Paris. Seit über einer Woche streiken rund 80 Prozent des Personals der DB-Bahnfrachttochter Euro Cargo Rail (ECR) in Frankreich. Dazu aufgerufen haben die beiden führenden Gewerkschaften CFDT und CGT. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn. Am Montag, dem fünften Streiktag, waren mehr als 60 ECR-Züge mangels Zugführer blockiert, darunter einige auch an den Grenzen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Kritisiert wird von den Streikenden, dass es bei ECR „keine wirklichen Verhandlungen über soziale Fragen“ gebe und keinen Dialog mit der Unternehmensleitung. Die 2006 gegründete ECR beschäftigt zirka 1000 Mitarbeiter, davon die Hälfte als Fahrpersonal. Die Firma gehört zur britischen DB-Filiale DB Schenker Rail UK, vormals EWS, die 2007 von Deutsche Bahn übernommen wurde.
Proteste wegen fehlenden Wochenenden
Seit der Liberalisierung der Bahnfracht ist der Ausstand der erste Streik im Bereich der privaten Mitbewerber der französischen Staatsbahn SNCF. Wie die Presse berichtet, bemüht sich die ECR-Leitung seit Beginn des Sommers um Verhandlungen über neue Tarife und Arbeitszeiten. Von Gewerkschaftsseite wird vermutet, dass das Bahnfrachtunternehmen noch vor dem in Vorbereitung befindlichen Manteltarifvertrag (Convention Collective Nationale) mit landesweiter Geltung die aktuellen Konditionen im Grunde fortschreiben möchte. Sie werfen ECR überdies vor, den Verhandlungspartnern die Einsicht in wichtige Unterlagen durch zeitliches Verschleppen zu erschweren. Bezüglich der Wochenarbeitszeiten und den dafür geltenden Auflagen behaupte die Firma, im Prinzip herrschten bei ihrem Betrieb jeden Tag jene „besonderen Bedingungen“, die einen zweiten Ruhetag in Folge außerhalb des Wohnsitzes, wie er im Gesetz als verpflichtend vorgeschrieben sei, unmöglich machten.
Die Lohnforderungen lauten auf eine Erhöhung von 300 Euro pro ECR-Mitarbeiter sowie mehrere abgestufte Entschädigungssummen von 40 bis 120 Euro unter anderem für Sonntagsarbeit und diverse Ad-hoc-Verpflichtungen bzw. andere Sonderbelastungen. (jb)