Paris. Der für Oktober vorgesehene offizielle Starttermin für die LKW-Ökosteuer in Frankreich ist nach Ansicht des Gewerbeverbandes FNTR zu kurzfristig bemessen. Nach der derzeitigen Sachlage bliebe den Transporteuren nur knapp ein Monat Zeit für den Einbau der OBU-Geräte und die Schulung des Fahrpersonals. Dies sei das Ergebnis von Verzögerungen beim Aufbau des Systems, die man nicht dem Transportgewerbe anlasten könne.
Laut FNTR hakt es vor allem bei der Homogenisierung der Boxen, mit denen jedes Fahrzeug ausgerüstet sein muss, das unter das neue Ökosteuergesetz fällt. Erhalten kann man diese nur dann, wenn das Fahrzeug zuvor beim Systembetreiber Ecimouv mit allen dafür notwendigen Papieren registriert worden ist. Der Verband schätzt, dass dies mehr als 800.000 LKW betrifft. Die Bearbeitung sei angesichts dieser hohen Zahl langwierig und komplex, zumal Ecomouv damit erst Anfang Juli beginnen werde. Daher sei mit der Auslieferung der OBU-Boxen nicht vor Mitte August zu rechnen. Bis die ersten Unternehmen ihre Exemplare einbauen könnten, blieben ihnen demnach dafür nicht mal vier Wochen.
Lawine von neuen Ausschreibungen
Für den Verband der Straßengütertransporteure ist dieser Zeitplan mit der Realität der ganz überwiegend aus kleineren und mittleren Unternehmen bestehenden Branche nicht zu vereinbaren. Er befürchtet überdies, dass sich die Konkurrenzsituation auf dem französischen Transportmarkt im Zuge der Ökosteuer enorm verschärfen wird, weil die Verlader, die letztlich für die Steuer aufkommen müssen, nach dem jeweils billigsten Angebot suchen würden, um die neue Belastung möglichst niedrig zu halten. Dies werde eine ganze Lawine neuer Ausschreibungen auslösen und das ohnehin schon fragile Gewerbe in weitere Gefahr bringen.
Nach einer Studie des Pariser Beratungshauses BP2R verfügen 52 Prozent der Transporteure nicht über das Personal zur Bearbeitung von Ausschreibungen, wofür im Schnitt dreieinhalb Arbeitstage an Zeitaufwand gerechnet werden. Neben den damit verbundenen absehbaren Umsatzeinbußen für zahlreiche Transportunternehmen könnte sich im Gegenzug auch für die Verlader ein Risiko ergeben, nämlich eine deutlich geringere Servicequalität, heißt es in der Untersuchung. Beim FNTR hält man es nicht für ausgeschlossen, dass einige Verlader auf ausländische Transporteure zurückgreifen könnten, um so Druck auf das heimische Gewerbe auszulösen. (jb)