Wilhelmshaven. Die maritime Wirtschaft kann vorerst nicht mit konkreten Hilfszusagen der Bundesregierung rechnen. Die Branche sei besser als erwartet durch die Wirtschafts- und Finanzkrise gekommen, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Freitag in Wilhelmshaven. Mit der konjunkturellen Erholung habe die Bundesregierung das Kriseninstrumentarium auslaufen lassen, sagte der Minister zum Auftakt der 7. nationalen maritimen Konferenz.
Angesichts der Konkurrenz aus Fernost seien weitere Hilfen jedoch nötig, machte Rösler deutlich. Denkbar seien Exportsicherheiten und Kreditgarantien für Neubauauftrage. Für die strategisch neu ausgerichteten Werften ergäben sich außerdem Chancen mit dem Bau von Spezialschiffen. Die Regierung habe gezielt in Ausbildung, Innovation, Forschung und Entwicklung investiert. So sei die Förderung von Forschung und Entwicklung im Schiffbau um gut 30 Prozent erhöht worden.
Keine großen Hoffnungen machte Rösler den deutschen Reedern. Diese hatten auf Millionenbeträge von der Bundesregierung gesetzt, um die hohen Lohnnebenkosten für Schiffe unter deutscher Flagge abzufedern. Dies sei unter dem Spardiktat nicht aufrecht zu erhalten, bedauerte der Minister. Die Konferenz könne sich aber Gedanken machen, wie sich die Attraktivität der seemännischen Berufe steigern ließe, etwa durch Entbürokratisierung und den Abbau von Hemmnissen für die Reeder.
Rösler sprach sich für einen besseren Schutz der Schiffe auf den Weltmeeren vor Piraten aus. Deutschland und die europäischen Staaten sollten die ökonomischen Ursachen und wirtschaftlichen Probleme in den Herkunftsländern der Piraten durch wirtschaftliche Zusammenarbeit flankieren.
Die IG Metall Küste forderte die Bundesregierung auf, sich stärker für den Schiffbau und die Offshore-Industrie einzusetzen. Bezirksleiter Meinhard Geiken drängte in Wilhelmshaven darauf, das Fünf-Milliarden-Programm für die Offshore-Industrie auch für Werften zu öffnen. Damit könne der Bau von Spezialschiffen unterstützt und Beschäftigung auf den Werften gesichert werden. Rösler hatte diese Öffnung jedoch abgelehnt.
Bei der größten maritimen Konferenz in Deutschland beraten mehr als 1000 Vertreter der Schifffahrts- und Hafenwirtschaft über die Lage der Branche wie den Ausbau der Offshore-Windparks und die Situation auf den Werften. Zum Abschluss am Samstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. (dpa)