Berlin. Die Fahrzeughersteller Daimler und MAN müssen sich wegen des Lkw-Kartells auf Schadensersatzklagen aus ganz Europa in Milliardenhöhe einstellen. Die Transport- und Logistikbranche mobilisiert derzeit EU-weit über ihre Verbände Tausende geschädigte Unternehmen, die gemeinsam klagen wollen. Wie das Wirtschaftsmagazin „Capital“ jetzt berichtete, ist die US-Kanzlei Hausfeld nach Angaben ihres deutschen Juristen Christopher Rother bereits von den maßgeblichen Interessenvertretern aus den sechs EU-Staaten Deutschland, Niederlande, Schweden, Dänemark, Tschechien und einzelne Regionen Frankreichs mandatiert. Weitere Länder planten, sich anzuschließen. „Damit steigen die Chancen, dass die Lkw-Hersteller nach dem höchsten Bußgeld in der Geschichte der EU auch den höchsten Schadensersatz zahlen müssen“, so Rother gegenüber „Capital“.
Während des Kartellzeitraums von 1997 bis 2011 waren in der EU rund zehn Millionen Lastwagen verkauft worden. Laut „Capital“ dürften allein in Deutschland 1,1 Millionen schwere Lkw der Marken Daimler, Iveco, DAF und Volvo/Renault betroffen sein. Die Höhe des Schadens ist strittig. Die Kanzlei Hausfeld geht von mindestens 50 Milliarden Euro aus. Dabei kalkuliert sie mit einem durchschnittlichen Schaden pro Lkw von rund 5000 Euro. Andere Kanzleien und deren Gutachter gehen von höheren Summen aus. Die EU macht keine Angaben zur Schadenshöhe bei den Lkw-Abnehmern.
BGL organisiert Roadshows
Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), der 7000 Unternehmen vertritt, organisiert derzeit Roadshows in 20 Städten. Zielgröße für die Klage: mindestens 100.000 betroffene Lkw. Der BGL hatte eine außergerichtliche Einigung versucht, war aber bei den Herstellern abgeblitzt. MAN und Daimler beteuern indes weiterhin, den Kunden sei kein Schaden entstanden, und spielen mit Blick auf Verjährungsfristen auf Zeit. Für einen Teil des Schadens verfallen Ende des Jahres die Ansprüche. (ag)