Sicheres Netz per Gesetz

Cloud Computing, mobile Systeme, Auswertungsmöglichkeiten von Informationen mittels Big Data: Einerseits schaffen sie mehr Innovation, Produktivität und Wachstum, andererseits aber auch neue Einfallstore für Cyber-Kriminelle. Angriffe auf die IT-Systeme der deutschen Wirtschaft finden immer häufiger statt und laufen zunehmend professioneller und zielgerichteter ab. Derzeit misst allein die Telekom täglich bis zu eine Million Hackerangriffe auf ihr Netz. Vor zwei Jahren waren es noch 300.000 pro Tag. Neun von zehn deutschen Unternehmen registrierten demnach dieses Jahr Attacken von außen. Deshalb hat das Bundeskabinett im vergangenen Dezember den Entwurf eines Gesetzes zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme beschlossen. Kritische Infrastrukturen besser schützen Hauptziel des IT-Sicherheitsgesetzes ist, Unternehmen, die kritische Infrastrukturen betreiben, besser vor Cyberattacken und Spionage zu schützen. Kritische Infrastrukturen sind Einrichtungen, die für das Gemeinwesen von zentraler Bedeutung sind: etwa Anlagen aus den Bereichen Energie, Informationstechnik und Telekommunikation, Gesundheit, Wasser, Ernährung sowie dem Finanz- und Versicherungswesen. Die Bundesregierung zählt dazu auch die Transport- und Verkehrsbranche. Deren Betreiber sollen künftig einen organisatorischen und technischen Mindeststandard bei der IT-Sicherheit einhalten. Zudem will der Gesetzgeber sie verpflichten, erhebliche Störungen ihrer Systeme zum Beispiel durch Schadprogramme oder Hacker-Angriffe an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu melden. Das BSI will sich dadurch ein Lagebild der IT-Risiken in der deutschen Wirtschaft machen und potenziell gefährdete Unternehmen vor drohenden Übergriffen warnen, indem es die gesammelten Informationen auswertet und teilweise zur Verfügung stellt. Gesetz betrifft rund 2000 Unternehmen Das IT-Sicherheitsgesetz soll in diesem Sommer in Kraft treten. Betroffen sind nach Schätzung der Bundesregierung branchenübergreifend etwa 2000 Unternehmen. Ab dem Zeitpunkt ihrer Bestimmung als kritische Infrastruktur haben sie zwei Jahre Zeit, um gegebenenfalls ihre Systeme und ihre Organisationsstrukturen anzupassen. Damit sind mitunter nicht nur zusätzliche Kosten für die Implementierung des vorgeschrieben IT-Sicherheitssystems verbunden, sondern auch ein administrativer Mehraufwand. Später müssen die betroffenen Betreiber im Rahmen von Sicherheitsaudits alle zwei Jahre entsprechende Nachweise erbringen, dass sie die vorgeschriebenen Mindeststandards erfüllen. Ausgenommen sind dem Gesetzentwurf zufolge Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten und einem Jahresumsatz von unter zwei Millionen Euro. Das geplante IT-Sicherheitsgesetz enthält darüber hinaus den Kompromiss, dass Datendiebstähle und Computersabotage, Internetspionage und andere Fälle von Cyber-Kriminalität anonym angezeigt werden dürfen. Denn viele Unternehmen haben Angst vor einem Imageschaden, nachdem sie Opfer von Hackern geworden sind, und halten solche Vorfälle deshalb lieber geheim. Das sagen Branchenvertreter DSLV warnt vor zusätzlichem Aufwand und vor Mehrkosten Der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) steht dem geplanten IT-Sicherheitsgesetz kritisch gegenüber. Er befürchtet durch den administrativen Aufwand zur Erfüllung der Meldepflicht eine ressourcen- und kostenintensive Mehrbelastung seiner Mitglieder. Darüber hinaus missfallen ihm die vorgeschriebenen Mindestsicherheitsstandards und die damit verbundene Nachweispflicht, da beides Eingriffe in interne Prozesse und die unternehmerischen Entscheidungsfreiheiten seien.Bei Ausfall eines und auch mehrerer Speditions- und Logistikunternehmen werde es immer alternative Dienstleister geben, sodass Versorgungsengpässe oder sogar Gefährdungen der öffentlichen Sicherheit nicht entstünden, erklärt Luana Eickmeyer in einer Stellungnahme. "Beispiele für den ungestörten Ablauf der Versorgung selbst bei weitgehenden Ausfällen eines Verkehrsträgers sind der letzte Streik der Lokomotivführer ab 5. November 2014 und der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull im März 2010", sagt die Expertin der DSLV-Kommission EDV/Logistik und Informatik. Trotz weitgehender Beeinträchtigungen des Güterverkehrs sei es zu keinen Versorgungsengpässen gekommen. "Speditions- und Logistikunternehmen zählen nach Auffassung des DSLV nicht zu den Betreibern kritischer Infrastrukturen und sollten vom Wirkungsbereich des Gesetzes ausgenommen werden", fordert Eickmeyer. ag

Sicheres Netz per Gesetz

Aufkommen im vierten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal

Transfrigoroute-Branchendialog

HASHTAG

#Unternehmenssoftware

AEB präsentiert Software zur Exportabwicklung

Software AG will IDS Scheer schlucken

Douglas-Parfümerien setzen auf neue Bestellsoftware

MEISTGELESEN

Urteil zu Scheinselbstständigkeit: Gesetzesänderung hilft Logistikern nicht

Ermittlungen gegen Kühne+Nagel Italien: Millionenbeträge beschlagnahmt

Schwarz-rote Koalition: Licht und Schatten bei der Verkehrspolitik

WEITERLESEN

NEWSLETTER