Sicherheit - in vier Stufen

Kennzeichenerkennung, 24-Stunden-Überwachung und ein knapp zwei Meter hoher Zaun - der Parkplatz "Truck Park" bei Barcelona entspricht als einer der ersten den neuesten Sicherheitsstandards der Europäischen Union. Das Ziel der EU: Auf Parkplätzen ein sicheres Umfeld für Fahrer, Fahrzeuge und Transportgüter zu schaffen. Doch ist der Aufwand in Hinblick auf die Anforderung der Branche gerechtfertigt? Der Standard EU-Parking wurde von der EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc vergangenen November in den Räumen des EU-Parlaments vorgestellt. Voraussichtlich wird die EU-Kommission den neuen Parkplatz-Standard noch im Frühjahr ausrollen. Bronze, Silber, Gold und Platin Dann sollen vier verschiedene Stufen - Bronze, Silber, Gold und Platin - dafür sorgen, dass es auf den Hauptverkehrsadern Europas ausreichend Sicherheitsparkplätze gibt. Entwickelt wurde EU-Parking von der Prüfgesellschaft Dekra und einem Konsortium aus Transportverbänden und Verkehrsexperten. Der Wunsch nach sicheren Parkplätzen ist nichts Neues, die Industrie bietet ähnliche Angebote. Die Transported Asset Protection Association (TAPA) hat im Oktober den Standard "Parking Security Requirements" (PSR) in Betrieb genommen. "Wir haben fast 30 Parkplätze in Europa, die entweder schon zertifiziert oder im Prozess der Zertifizierung sind", erklärt George Wiessing, Marketing Coordinator der PSR. Die Organisation bietet drei verschiedene Sicherheitsstufen an, die den EU-Anforderungen von Silber bis Platin sehr ähneln. Audit-Unternehmen kümmern sich um die Zertifizierung der Raststätten. Die Parkplätze sind auf der Seite der TAPA einzusehen. Die EU möchte aber noch mehr als die TAPA, beteuert Dirk Penasse der European Secure Parking Organisation (Esporg). Sie will vor allem Lkw-Fahrern einen Mindeststandard an Komfort bieten (siehe Kasten). Durch das EU-Parking, meint er, könnte das Verbot des Verbringens der wöchentlichen Ruhezeit in der Kabine überflüssig werden. Dieser Vorschlag muss aber noch auf EU-Ebene diskutiert und die Ausnahme im derzeit verhandelten ersten Mobilitätspaket festgelegt werden. Ob das aber vor der Europawahl im Mai klappt, ist sehr fraglich. WLAN, Duschen und Strom bieten den Lkw-Fahrern auf dem Sicherheitsparkplatz Komfort. Einige der EU-Pilotparkplätze bieten sogar Freizeitangebote. In Bézier in Südfrankreich können Fahrer Leihfahrräder mieten und damit ans nahegelegene Meer radeln. Kosten für eine 48-stündige Rast: 62 Euro. Der Truck Park kurz vor den Pforten Barcelonas verlangt 39 Euro. Zu teuer ist das nicht, beteuert Peter Ruschin, Projekt Manager bei der Stuttgarter Prüfgesellschaft. "Wir hatten in der Studie einige Speditionen mit an Bord, und die sind im Grunde bereit, das zu zahlen, vor allem, wenn sie Güter transportieren, die entsprechend viel wert sind. Bei besserer Sicherung könnten auch die Versicherungsprämien niedriger werden", erklärt er. Seiner Einschätzung nach seien auch die Spediteure, die weniger sensible Waren transportieren, bereit, ihren Fahrern für die wöchentliche Ruhezeit einen zertifizierten Parkplätz zu zahlen. "Die Spediteure - egal, ob aus Rumänien oder aus Deutschland - haben gar kein Problem mit den Kosten, wenn sie nur einmal die Woche auftreten." Hat die EU zu hohe Anforderungen? Derart optimistisch zeigen sich nicht alle. Johannes Witt, Geschäftsführer des Euro-Rastparks Regensburg und Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA), ist nach einiger Zeit aus den Verhandlungen über den EU-Standard ausgestiegen. Bezogen auf die deutschen Belange, seien zu lange viel zu hohe Sicherheitsstandards gefordert worden, die so in der freien Wirtschaft kaum tragbar seien. "Wir müssen mit Maß und Ziel an die Sicherheitslage der einzelnen Regionen herangehen. In Deutschland braucht man eben andere Sicherheitsvorkehrungen als zum Beispiel in Calais", so der Vorsitzende. Dass die Kommission nun doch die Anforderungen gesenkt hat, begrüßt er. Auch wenn sein Premium-Parkplatz nach VEDA-Standards mit der Umzäunung, umfangreicher Videoüberwachung und Beleuchtung wohl kaum den Bronze-Standard schafft. "Dafür fehlt uns das sicherheitstechnisch geschulte Personal. Dennoch: Die Erfahrung mit unserem Premium-Konzept gibt uns recht - damit ist die Kriminalität gegen null gelaufen", so Witt. Am Ende stünde eine Rechnung - nicht nur für die Betreiber, sondern auch für die Spediteure. Auf Premium-Parkplätzen der Euro Rastpark kosten 48 Stunden Parken 29 Euro, allerdings darf der Fahrer 25 Euro des Betrags im Restaurant oder Bistro einlösen. Der Unternehmer zahlt am Ende vier Euro für die Übernachtung. Dieses abgespeckte Premium-Parken-Konzept der VEDA begrüßt der Bundesverband Güterkraftverkehr Entsorgung und Logistik (BGL). Pressesprecher Martin Bulheller befürchtet, dass die "größeren administrativen und infrastrukturellen Aufwendungen" des europäischen Standards zu höheren Kosten führen. Zudem muss in Betracht gezogen werden, dass viele Lkw keine sensiblen Waren transportieren und somit auch weniger hohe Sicherheitsstandards brauchen. Für diese Transporte hat sich die Nutzung sogenannter sicherer Parkplätze bewährt. Was ist also der Vorteil der Standards? Für die TAPA, deren Mitglieder meist teure, schutzbedürftige Güter transportieren, ist ganz klar: "Ohne eine Uniformierung muss man darauf hoffen, dass die Raststätte den Sicherheitsansprüchen entspricht. Ein kontrollierter Standard kann da Abhilfe schaffen", erklärt George Wiessing von PSR. Die EU will aber nicht nur die Güter, sondern auch die Fahrer schützen. So soll der EU-Parking dem Fahrermangel entgegenwirken, indem den Berufskraftfahrern mehr Komfort geboten wird. Dafür müsse keinesfalls jeder Parkplatz zertifiziert werden, meint Dekra-Projekt Manager Peter Ruschin. "Ziel ist, dass es eine bestimmte Anzahl an sicheren Parkplätzen in ganz Europa gibt. Am Ende soll auf den Hauptverkehrsadern auf allen 200 Kilometern ein sicherer Parkplatz stehen." Es bleibt die Frage, wer die Parkplätze am Ende nutzt. In Deutschland gibt es zwei Sicherheitsparkplätze - in Wörnitz und in Uhrsleben. Verschiedene Quellen geben an, dass diese Parkplätze oft nicht ausgelastet sind, während ringsum Parkplatzmangel herrscht. Tank und Rast, die diese Raststätten betreiben, machten dazu keine Angaben. Sollte es zu der EU-weiten Regelung kommen, dass die wöchentliche Ruhezeit nur auf Sicherheitsparkplätzen im Lkw eingehalten werden darf, wird das in Deutschland kein großes finanzielles Hindernis sein, da das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) auch in diesem Jahr Unternehmen einen Anteil der Kosten für Sicherheitsparkplätze zurückzahlt. EU-Parking-Standard Mindestanforderungen der EU für die SozialstandardsAlle EU-Standard-Parkplätze müssen besondere Vorkehrungen zum Wohl der Fahrer treffen.- Toiletten, Duschen (geschlechtergetrennt) und Wasserhähne sollen verfügbar sein und müssen funktionieren- Sanitäre Anlagen werden gereinigt und regelmäßig überprüft (mit Reinigungsplan)- Abfallbehälter vor Ort verfügbar- Klare Schilder für sicheren Verkehr auf dem Parkplatz- Notfallkontakte sichtbar auf dem ParkplatzSnacks und Getränke können 24/7 gekauft werden- Internetverbindung- Anschlussmöglichkeit für Strom für den persönlichen Gebrauch stm

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