Paris. Das auf den Betrieb so genannter Schienenautobahnen für die Langstreckenbeförderung von Sattelschleppern spezialisierte Unternehmen VIIA, eine Tochter der französischen Staatsbahn SNCF, will sein Netz erweitern. Bislang betreibt VIIA zwei Linien. Eine verbindet die Orte Bettembourg in Luxemburg und Le Boulou nahe der Grenze zu Spanien. Die andere, ältere, verläuft zwischen Aiton in Savoyen und Orbassano in Oberitalien. Zusätzlich dazu plant das Unternehmen jetzt zwei weitere Linien. So sollen Le Boulou auch mit dem Ärmelkanalhafen Calais und der Mittelmeerhafen Sète mit dem Kombiterminal Noisy-le-Sec bei Paris verbunden werden. Für Le Boulou-Calais ist als Hauptbetreiber mit 80 Prozent Vermarktungsanteil die türkische Firma Ekol Logistics vorgesehen.
Laut VIIA ist der Schienentransport mit dafür abgesenkten Waggons im Vergleich zur Strasse um 15 bis 20 Prozent günstiger. Mit zwei Hin- und Rückfahrten pro Woche werde die neue Verbindung zwischen Sète und dem Grossraum Paris schon Mitte Oktober dieses Jahres den Betrieb aufnehmen, kündigte die SNCF-Tochter an. Der Start für Le Boulou-Calais ist für den 12. Januar nächsten Jahres vorgesehen. Der Betrieb wird von VIIA alleine besorgt, die neue Linie soll den NamenVIIA Britanic tragen und mit zwei Hin- und Rücktouren täglich beginnen.
Potenzial von 40.000 Sattelschleppern
Thierry Le Guilloux, Chef des Unternehmens, hält das kommerzielle Risiko für begrenzt. Zwischen Grossbritannien und dem Kontinent gebe es dafür pro Jahr ein Potenzial von 40.000 Sattelschleppern, das seien 12 bis 15 Prozent des Gesamtaufkommens, womit die neue Linie rechnen könne. Dank beider Projekte zusammen dürfte sich die bisherige Transportleistung mittels Schienenautobahnen in eineinhalb Jahren auf 150.000 Einheiten pro Jahr erhöhen. Sie lag im letzten Jahr bei annähernd 100.000.
Die Pläne des Unternehmens gehen aber noch weiter. So soll im nächsten Jahr eine fünfte Linie eingerichtet werden, über die jedoch noch keine Einzelheiten bekannt gegeben wurden. Dass die Zeichen bei VIIA aber auf rasche Expansion stehen, zeigt sich auch am Ausmaß der Bestellungen von zusätzlichen Waggons. Seit Jahresbeginn hat die Firma davon für 40 Millionen Euro 105 Stück erworben, die bis Anfang Dezember aufgeliefert werden sollen. Und beim elsässischen Waggonbauer Lohr darf man auf den Auftrag für noch einmal 25 weitere Waggons hoffen.
Ausgebaut wurden bzw. werden ferner noch in Kürze die Terminals am Fuße der Pyrenäen und in Luxemburg. Beide Standorte verfügen danach über jeweils zwei Gleise von 700 Metern Länge. Ein entsprechendes Vorhaben in Calais, finanziert mit Mitteln der Kommune, soll noch im kommenden Monat betriebsfertig sein, berichtete ein Internet-Infodienst. (jb)