Paris. Von heute Abend, 19 Uhr, bis Freitagmorgen, 8 Uhr, wird die französische Staatsbahn SNCF aus Protest gegen die geplante Bahnreform bestreikt. Zu dem Ausstand aufgerufen haben die vier im Bahnbereich präsenten Gewerkschaften CGT, UNSA, Sud und CFDT. Auch im Gütertransport muss daher wie üblich mit erheblichen Verzögerungen, wenn nicht Stillstand gerechnet werden.
Vordergründig geht es bei dem Streik um Arbeitsplatz- und Lohnfragen. Beobachter sehen ihn jedoch als Vorstufe für eine aller Voraussicht nach breite Protestbewegung nach den Sommerferien im Herbst, wenn das Parlament nicht nur über die Bahnreform abstimmt, sondern auch über die der Renten im öffentlichen Dienst. Eine Verlängerung der bisher geltenden Bemessungszeit, wie sie die Regierung plant, erklärten Gewerkschaftssprecher schon jetzt zu einem „roten Tuch“, nachdem kürzlich die entsprechenden Überlegungen durch Indiskretionen bekannt geworden waren.
Für Staatsbedienstete wird derzeit die Rentenhöhe nach den in den letzten sechs Monaten vor Renteneintritt bezogenen Gehältern berechnet, im privaten Sektor dagegen nach den „25 besten Verdienstjahren“. Sollte Paris die Staatsrenten den im Privatbereich geltenden tatsächlich angleichen wollen, könnte die damit sehr wahrscheinlich ausgelöste Streiklawine auch die gesamte Bahnreform zu Fall bringen, befürchten Kenner der Situation. (jb)