freitag ist es laut BGL an den belgischen Grenzen zu erheblichen Rückstaus betroffener Lkw gekommen. Belastungen der Transport- und Logistikunternehmen durch Verzögerungen und versäumte Termine und die finanziellen Konsequenzen seien die Folge.
BGL: Behörden sollen von Bußgeldern absehen
Angesichts der laut BGL unhaltbaren Situation fordert der Verband die belgischen Kontrollbehörden auf mit Augenmaß zu kontrollieren: Wenn ein Unternehmen nicht im Mautsystem eingebucht ist, aber erkennbar alles dafür getan hat, um die Maut korrekt zu zahlen, sollten demnach keine Bußgelder erhoben werden. Auch Unternehmen, die trotz rechtzeitiger Bestellung die OBU termingerecht erhalten haben, sollten nicht haftbar gemacht werden, sagt der BGL. Der Verband fordert auch das deutsche Bundesverkehrsministerium auf, das Transportgewerbe hier zu unterstützen.
Die Lkw-Maut soll in Belgien für einheimische und ausländische Kraftfahrzeuge gelten und die nicht streckenabhängige Eurovignette ablösen. Sie wird in der Regel auf Autobahnen und größeren Straßen fällig, in Brüssel gilt sie auch im Innenstadtbereich. Die Abgabe beträgt zwischen rund 7 und 30 Cent pro Kilometer und ist abhängig vom Straßentyp, dem zulässigen Gesamtgewicht des Fahrzeugs und der Emissionsnorm.
Automaten-OBUs schnell ausverkauft
Bei der Einführung bildeten sich auch in Flandern lange Lkw-Schlangen. Grund dafür war, dass viele Lkw noch nicht mit der sogenannten OBU ausgestattet waren. Alle Lkw müssen mit diesem Gerät zur Erfassung gefahrener Mautkilometer ausgestattet sein. Zu Staus kam es hier besonders an der Grenze zu den Niederlanden, auf den Autobahnen E 19, E 34 und E 314. Hier kann die OBU auch an Automaten an der Grenze gekauft werden. „Diese Automaten waren schnell leer“, sagte ein Sprecher von Satellic der Belga. Satellic ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom und des österreichischen Unternehmens Strabag und für die technische Umsetzung der Maut zuständig. Man werde jetzt schnell für Nachschub sorgen, das könne allerdings einige Zeit dauern.
Der belgische Transportverband Febetra sprach von „totalem Chaos“ und kritisierte, dass in den Call-Centern von Satellic niemand zu erreichen sei.
Bereits vor der Einführung der Maut hatte es Beschwerden von Fuhrunternehmen gegeben. So berichtete die Internationale Vereinigung für Straßentransport, dass viele ihrer Mitglieder bis kurz vor dem Start der Maut noch keine OBU geliefert bekommen hätten oder es technische Probleme bei der Installation gegeben habe. (ks)