Hamburg. Die Sanierung des denkmalgeschützten alten Elbtunnels in Hamburg wird erheblich teurer als geplant. Die Gesamtkosten für die Grundüberholung des weltweit einzigartigen Bauwerks werden inzwischen auf rund 100 Millionen Euro geschätzt, hieß es am Freitag bei der Wirtschaftsbehörde. Die ursprüngliche Planung aus dem Jahr 1994 ging von 15 Millionen Euro aus.
Erst im Zuge der Bauarbeiten seien Ausmaß und Komplexität deutlich geworden, erklärte die zuständige Hamburg Port Authority (HPA), die Hamburger Hafenverwaltung. Die Sanierung der Oströhre soll 2016 abgeschlossen sein. Die Arbeiten an der Weströhre aber werden möglicherweise deutlich nach hinten verschoben - im Sommer soll darüber Klarheit herrschen. Der Radiosender NDR 90,3 hatte zuvor über die Kostenexplosion berichtet.
Die Bauarbeiten an den beiden Tunnelröhren - sie laufen seit August 2010 - hätten zur völligen Entkernung der Oströhre geführt, sagte HPA-Sprecherin Sinje Pangritz. „Unter anderem haben eine deutlich höhere Festigkeit des Betons sowie bleihaltige Stäube erhebliche Änderungen im Bauablauf erfordert, was zu Mehrkosten für die Oströhre geführt hat.” Außerdem müssten Auflagen des Denkmalschutzes detailliert beachtet werden, betonte die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde, Susanne Meinecke.
Im Sommer will die HPA dem Aufsichtsrat - Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) ist Chef des Gremiums - ein Nutzungskonzept vorlegen. Darin geht es Pangritz zufolge etwa darum, wie Elbtunnel und Weströhre künftig genutzt werden sollen und in welchem Umfang saniert werden soll. Grundlage dafür sind auch die Erfahrungen aus den aufwendigen und komplizierten Arbeiten an der Oströhre.
Anfang vergangenen Jahres war bekanntgeworden, dass die Kosten für die Renovierung der beiden Tunnelröhren auf rund 62 Millionen Euro geschätzt werden. Nach damaligem Stand sollte die Oströhre 2016 und die Weströhre 2019 fertig sein.
Bauwerk ohne Zufahrtsrampen
Der St. Pauli-Elbtunnel - so der offizielle Name - wurde am 7. September 1911 eröffnet. Die beiden 426,5 Meter langen Röhren verbinden die Landungsbrücken mit der Halbinsel Steinwerder - laut HPA der kürzeste trockene Weg „zwischen Hafen und Herz der Hansestadt”. Die Besonderheit des imposanten Baus: Es gibt keine Zufahrtsrampen, Autos, Fahrräder und Fußgänger werden mit großen Fahrstühlen in die Tiefe befördert - und wieder hinauf. Im vergangenen Jahr nutzten Pangritz zufolge fast 121.000 Autos sowie 1,2 Millionen Radfahrer und Fußgänger den alten Elbtunnel.
Bereits 1994 wurde mit einer Grundsanierung des alten Elbtunnels begonnen, wie die Wirtschaftsbehörde am frühen Freitagabend mitteilte. Ziel waren demnach die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes von 1911 und der Einbau moderner Technik - etwa neue Personenaufzüge und Hochwassertore. „Die Kostenkalkulation damals waren 15 Millionen”, erklärte Meinecke.
Nach der Sanierung der beiden Schachtgebäude des Tunnels laufen die Arbeiten an den beiden Tunnelröhren seit August 2010. „Die Röhrensanierung waren in den 15 Millionen von 1994 nie enthalten”, betonte Meinecke. Nach Ansicht der Behörde sind die Kosten daher von 62 Millionen auf knapp 100 Millionen Euro gestiegen.
Der hafenpolitische Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, Anjes Tjarks, erklärte, die Sanierung sei sicherlich ein schwieriges Unterfangen. „Dennoch muss man festhalten: Eine Versechsfachung der Kosten ist eine dramatische Entwicklung, die nicht akzeptabel ist.” Die Fraktion will daher beantragen, dass sich der Haushaltsausschuss mit dem Thema beschäftigt. (dpa)