Top 100 der Logistik

Top 100 der Logistik 2011 schon wieder auf Vorkrisenniveau Wer etwas über den Logistikmarkt in Deutschland wissen will, kommt an der Marktuntersuchung und -prognose Top 100 der Logistik nicht vorbei. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst. Man kann die Studie „Top 100 der Logistik“ – die mittlerweile als Referenz- und Standardwerk für Logistikmarktdaten bezeichnet werden darf – auf vielerlei Weisen lesen: Als aktuelles Ranking der Top-Logistikunternehmen in Deutschland, Europa und auf Weltebene, als detaillierte Analyse aller Teilmärkte der Logistikwirtschaft oder als Trendstudie, die aktuelle Entwicklungen innerhalb dieser Teilmärkte identifiziert und erklärt. Und schließlich ist die Top-100-Studie immer auch eine Prognose der künftigen Umsatzentwicklung. Die Autoren der Studie, Professor Peter Klaus, Professorin Evi Hartmann und Christian Kille von der Fraunhofer Arbeitsgruppe Supply Chain Services SCS, schätzen, dass der Logistikmarkt 2010 um vier bis fünf Prozent auf 208 bis 210 Milliarden Euro wächst. Für das Jahr 2011 gehen die Autoren dann nochmals von einem Wachstum von vier bis fünf Prozent aus (215 bis 220 Milliarden Euro). Der tatsächliche Wert dürfte am Ende dieses und nächsten Jahres irgendwo zwischen dem oberen und unteren Wert liegen, der jeweils ein Best-Case- und Worst-Case-Szenario wiedergibt. „Das bedeutet, dass 2011 das Niveau von 2008 wieder erreicht wird“, heißt es in der Studie. 2008 lag der Umsatz bei 218 Milliarden Euro. Die vorliegende Marktstudie ist auch ein Spiegel der zurückliegenden Wirtschaftskrise, die in der Logistikwirtschaft zu schmerzhaften Einschnitten geführt hat. Dies wird an mehreren Parametern deutlich. Tiefe Einschnitte in der Krise Der Bestand angemeldeter und für Zwecke des Wirtschaftsverkehrs eingesetzter LKW lag zum Zeitpunkt der Erhebung um fünf Prozent unter dem Wert der letzten Studie. Er ist von 1,9 auf 1,794 Millionen LKW gesunken. In diesen Zahlen spiegelt sich der Kapazitätsabbau im Zuge der Krise wider. Der Umsatzwert des LKW-Güterverkehrs ist dadurch um 4,2 Milliarden Euro (5,9 Prozent) auf 66,8 Mrd. Euro gesunken. Die Beschäftigung in der Logistik ist ebenfalls deutlich zurückgegangen: um 4,1 Prozent von 2,757 auf 2,643 Millionen Menschen. Dabei traf es weniger Qualifizierte härter als die Know-how-Träger in Management, kaufmännischem Bereich und IT. Methodisch fußt die Analyse der Logistikumsätze auf mehrfacher Absicherung. Die Autoren schätzen das Umsatzvolumen der Logistikleistungen parallel über drei Methoden und bilden aus allen drei Ergebnissen am Ende den Mittelwert: Berechnung der Aufwendungen für Transportleistung und Hochrechnung der erweiterten Logistikaufwendungen Ableitung der Wertschöpfung aus Beschäftigungszahlen in der Logistik nachfrageorientierte Schätzung über Ausgaben in Unternehmen für Logis-tikaktivitäten Alle drei Methoden liefern ziemlich eng beieinanderliegende Werte zwischen 198,7 Milliarden und 202,8 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich der gemittelte Wert von 200 Milliarden Euro für Logistikaufwendungen im Jahr 2009. Das entspricht 8,3 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes. Interessante Erkenntnisse liefert die detaillierte Untersuchung der Entwicklungen in 15 Logistik-Marktsegmenten – nicht nur zu den zentralen Teilmärkten Ladungsverkehr, Stückgut und Kontraktlogistik. Outsourcingpotenzial immer noch hoch Der Stückgutmarkt ist 2009 um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. In der zweiten Jahreshälfte 2009 setzte eine leichte Erholung ein und im Frühjahr 2010 sind die Mengen wieder stark angestiegen und erreichten fast das Niveau von 2008. Das Wachstum wird sich laut den Prognosen des Fraunhofer SCS auf vier Prozent einpendeln – dabei sind die nur langsam steigenden Preise bereits berücksichtigt. Dem Bereich der Kontraktlogistik schreiben die Autoren ein theoretisches Marktpotenzial von 78 Milliarden Euro zu. Davon sind derzeit nur Leistungen für etwa 22,1 Milliarden Euro outgesourct. Der Rest liegt in der Hand von Industrie- und Handelsunternehmen. In der Konsumgüter-Kontraktlogistik werden vom geschätzten gesamten Umsatzvolumen von 25,5 Milliarden Euro derzeit etwa 8,9 Milliarden von Dienstleistern abgewickelt. Der Outsourcinganteil beträgt nur 35 Prozent. Noch geringer ist der Outsourcinggrad in der industriellen Kontraktlogistik: Von 53 Milliarden Euro theoretischem Marktpotenzial werden nur 13,2 Milliarden von Logistikdienstleistern realisiert. Der Outsourcinganteil liegt damit bei gerade 25 Prozent. Das Ranking der umsatzstärksten Unternehmen, von dem sich der Name der Studie ableitet, birgt einige Überraschungen. Der Umsatz der Top 10 hat sich 2009 um 13,8 Prozent von 29,3 Milliarden (2008) auf 25,3 Milliarden Euro reduziert. Dafür ist die Zahl der Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Jahresumsatz von 168 Unternehmen im Jahr 2007 auf 199 angestiegen. Außerdem gibt es einen Wechsel an der Spitze: Die Post hat die Deutsche Bahn von Platz eins verdrängt (siehe Interview). Arvato Logistics Services gilt als Aufsteiger und hat sich von Platz 17 auf Platz 8 hochgearbeitet. Fr. Meyer‘s Sohn hat es von Platz 33 auf Platz 21 geschafft. Allerdings gibt es auch Unternehmen, die im Ranking deutlich abgefallen sind. Panalpina ist von Platz 8 auf Platz 16 zurückgefallen, Hapag-Lloyd im Zuge der Seeschifffahrtskrise von Platz 5 auf Platz 28. ❙❚■ Dietmar Winkler Umsätze der Logistik mit Prognosen für 2010 und 2011. Die blauen Abschnitte stellen jeweils die Grenzen des Best- und Worst-Case-Szenarios dar 218Mrd. € 200Mrd. € 208-210Mrd. € 215-220Mrd. € 2008 2009 2010 2011 Top 100 der Logistik Mittelstand hat sich gut geschlagen Interview mit dem Mitautor der Studie, Christian Kille, von der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS. Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Top-100-Studie? Christian Kille: Die Umsätze im Logistikmarkt sind 2009 um 9 Prozent geschrumpft, damit haben sich unsere Prognosen für das Krisenjahr ziemlich genau erfüllt. Aber man muss unterscheiden: Während die Gütermengen gerechnet in Tonnen um 11 Prozent zurückgegangen sind, ist die Beschäftigung durchschnittlich nur um 4 Prozent gesunken. Im Ranking der Top-Logistikdienstleister haben wir außerdem einen Wechsel an der Spitze: Die Post hat die Deutsche Bahn von Platz eins verdrängt. Beide haben in der Krise verloren – die Bahn hat es aber härter getroffen. Die Unternehmen haben offenbar versucht, ihre Mitarbeiter zu halten? Das gilt in erster Linie für qualifiziertes Personal im Management, im kaufmännischen Bereich und in der IT. Hier haben die Unternehmen versucht, das Know-how der Mitarbeiter zu behalten. Personalabbau gab es eher bei den wenig qualifizierten Tätigkeiten. Im Lagerbereich wurden über fünf Prozent der Mitarbeiter abgebaut und auch beim Fahrpersonal wurden Leute entlassen, jedoch mit unter vier Prozent weniger als im Durchschnitt. Wie sind die mittelständischen Unternehmen durch die Krise gekommen? Fast alle Unternehmen haben im vergangenen Jahr Federn gelassen. Wenn man den relativen Umsatzrückgang analysiert, haben die mittelständischen Unternehmen mit Umsätzen unter 250 Millionen allerdings relativ weniger Umsatzeinbußen zu verkraften als die Top-10- Unternehmen. Eine plausible Erklärung dafür könnte sein, dass die Top-10-Unternehmen internationaler tätig sind und damit die Geschäftsfelder Luft- und Seefracht eine relativ größere Rolle spielen, welche 2009 besonders stark eingebrochen sind. diwi Interview Christian Kille Top 10 Unternehmen Ranking nach Umsatz Deutschland Platz Unternehmen Umsatz 2009 in Mio. € 1 Deutsche Post DHL 6416 2 DB Mobility Logistics AG 5852 3 Kühne + Nagel (AG & Co.) KG 3089 DB Schenker Rail* 2954 Schenker Deutschland AG* 2898 4 Dachser GmbH & Co. KG 2294 5 Rhenus AG & Co. KG 1500 6 United Parcel Service Deutschland 1400 7 DPD Dynamic Parcel Distribution GmbH & Co. KG 1305 8 Arvato Logistics Services GmbH 1230 9 Volkswagen Logistics GmbH & Co. OHG 1100 10 Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co. KG 1092 Zwischensumme Top 10 25.278(ohne Kooperationen/Teilkonzernumsätze)

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