Transporte werden wieder teurer

Naja, eine Preissteigerung von 0,61 Prozent: Was ist das schon, wird sich so mancher denken. In der Tat: Vor vier, fünf Jahren wäre eine solche Inflationsrate - wenn auch bezogen auf ein Quartal und nicht auf ein Jahr - kein außergewöhnliches Ereignis gewesen. Die amtliche Statistik vermeldete 2011 eine Verteuerung auf das Jahr bezogen in Höhe von 2,1 Prozent. Für dieses Jahr jedoch lautet die Prognose magere 0,5 Prozent - bezogen auf zwölf Monate. Vor diesem Hintergrund sind 0,61 Prozent mehr in drei Monaten durchaus eine Erwähnung wert. Beachtlicher Anstieg in Quartal drei Dass der Anstieg des VerkehrsRundschau-Index im dritten Quartal 2015 beachtlich ist, verdeutlicht auch ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Denn einen stärkeren Schub nach oben hat es letztmalig vor sechs Quartalen gegeben, im vierten Quartal 2013 (damals fiel das Plus mit 1,56 Prozent überraschend hoch aus). Sucht man nach Ursachen für die Zunahme, stechen vor allem zwei Gründe hervor: Zum einen wird seit dem ersten Juli 2015 die Lkw-Maut auf zusätzlichen 1100 Kilometern Bundesstraßen erhoben. Damit wird das mautpflichtige Straßennetz um immerhin 7,88 Prozent auf insgesamt 15.000 Kilometer erhöht. Diese Ausdehnung ist also keineswegs eine vernachlässigbare Maßnahme. Ein weiterer Grund: Normalerweise geben die Frachtraten im ersten Quartal eines Jahres immer mehr oder minder stark nach, weil die Nachfrage im ersten Quartal unter anderem witterungsbedingt immer etwas schwächer ausfällt. Diese Entwicklung war auch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres zu beobachten. Im zweiten Quartal geht es dann aufgrund einer wieder anziehenden Nachfrage in der Regel mit den Preisen wieder nach oben. Dieser Mechanismus ist jedoch im Jahr 2015 ausgeblieben (siehe Tabelle unten). Daher gab es womöglich einen Nachholbedarf, sodass sich der VR-Index auch deshalb im dritten Quartal spürbar nach oben bewegt hat. Für einen solchen Nachholbedarf sprechen auch die Aussagen der Verlader, die im Rahmen der VR-Index-Erhebung zur Entwicklung des Frachtaufkommens in den vergangenen drei Monaten befragt wurden. 40,6 Prozent der Verlader gaben an, dass ihr Sendungsaufkommen im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal gestiegen ist. Nicht ganz so positiv sieht es allerdings bei den Transportdienstleistern aus. Nur 35,8 Prozent von ihnen haben in den letzten drei Monaten im Vergleich zum zweiten Quartal eine steigende Nachfrage verspürt. Unklarer Trend für Quartal 4/2015 Nach dem Preisanstieg im dritten Quartal stellt sich die Frage, wie sich die Transportpreise weiterentwickeln werden. War diese spürbare Verteuerung ein einmaliger Ausrutscher? Oder ist damit zu rechnen, dass damit eine Phase steigender Transportpreise eingeläutet wird? Auch hierzu geben die Ergebnisse der VR-Index-Befragung Auskunft. Für das vierte Quartal 2015 geht die Mehrheit von konstanten Preisen aus. 55,3 Prozent aller Befragten rechnen mit einer Stagnation. Immerhin 29,8 Prozent sagten eine Verteuerung der Transporte voraus, während 14,9 Prozent mit sinkenden Frachtraten rechnen. Dabei ist unter den Verladern die Auffassung, dass sich Frachtraum verteuern wird, etwas stärker verbreitet als unter den Dienstleistern. Bei den Verladern teilen 33,8 Prozent diese Ansicht, bei den Dienstleistern sind es nur 27,3 Prozent. Diese zurückhaltenden Prognosen verwundern ein wenig. Denn mit dem Beginn des vierten Quartals 2015 zum 1. Oktober müssen erstmals auch Lkw ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht eine Maut zahlen. Das dürfte vor allem für den Verteilerverkehr bedeuten, dass die Kosten steigen werden. Sicher, nicht jeder Verlader oder Dienstleister setzt auf solche Fahrzeugkombinationen zwischen 7,5 und 12 Tonnen. Aber eine Untersuchung des Forwarding and Logistics Center (Forlogic) im Auftrag des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) hat ermittelt, dass im Stückgutverkehr eine Kostensteigerung bei der Abwicklung von Stückgutsendungen aufgrund der Mautausweitung um 1 bis 2,6 Prozent zu erwarten ist. Mautausweitung lässt Kosten steigen Auch im Rahmen einer Sondererhebung zum VR-Index ist nach den Auswirkungen der Mautänderungen auf die Kosten und Preise gefragt worden. Demnach sagten 78 Prozent der befragten Verlader und 82 Prozent der befragten Logistikdienstleister eine Steigerung zwischen null und drei Prozent voraus (siehe VR 38, Seite 16). Nun muss eine Erhöhung der Kosten nicht automatisch bedeuten, dass auch die Preise im gleichen Umfang nach oben klettern. Denn nicht immer gelingt es den Dienstleistern, die Kosten im Umfang eins zu eins weiterzuleiten. So argumentiert so mancher Verlader, der keinen Dieselfloater vereinbart hat, dass sich die Dieselpreise in den letzten Monaten auf einem äußerst niedrigen Niveau bewegt haben (siehe Grafik Seite 29) und weist mit dieser Begründung eine Erhöhung der Preise ab. Die Entwicklung im Jahr 2016 Dennoch ist in den kommenden zwölf Monaten eher mit einer Verteuerung des Lkw-Frachtraums zu rechnen. Fast jeder zweite Befragte (46 Prozent) stellt sich auf höhere Preise ein. Fast genauso viele (47,7 Prozent) gehen von konstanten Entgelten aus, während nur 6,3 Prozent sinkende Frachtraten voraussagen. Auffällig ist, dass die Preiserwartungen der Verlader anders ausfallen als die der Logistikdienstleister (siehe Grafik Seite 28). Einen wesentlichen Einfluss auf die Preisentwicklung hat die Auftragslage. Allerdings sind die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate alles andere als euphorisch: 38,7 Prozent der Befragten gehen von einer steigenden Nachfrage aus. Jeder Zweite (51,1 Prozent) prognostiziert ein konstantes Aufkommen, während 10,2 Prozent sich skeptisch zeigen und eine sinkende Nachfrage befürchten. Mehr finden Sie im Dossier Transportpreise www.verkehrsrundschau.de/dossiers VR-Kommentar Zehn Jahre VR-Index 2005 kam die VerkehrsRundschau zum ersten Mal mit einem Preisindex für den Straßengüterverkehr auf den Markt. Damals war das sehr ungewöhnlich, denn Indizes - geschweige denn Preisindizes - waren quasi nicht am Markt existent, sieht man mal vom Transportmarktbarometer von Prognos ab.Der VR-Index ist nach wie vor einer der wenigen am Markt, die sich mit dem Thema Transportpreise befassen. Er ist zu einem verlässlichen Indikator für die Entwicklung des Frachtratenniveaus im Lkw-Verkehr geworden. Das wird auch deutlich beim Vergleich des VR-Index mit dem Erzeugerpreisindex für Güterverkehrsleistungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Die Verläufe sind ziemlich ähnlich, was dafür spricht, dass trotz unterschiedlicher Berechnungsmethoden die Wirklichkeit ziemlich gut wiedergegeben wird. Einen entscheidenden Vorteil hat allerdings der VR-Index gegenüber den Destatis-Zahlen: Er ist deutlicher aktueller als sein Pendant. cd Michael Cordes, Redakteur Zehn Jahre VR-Index: Attraktive Preise gewinnen Mitmachen beim VR-Index lohnt sich gleich mehrfach Es ist jetzt zehn Jahre her, dass die Verkehrs-Rundschau einen Index für den Straßengüterverkehr veröffentlichte. Es war der erste Preisindex für Lkw-Verkehre in Deutschland.Damit war die Verkehrs-Rundschau Vorreiter. Mittlerweile gibt es weitere Preisindizes am Markt. Anlässlich des Jubiläums verlost die VerkehrsRundschau attraktive Preise unter allen Teilnehmern des Index: 10 mal eine Übernachtung für zwei Personen mit Frühstück im Hotel ihrer Wahl (Auswahl aus der Magic Box "Zauberhafte Unterkünfte" von MyDays). Wenn Sie also Logistikdienstleister oder Verlader sind, müssen Sie nur beim VR-Index mitmachen. Die Teilnahme an der Online-Befragung ist kostenlos und wird zudem mit einem Geschenk belohnt, das umso größer ausfällt, je häufiger Sie mitmachen. Außerdem erhalten Sie eine Benchmark-Auswertung, bei der Sie in einer Tabelle ablesen können, in welcher Preisklasse Sie um wie viel Prozent von den Durchschnittspreisen abweichen. Eine Analyse, die Sie nirgendwo sonst bekommen.Neugierig geworden? Dann wenden Sie sich an das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Kleffmann Group, Christina Gronowski (Tel.: 02591/9188-303). Weitere Infos unter www.verkehrsrundschau.de/index. cd

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