So sichern Sie sich gegen Unwetter ab

Weggespülte Lkw, Lagerdächer, die unter Regenmassen einstürzen, Hagelbeulen an Fahrzeugen: Extremwetter verursacht immer mehr Schäden, von denen Transport- und Logistikunternehmen betroffen sind. Mitunter geht es um mehrere Tausend Euro. Experten erklären, wie man sich dagegen richtig versichert. Zahlt die Versicherung bei Hagel-, Blitz- und Sturmschäden am Lkw? Die Kfz-Teilkaskoversicherung übernimmt nach Auskunft des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Hagel-, Blitz- und Sturmschäden am Fahrzeug. Ist das Blech verbeult oder sind die Scheiben kaputt, werden die Reparaturkosten für gewöhnlich in voller Höhe erstattet. Die Teilkasko greift auch bei Sturmschäden durch ausgerissene Äste oder herabgefallene Dachziegel. "Bei einem Totalschaden erhält der Versicherte den Wiederbeschaffungswert abzüglich des Restwertes erstattet", sagt Roland Richter, Referent Recht und Grundsatz Kfz- und Unfall-Schaden bei der R+V-Versicherung. Er empfiehlt, die Leistungen im Kleingedruckten zu vergleichen. Denn es gibt Grenzen: "Bis zur Windstärke sieben sprechen Meteorologen und Versicherer von Wind und nicht von Sturm", sagt Peter Kollatz, Leiter der Fachbereiche und der Rechtsabteilung beim Versicherungsmakler Schunck. Windschäden am Fahrzeug zahle nur die Vollkaskoversicherung. Wer zahlt, wenn ein Fahrzeug bei Hochwasser vollgelaufen ist oder weggespült wurde? Bei plötzlich auftretenden Überschwemmungen oder wenn ein Fahrzeug in einer mit Wasser vollgelaufenen Tiefgarage beschädigt wird, greift auch der Schutz der Teilkaskoversicherung. Für den Versicherungskunden fällt dann die vereinbarte Selbstbeteiligung an. Wenn sich eine Reparatur lohnt, wird diese von der Versicherung bezahlt. "Als Faustregel gilt: Kommt das Wasser zum Fahrzeug, zahlt die Kaskoversicherung, kommt das Fahrzeug zum Wasser, muss der Betroffene selbst für den Schaden aufkommen", sagt Thomas Wicke, Leiter Vertrieb und Kundenbetreuung beim Versicherungsmakler Schunck. Oft hilft nur noch die Fahrt zum Schrottplatz. In diesem Fall zahlt die Versicherung den Wiederbeschaffungswert. Gegenstände, die sich im Fahrzeug befinden (Tablets, Navigationsgeräte etc.), jedoch nicht zum Fahrzeug gehören, sind nicht versichert. Was ist, wenn das Fahrzeug in einem hochwassergefährdeten Bereich geparkt war? Auch dann zahlt die Kfz-Teilkaskoversicherung. Es sei denn, der Fahrer hat grob fahrlässig gehandelt. Das ist etwa der Fall, wenn er das Fahrzeug trotz Warnung in einem Hochwassergebiet parkt. "Im Hafen Hamburg gibt es zum Beispiel den Bereich des Fischmarktes, wo die Elbe häufiger über die Ufer tritt - davor wird dann in allen Medien gewarnt und es gibt auch ausreichend Beschilderung", sagt Wicke von Schunck. Oder wenn jemand durch eine offensichtlich überschwemmte Straße fährt und damit einen Schaden am Fahrzeug billigend in Kauf nimmt. Dann übernimmt der Versicherer nur einen Teil. Bei nachweislichem Vorsatz zahlt die Kfz-Teilkaskoversicherung grundsätzlich nicht. Wer zahlt Schäden an Logistikimmobilien? Eine Geschäftsgebäude- und Geschäftsinhaltsversicherung deckt Schäden zum Beispiel an Lager- und Umschlaghallen oder der Werkstatt etwa durch Blitzeinschlag, Schneedruck, Sturm oder Hagelkörner ab. "Beide werden meistens zusammen angeboten und schützen sowohl die Immobilie selbst als auch deren Inhalt", erklärt Wicke von Schunck. Es ist wichtig, dass Schäden durch Naturgefahren und sogenannte "unbenannte Gefahren" mitversichert sind oder es sich um eine All-Risk-Police handelt. "Dann sind beispielsweise auch Schäden durch Starkregen versichert", erklärt Sylvine Löhmann, Gruppenleiterin Recht und Grundsatz bei der R+V-Versicherung. Im Schadenfall trägt der Versicherte einen Teil der Kosten selbst, da meist eine Selbstbeteiligung vereinbart wird. Manche Sachversicherung ersetzt laut dem GDV bestimmte Elementarschäden nicht oder nur nach entsprechender ausdrücklicher Zusatzvereinbarung. Um sich gegen eine Überschwemmung durch Starkregen abzusichern, benötigen Unternehmen deshalb außerdem womöglich eine Extended-Coverage-Deckung. "Gerade in Risikogebieten, die immer wieder überschwemmt werden, bieten nicht mehr alle Versicherer diese Leistung an - zum Beispiel in der Nähe von Flüssen, die regelmäßig über die Ufer treten", sagt Wicke. Nicht nur der Standort entscheidet über die Kosten, sondern auch das Modell: "Wer eine Immobilie mietet, benötigt nur eine Geschäftsinhaltsversicherung, um seine technische und kaufmännische Einrichtung vor Schäden zu schützen." Wie sollte man im Schadensfall vorgehen? Geschädigte sollten die Unwetterschäden mit einer Kamera dokumentieren und sie unverzüglich, zumindest aber binnen einer Woche melden. Hilfreich kann laut dem GDV eine Liste sein, auf der der Versicherte die einzelnen Schäden auflistet. Beschädigte Gegenstände sollten sie vorerst nicht entsorgen. Sie könnten später für den Schadennachweis gebraucht werden. "Auch Aufzeichnungen durch Wetterkarten können den Nachweis erleichtern, wenn es sich um Schäden im Grenzbereich handelt - zum Beispiel bei Diskussionen darüber, ob starker Wind oder Sturm geherrscht haben", erklärt Wicke von Schunk. Versicherte haben zudem eine Schadenminderungspflicht. Kaputte Fenster an Gebäuden sollten notdürftig abgedeckt werden, Elektrogeräte in überschwemmten Räumen ausgesteckt und Wertgegenstände in Sicherheit gebracht werden. Wartefristen gibt es übrigens nicht. Direkt nach Abschluss entsprechender Versicherungen ist der Transport- und Logistikunternehmer finanziell bei Unwetter geschützt. Heißt: Der Versicherer zahlt auch, wenn der Schaden am nächsten Tag entsteht. Wie können Transporteure und Logistiker sich gegen finanzielle Einbußen oder Folgeschäden durch Unwetter versichern? "Zum Schutz vor möglichen Güterschäden gibt es Transportversicherungen", sagt Kollatz von Schunck. Damit kann der Transport- und Logistikunternehmen seinen Auftraggeber absichern. Er empfiehlt Modelle, die alle Risiken abdecken - auch Unwetter. "Da es sich bei Hagel, Starkregen oder Sturm um ein unabwendbares Ereignis handelt, zahlt hier die Verkehrshaftungsversicherung des Spediteurs in der Regel nicht", erläutert der Experte. Gegen das Risiko von finanziellen Einbußen durch Unwetter rät Löhmann von der R+V-Versicherung zu einer Ertragsausfallversicherung: Die springe ein, wenn aufgrund eines Naturereignisses der Geschäftsbetrieb nicht fortgesetzt und Aufträge nicht ausgeführt werden können. Bei Betriebsunterbrechungen kommt sie für den entgangenen Gewinn und die fortlaufenden Kosten etwa für Löhne und Gehälter oder Mieten auf. "Für Unternehmer, die extrem wetterabhängig sind, wie Binnenschiffer, kann auch eine parametrische Wetterversicherung sinnvoll sein, die ab einem gewissen Punkt bei Dürre oder Hochwasser einspringt, wenn Flüsse nicht befahrbar sind", ergänzt Kollatz. Dass es ansonsten teuer werden kann, zeigte der vergangene Sommer. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Versicherungwww.verkehrsrundschau.de/dossiers Jahresbilanz Versicherer müssen 2018 mehr für Unwetterschäden zahlenStürme, Hagel und Starkregen haben 2018 in Deutschland versicherte Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetrieben in Höhe von 2,7 Milliarden Euro verursacht. Die Naturgefahrenbilanz liegt damit leicht über dem 15-Jahres-Durchschnitt, der 2,6 Milliarden Euro beträgt. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Versicherungsverbandes GDV hervor. Nicht darin enthalten sind Schäden an Kraftfahrzeugen, diese fallen aber erfahrungsgemäß niedriger aus.Die meisten Schäden gehen laut den Versicherern auf Sturm und Hagel zurück:"2018 gehört zu den vier schwersten Sturmjahren der letzten 20 Jahre", sagt GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Im Januar fegte Sturm "Friederike" über das Land hinweg und hinterließ mit Sachschäden von rund 900 Millionen Euro eine Schneise der Verwüstung.Leicht unterdurchschnittlich fällt mit einer halben Milliarde Euro die Schadenbilanz der weiteren Naturgefahren aus, zu denen etwa Starkregen gehört."Obwohl der Sommer ungewöhnlich trocken und lang war, gab es lokal sehr heftige Niederschläge mit hohen Schäden", erklärt Weiler - etwa im Saarland oder Wuppertal."Schwere Stürme, große Hitze, starke lokale Überschwemmungen - 2018 ist Sinnbild für Extremwetter auch in Deutschland", resümiert Weiler. Längst nicht alle Schäden waren nach seinen Erkenntnissen versichert. ag

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