Strahlend Strom sparen

Heinz Hintzen strahlt jeden Monat, wenn er seine Stromrechnung öffnet. Seit er in seiner Spedition von konventionellen Leuchtröhren auf Leuchtdioden (LED) umgestellt hat, spart der Geschäftsführer der Hintzen Logistik in Eschweiler jeden Monat 1100 Euro bei den Energiekosten. Abgesehen davon hat die Umrüstung den CO2-Fußabdruck der Spedition um neun Prozent gesenkt. "Zwei wichtige Faktoren zur Steigerung unserer Wettbewerbsfähigkeit", urteilt Hintzen. 2012 hat das Unternehmen beschlossen, auf LED-Beleuchtung umzustellen. Gut 50.000 Euro investierte der Dienstleister, um Büros und Flure, Keller, Werkstätten, die Außenbeleuchtung sowie die beiden 2400 und 1200 Quadratmeter großen Lagerflächen auf die verbrauchsarmen Lichtspender umzurüsten. Etwa die Hälfte der Kosten floss dabei in die neue Lagerbeleuchtung. Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen "Die Industrie- und Handelskammer Aachen stellte uns einen Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung unter anderem durch LED-Beleuchtung vor", sagt Hintzen. "Wir haben dann Stromkosten, Lebensdauer der Leuchtmittel und Lichtstärken ins Verhältnis gesetzt und eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt. Das sollte man als Kaufmann selbst durchrechnen können." Gemeinsam mit dem Hauselektriker rüstete Hintzen dann Schritt für Schritt um. Nachdem in diesen Tagen die Gelände- und Torbeleuchtung fertig wurde, ist das Projekt abgeschlossen.P Durch die Maßnahmen senkte sich der tägliche Gesamtverbrauch von zuvor 859,8 Kilowattstunden (kWh) auf 516,9. Allein in den beiden Lagerbereichen reduzieren die LED-Lampen den Verbrauch um rund 60 Prozent. Rechnet man mit dem aktuellen Strompreis, werden sich die Investitionen nach knapp drei Jahren amortisiert haben. "Eine zukunftsorientierte Entscheidung", sagt Hintzen. In einem Berechnungszeitraum von zehn Jahren belaufe sich die Ersparnis bei den Stromkosten durch die LED-Beleuchtung im Vergleich mit der alten Lichtanlage auf rund 185.000 Euro. Abzüglich der Investitionskosten spart Hintzen Logistik so monatlich 1100 Euro. Wer in der Intralogistik wettbewerbsfähig sein will, muss energieeffizient sein. Steigende Energiepreise machen Unternehmen das Leben schwer.Außerdem sind ökologische Verantwortung und der CO2-Fußabdruck immer häufiger mit ausschlaggebend dafür, ob ein Dienstleister einen Auftrag erhält. Auf LED-Beleuchtung umzurüsten kann dabei helfen. Rund 15 Prozent der Energiekosten für die Intralogistik, so Untersuchungsergebnisse des Fraunhofer Instituts für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund, verschlingt die Beleuchtung. "Die Lichtausbeute Lumen pro Watt konnte in den vergangenen Jahren um mehr als 30 Prozent gesteigert werden", sagt Michael Stats, Experte für Lagerbeleuchtung bei Lichthersteller Osram in München. Die Folge: Die Amortisationszeit für den Umstieg auf moderne LED-Beleuchtung ist inzwischen schnell erreicht. Schon wenn eine herkömmliche Lichtquelle pro Tag vier bis fünf Stunden leuchtet, kann es lukrativ sein, sie gegen LED auszutauschen. Fast zwölf Jahre ohne Wartungskosten Je nach Gegebenheiten liege das Einsparpotenzial, das die LED erschließen, bei mindestens 30 Prozent. "Insgesamt lassen sich die Energiekosten für die Beleuchtung im Lager durch LED um bis zu 60 Prozent senken", sagt Osram-Manager Stats. "Mit intelligenter Lichtsteuerung, etwa durch Bewegungsmelder, sind sogar bis zu 70 Prozent erreichbar." Auch in den Hintzen-Lagerhallen sorgen vier Präsenzmelder für bedarfsgerechte Beleuchtung. "Der günstigste Strom ist der, der gar nicht fließt", erklärt Hintzen. Er ist stolz, die Umstellung allein realisiert zu haben. Davon raten Fachleute aber ab. "Mit dem einfachen Austausch der Röhren ist es nicht getan", warnt Ernst Kettler, Geschäftsführer des auf LED spezialisierten Anbieters Unique Lights aus Bad Lauterberg im Harz. Basis einer LED-Lösung ist eine sogenannte Lichtmessung, mit der die Experten die für die jeweiligen Arbeitsplätze erforderlichen Lichtstärken ermitteln. Denn es geht auch darum, arbeits- und versicherungsrechtliche Regeln einzuhalten. Unternehmen sollten die DIN-Norm 12464-1 zur Beleuchtung von Arbeitsstätten, den Bereich Beleuchtung der Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR A3.4) und die Sicherheitsvorschriften des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft bei der Lichtplanung bedenken. Diese Regelwerke legen fest, dass beispielsweise die Beleuchtungseinrichtungen in Gängen mit Staplerverkehr in einer Höhe von 25 Zentimetern über dem Boden eine Lichtstärke von 150 Lux erreichen müssen. Wichtig dabei: "Das künstliche Licht, auch die LED, verliert mit der Zeit an Intensität", erklärt Kettler. "Wenn 150 Lux vorgegeben sind, sollte die Erstausstattung bei 200 Lux liegen", erklärt der Experte. Andernfalls könne es bei Schadensfällen schnell Probleme mit den Versicherungen geben: "Gerade die Leuchtstoffröhren in Altbeständen verlieren schnell bis zu 50 Prozent ihrer Lichtintensität und entsprechen bereits nach kurzer Zeit nicht mehr den gesetzlichen und versicherungstechnischen Vorgaben", warnt Kettler. Bei Unfällen messen die Versicherer oft nach und wenn es zu dunkel sei, hafte der Anlagenbetreiber mit. Kein Platz für Blender Ein professioneller Lichtplaner weiß auch, welche Probleme bei falsch platzierten Leuchten auftreten können und wie man sie verhindert. In engen Gängen wird er beispielsweise gerichtete LED-Leuchten einsetzen. Die sind so ausgelegt, dass sie den Staplerfahrer auch dann nicht blenden, wenn er die obersten Regalebenen belädt oder dort Ware entnimmt. Ein entsprechend modernes Lichtkonzept hat Unique Lights für das 3000 Quadratmeter große Distributionszentrum in der Hamburger Niederlassung des Schutzverpackungsherstellers Storopack erstellt und umgesetzt. "Wir standen vor der Frage, die Leuchtkörper der 1987 und 1993 erbauten Hallen einfach gegen LED auszutauschen oder eine Komplettlösung zu realisieren", erklärt Niederlassungsleiter Hayo Thom. Heute beleuchtet ein modernes Leuchtschienensystem mit unterschiedlichen Lichtfarben und -stärken die 26 Gänge der Verschieberegalanlage und das Freilager. Die Schienensysteme ermöglichen eine variable, flexible Lichtplanung, die sich wechselnder Gestaltung und Nutzung eines Raumes anpassen kann. Zwei Tage für die Installation Nachdem Unique Lights durch eine Lichtmessung den Status quo ermittelt hat, stellten die Fachplaner dem Niederlassungsleiter das neue Lichtkonzept mit einer Bauzeichnung vor. Innerhalb von vier Wochen - von Auftragsvergabe bis zur technischen Umsetzung - setzte das Team das Projekt bei laufendem Betrieb schließlich um. "Die reine Installation war durch Verwendung eines Stecksystems in zwei Tagen abgeschlossen", sagt Thom. "Inzwischen verbrauchen wir pro Monat 700 bis 800 Kilowattstunden weniger Strom." Allein durch die Einsparungen der Energiekosten habe sich das Konzept in fünf Jahren amortisiert. Daher hat das Unternehmen aktuell die Zertifizierung seines Energie- Managements beantragt. Darüber hinaus entfallen beim Einsatz von LED-Leuchtmitteln laufende Kosten, wie sie für Leuchtstoffröhren entstehen. Im Betrachtungszeitraum der Lebensdauer einer LED-Leuchte von zehn bis zwölf Jahren summieren sich die Kosten für Ersatzröhren, Wartung und Instandhaltung herkömmlicher Beleuchtungsanlagen bei einer Lagerfläche von 5000 Quadratmeter auf knapp 23.000 Euro (siehe Kasten Seite 31). Das sind rund 160 Euro pro Monat. Die LED müssen erst nach 12 Jahren ausgetauscht werden, verursachen in dieser Zeit also keine Wartungskosten. Gleichwohl: Ungeachtet der kurzen Amortisationszeit sind 50.000 Euro Investition für viele kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) nur schwer zu stemmen. Bei einem "um den Faktor zehn höheren Preis für die LED-Leuchtmittel", so Martin Eigenstetter, Geschäftsführer bei dem Büro für Lichtgestaltung Lichtlogistik mit Sitz in Lappersdorf bei Regensburg, schrecken KMU vor einer Umrüstung zurück. Dennoch lohnt es sich, bei Herstellern und Fachplanern nachzufragen. Denn sie kennen die in den Bundesländern spezifischen Förderprogramme und erschließen den KMU Fördertöpfe wie etwa den des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). "Danach erhalten KMU 2014 bei einer Umrüstung auf LED mit einem Nettoinvestitionsvolumen von 2000 bis 30.000 Euro pauschal bis zu 30 Prozent der Kosten, höchstens aber 9000 Euro, erstattet", erklärt Eigenstätter. Lichtlogistik hat einen Leitfaden erstellt, der über das Förderprogramm informiert. Die Hintzen Logistik, die die Umrüstung eigenständig angegangen war, kannte das Programm nicht. LED glänzen in frostiger Umgebung Ausgenommen von der BAFA-Förderung ist die Einrichtung moderner LED-Lichtanlagen in Neubauten, wie Lichtlogistik sie 2012 beispielsweise für ein Kühllager von Beerenfrost im österreichischen Lieboch umgesetzt hat. In dem gut 2500 Quadratmeter großen Tiefkühllager mit Verschieberegalanlage installierten die Haustechniker von Beerenfrost nach den Plänen von Lichtlogistik 76 LED-Lampen sowie Bewegungsmelder. Die Leuchtdioden eignen sich besonders dafür, Kühllager zu beleuchten, weil sie trotz hoher Leuchtkraft kaum Wärme entwickeln. "70 Prozent Kosteneinsparungen, eine Amortisation von 2,5 bis drei Jahre und in den Gängen bis zu 500 Lux am Boden", benennt Beerenfrost-Geschäftsführer Reinhard Obermeier stolz die Ergebnisse der LED-Beleuchtung. "Wir rüsten auch in weiteren Bereichen auf LED um." "Als dann das erste Mal das Licht anging, waren alle hellauf begeistert", bleibt Obermeier auch verbal im Bild und weist auf einen weiteren Vorteil hin. "Die nicht-splitternden LED-Leuchten erfüllen die Vorgaben der International Featured Standards (IFS) für Lebensmittel, ein Zertifikat, das für Qualität und Sicherheit im Foodbereich steht. LED bietet also nicht nur schönes Licht und Kostenvorteile, sondern steigert unsere Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit", fasst Obermeier zusammen. Das kann die Leuchtdiode LED - die Vorteile im Überblick Das Kürzel LED (Light Emitting Diode) bezeichnet eine Leuchtdiode. Entsprechende Leuchtkörper bieten einen wartungsfreien Betrieb von bis zu 100.000 Stunden (circa 12 Jahre). Durch ihre hohe Lichtausbeute (Lumen/Watt) sparen die Leuchtdioden bis zu 80 Prozent Energie gegenüber herkömmlichen Leuchtkörpern. Dabei gibt die LED rund 90 Prozent weniger Wärme ab - was sie für Einsätze im Kühllager prädestiniert. Die Lichtstärke ist ohne Zusatzaggregate allein durch Änderung der Spannung dimmbar. Die geringe Baugröße der LED eröffnet neue Einbau- und Lichtkonzepte. Weiterer Vorteil: LED werden mit einer ungefährlichen Niedervoltspannung (zwölf Volt) betrieben und sind stoß- und rüttelfest. Zudem sind sie so konstruiert, dass sie nicht zersplittern können. Damit eignen sie sich auch für Lager und Verarbeitungshallen für Lebensmittel.Darüber hinaus enthalten LED keine Schadstoffe. Somit ist auch ihre Entsorgung leicht zu handhaben. rbb