Sechs Prozent - und noch mehr

Spätestens seit Einführung von Euro 6 ist ein Kampf entbrannt zwischen Mercedes und Scania, wer den sparsamsten Lkw anbietet. "Fuel Duel" gegen "Streamline" heißt es da und "Abgasrückführung gegen reine SCR-Lösung". Nachdem Scania mit dem neuen Modell Bestmarke um Bestmarke aufstellt, kontert Mercedes jetzt mit einer Vergleichsfahrt der alten und neuen Motorengeneration. Die soll zeigen, dass es der Actros in puncto Verbrauch mit seinem neuesten Widersacher aufnehmen kann. Die Ansage: sechs Prozent Verbrauchsreduzierung. Damit alles mit rechten Dingen zugeht, hat Mercedes sechs erfahrene Tester der renommiertesten Nutzfahrzeug-Magazine Europas eingeladen - darunter die VerkehrsRundschau. Weil es auf deutschen Autobahnen immer schwieriger wird, reproduzierbare Ergebnisse zu erreichen, wurde der Vergleich nach Portugal an die Südalgarve rund um Faro verlegt. Dort kann man ungestört fahren. Abgesehen davon, dass die bergige Gegend optimale Bedingungen bietet, damit der GPS-Tempomat "PPC" (Predictive Powertrain Control) so richtig zeigen kann, was er im Idealfall draufhat. Schnittigere Stoßstange vorne Optisch unterscheiden sich Actros Modelljahr 2016 und Actros Modelljahr 2017 mit Ausnahme der Farbe nur in einem Detail: der Form der vorderen Stoßstange. Die vielen Änderungen am Motor aufzuzählen, ist wohl nur etwas für echte Technik-Freaks (s. Kasten). Aber auf die Schnelle gesagt, wurde viel angefasst, was den Temperaturhaushalt optimiert und die Reibung verringert. Dazu gibt es eine verbesserte Schaltstrategie im PowerShift3-Getriebe, das außerdem reibungsoptimiert wurde. Lenkhilfspumpe und Generator sind jetzt elektrisch gesteuert und zweigen nur noch Leistung ab, wenn tatsächlich gelenkt wird oder Strombedarf besteht. Die Hinterachse stattet Mercedes mit einer "aktiven" Schmierung aus. Läuft der Lkw mit wenig Last, wird das Öl aus dem Achsgehäuse abgesaugt. Das sorgt für weniger Reibung und niedrigeren Verbrauch. Steigt die Last, pumpt die Elektronik Öl zurück, damit das Differenzial gut geschmiert wird. Die Änderungen im unteren Bereich der vorderen Stoßstange sollen zu einem minimierten Luftwiderstandsbeiwert (cW) und damit zu weniger Luftwiderstand führen. Von der veränderten Schaltstrategie ist nicht so wahnsinnig viel zu bemerken - das System versucht noch länger in niedrigen Drehzahlen "ziehen" zu lassen. Signifikant ist das neue Eco-System, bei dem Mercedes im Top-Spritspar-Level das Tempo beim Rollen bis auf 94 km/h erhöht. Keine Frage, das führt im direkten Vergleich zum "alten" Auto zu Einspareffekten von bis zu knapp zehn(!) Prozent. Dass sie davon allerdings aus Gründen der Gesetzes-Konformität nichts halten, thematisieren die Testredakteure immer wieder. Schaut ein Kontrollbeamter ins Geschwindigkeitsprofil, wird's teuer ... Mercedes löst das Versprechen ein Allerdings schafft es Mercedes tatsächlich, auch im Normalmodus mit einer Setzgeschwindigkeit von 85 km/h und einer sogenannten Hysterese von +/- 5 km/h unter Einhaltung der 90 km/h im Maximum die versprochenen sechs Prozent zu realisieren (s. Ergebniskasten). Basis fürs gute Ergebnis ist sicher auch der störungsfreie Verkehr und eine für den GPS-Tempomaten ideale Topografie. Auf deutschen Autobahnen bleibt da etwa die Hälfte übrig. Aber mehr kann der Wettbewerb auch nicht, denn der testet auch unter idealen Bedingungen. Was man sich jetzt noch wünscht: eine Modellpflege des Actros abseits von Motor und Getriebe. Nach wie vor überzeugt die indirekt ausgelegte Lenkung nicht. Das Innengeräusch ist zu hoch und der Federungskomfort im Vergleich zum Wettbewerb missfällt durch teils ungebührliche Härte - was wohl auch viele Unternehmer und Fahrer so sehen. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank OM 471 der 2. Generation Hoch verdichtet Neu ist beim OM 471"MK II" die zweite Generation des Einspritzsystems X-Pulse mit verstärkten Injektoren und freier Modellierbarkeit des Einspritzsystems sowie ein neuer, asymmetrischer Turbolader. Der Raildruck wurde von 900 auf 1160 bar erhöht, der maximale Einspritzdruck liegt jetzt bei 2700 bar. Optimiert wurden die Geometrie der Kolbenmulden sowie das von 17,3:1 auf 18,3:1 angehobene Verdichtungsverhältnis und die reduzierte Abgasrückführrate. Zwar bleiben Leistungs- und Drehmomentmaximum unverändert, jedoch steigen die Kurven im unteren Drehzahlbereich stärker an. Der OM 471 erreicht jetzt schon bei knapp unter 800/min das maximale Drehmoment. Je nach Leistungsvariante werden 95 Prozent des Leistungsmaximums bereits bei etwa 1300 bis 1400/min erreicht. gg

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