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Situation in Calais hat sich zugespitzt

01.07.2015 18:14 Uhr
Situation in Calais hat sich zugespitzt
Am Fährhafen bilden sich lange Schlangen nachdem die Überfahrt wegen Protesten der Fährmitarbeiter unterbrochen ist
© Foto: Picture Alliance/MAXPPP/Pierre Le Masson

Die Lage in Calais hat sich durch die Proteste der Fährarbeiter zugespitzt. Auch andere Fährlinien sind betroffen und haben umdisponiert.

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Paris. Nichts läuft mehr zwischen Calais und England: Seit Montag haben Beschäftigte der in Sanierung befindlichen Fähreederei MyFerryLink den Hafen von Calais blockiert und seit gestern durch mehrere Aktionen auch den Eurotunnel. Der Verkehr zwischen dem Festland und den britischen Inseln ist damit empfindlich gestört. In den französischen TV-Nachrichten sah man auf den Zufahrtstrassen nach Calais kilometerlange Warteschlangen von Lkw.

Hintergrund der Blockadeaktionen ist, dass die Genossenschaft SCOP SeaFrance, die 2 der 3 MyFerryLink-Fährschiffe betreibt, offenbar ihrer Liquidierung entgegensieht, nachdem das Handelsgericht in Boulogne-sur-Mer am 11. Juni gegen sie ein gerichtliches Sanierungsverfahren verfügt hat.

Die vom Gericht eingesetzten Verwalter bekundeten gestern ihr Bedauern darüber, dass Eurotunnel als Besitzer der Schiffe diese kurz zuvor an die dänische Fähr-Reederei DFDS verchartert hat. „Mangels einer wirtschaftlichen und rechtlichen Alternative“ bleibe damit nur noch der Weg zur Auflösung der SCOP SeaFrance, erklärten sie.

Dagegen und insofern auch gegen das Vorgehen von Eurotunnel richten sich die aktuellen Proteste. Mit brennenden Autoreifen und Betonplatten wurde der Tunnel unter dem Ärmelkanal versperrt und der Verkehr sowohl für den Shuttle- als auch den Eurostar-Verkehr in beiden Richtungen unmöglich gemacht.

Erst seit Dienstag 17 Uhr konnte der Tunnelbetrieb wieder aufgenommen werden. Damit hat sich die Verbindung zwischen Frankreich und England jedoch noch nicht wieder vollständig normalisiert. In Mitleidenschaft gezogen durch den Konflikt sind jetzt auch die beiden konkurrierenden Fähren, die britische P&O und die vorgenannte DFDS.

Parallel zur Blockade des Tunnels haben andere Protestierer auf der A16 mit Schneckentempo-Aktionen begonnen, um den Betrieb der dänischen Fähre zu beeinträchtigen. DFDS beschloss daraufhin, mit ihren Schiffen in den benachbarten Hafen von Dunkerque auszuweichen, den sie ohnehin schon anläuft. P&O ihrerseits hat den Fährverkehr von Dover nach Frankreich nach Boulogne-sur-Mer umgeleitet und zugleich den Tunnelbetreiber Eurotunnel wegen des Verkaufs der beiden Schiffe „an ein konkurrierendes Unternehmen“ kritisiert, „ohne die betroffenen Arbeitsplätz zu sichern“. Jetzt sähen sich „Tausende von Urlaubern und Lkw-Fahrer blockiert.“

Eurotunnel hat gestern jedwede Verantwortung für die Liquidierung von SCOP SeaFrance zurückgewiesen. Sie sei ausschließlich die Folge der Entscheidung der Londoner Wettbewerbsbehörde CMA von vor über 6 Monaten, den Fährbetrieb von MyFerryLink zu stoppen.

Der Chartervertrag mit SCOP SeaFrance sei zum 1. Juli ausgelaufen und durch einen neuen mit DFDS ersetzt worden. Im Übrigen sei Eurotunnel nicht der Arbeitgeber von Mitarbeitern der SCOP SeaFrance. Es sei ferner unverständlich, dass sich die gerichtlichen Verwalter geweigert hätten, mit DFDS über die Übernahme des Personals zu verhandeln. Die durch den immer massiveren Ansturm von Immigranten auf die in Calais auf die Abfertigung wartenden Lkw aufgeheizte Situation hat sich durch das Chaos im Zuge der Protestaktionen aufgebrachter ehemaliger MyFerryLink-Matrosen noch mehr zugespitzt. (jb)

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