Karlsruhe. Ob Technik oder Tabak - der Diebstahl von teurer Fracht aus Lkw nimmt nach Einschätzung eines Experten immer größere Ausmaße an. „Vor allem auf Autobahn-Parkplätzen schlagen die Täter häufig nachts zu und schlitzen Planen auf oder brechen Türen ein“, sagte Waldemar Lorenz vom Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen. Pro Jahr belaufe sich der Schaden hierzulande auf 1,5 Milliarden Euro. Sein LKA hat bei dem Thema die Federführung in Deutschland. Lorenz tritt auf der an diesem Donnerstag beginnenden Karlsruher Nutzfahrzeugmesse (Nufam) als Redner auf. Die Branche müsse mehr investieren, etwa in Sicherheits-Planen, sagte Lorenz.
Sechs Tonnen Weingummi gestohlen
„Der Ladungsdiebstahl ist zum Riesenproblem geworden“, sagt der Kriminalhauptkommissar. Elektroartikel - etwa Laptops oder Flachbildfernseher - und Zigaretten werden häufig gestohlen. Auch Nahrungsmittel und Metalle würden immer wieder abgegriffen, sagte Lorenz. „Es gibt praktisch nichts, was nicht geklaut wird.“ Selbst eine Ladung von sechs Tonnen Weingummi und eine andere Fracht mit 24 Tonnen Doseneintopf seien einmal verschwunden.
Die Täter gingen sehr professionell und schnell vor. Sie agierten vor allem entlang der Hauptverkehrsachsen und in Drehkreuzen für den Speditionsverkehr, zum Beispiel in der Region Stuttgart. „Der Wolf geht dahin, wo es viel Beute gibt“, sagt Lorenz. Neben den Autobahnparkplätzen schlagen die Kriminellen auch auf Speditionsgelände oder auf Industrieflächen zu.
Einen Grund für den zunehmenden Ladungsdiebstahl sieht der Polizeiexperte in dem hohen Wettbewerbsdruck der Branche. Spediteure wollten die Kosten sehr niedrig halten, daher scheuten sie Investitionen in Mitarbeiterschulungen oder Anti-Diebstahl-Technik.
Mehr in Sicherheit investieren
Lorenz appelliert an die Branche, in die Sicherheit zu investieren. Gut wären verstärkte Sicherheitsplanen, die nur sehr schwer aufzuschneiden sind. „Leider scheuen viele Firmen vor solchen Planen zurück, zum einen kosten sie, zum anderen werden die Fahrzeuge dadurch schwerer und es kann dann weniger geladen werden“, sagt Lorenz. Noch besser wären Lkw mit Metallwänden.
Außerdem empfiehlt Sicherheitsexperte Lorenz GPS-Sender in den Ladungen. Die Täter seien häufig zwar so gut ausstaffiert, dass sie mit Scannern solche Sender erkennen. Inzwischen gebe es aber schlafende Systeme, die von den Scannern nicht erkannt würden und sich erst bei der Fahrt aktivierten, um ihren Standort zu senden.
Generell hält es Lorenz für angebracht, dass Speditionen ihre Mitarbeiter schulen lassen und sensibilisieren. Ein ganz praktischer Tipp: Wenn möglich so parken, dass die Tür zum Frachtraum nicht geöffnet werden kann. Relativ häufig verrieten Mitarbeiter unbeabsichtigt Infos zur Fracht und zur Route beim Plaudern in Kneipen und anderswo - den Mitarbeitern müsste klargemacht werden, dass sie vertrauliche Informationen für sich behalten müssen. (dpa)