Köln. Immer mehr Unternehmen klagen über Schlaglöcher, marode Brücken und langsames Internet: 68 Prozent von befragten 2600 Betrieben sehen ihre Geschäfte durch Mängel der Infrastruktur beeinträchtigt, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kürzlich in einer Umfrage ermittelt hat. 16 Prozent sprechen sogar von deutlichen Beeinträchtigungen. Damit hat sich die Situation seit der IW-Umfrage im Jahr 2013 verschlechtert. Damals gaben 58 Prozent an, dass Infrastrukturmängel sie beeinträchtigen. 10 Prozent sprachen von starken Problemen.
Die größten Schwierigkeiten machen marode Straßen und Brücken, die zu vielen Staus und damit längeren Transportzeiten führen – rund drei Viertel aller befragten Unternehmen leiden darunter. „Die Wirtschaft ist auf eine möglichst reibungslose Logistik angewiesen. Die mangelhafte Infrastruktur ist dabei Sand im Getriebe“, sagt IW-Wissenschaftler Thomas Puls. Bereits 2013 waren kaputte Straßen, Baustellen und Staus für die Unternehmen in Deutschland das größte Problem. Besonders beklagenswert ist der Zustand in Nordrhein-Westfalen, zeigt die IW-Studie. Doch auch in Baden-Württemberg gibt es immer öfter Probleme: Rund 70 Prozent der dortigen Betriebe fühlen sich inzwischen beeinträchtigt.
Momentan aber tragen die Milliardeninvestitionen des Bundes in die Fernstraßen sogar zur schlechten Bewertung bei, wie aus der IW-Studie hervorgeht. „Denn mehr Baustellen bedeuten zunächst einmal mehr Staus und betriebliche Beeinträchtigungen“, heißt es in dem Papier. Die Wissenschaftler sehen das Hauptproblem nicht in fehlendem Geld für den Straßenbau: Haupthindernisse sind laut Studie fehlendes qualifiziertes Personal in den Behörden und die Tücken des komplizierten Planungsrechts, das Baumaßnahmen verlangsamt.
Im Osten bremsen dagegen vor allem mangelhafte Kommunikationsnetze die Wirtschaft. Rund 70 Prozent aller in Ostdeutschland befragten Betriebe fühlt sich hierdurch inzwischen eingeschränkt. In Baden-Württemberg sind es sogar 75 Prozent. Auch hier haben sich die Werte seit 2013 merklich verschlechtert. „Gerade im zukunftsweisenden Bereich der Kommunikation darf ein Land wie Deutschland nicht hinterherhinken, die Politik muss dringend nachbessern“, mahnt Puls. (dpa/ag)