Wilhelmshaven. Die Reeder wollen Millionen vom Staat: Schon vor Beginn der 7. nationalen maritimen Konferenz Ende der Woche im niedersächsischen Wilhelmshaven hat die Wirtschaft erste Forderungen an die Bundesregierung gerichtet. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) argumentiert, ohne Beihilfen für die hohen Lohnnebenkosten seien Schiffe unter deutscher Flagge nicht wettbewerbsfähig. Derzeit seien fast 450 Schiffe unter deutscher Flagge auf den Weltmeeren unterwegs, sagte VDR-Präsident Michael Behrendt. Bei einer weiteren Reduzierung von Beihilfen sei mit zahlreichen Ausflaggungen zu rechnen.
Auch die deutschen Seehäfen befürchten Wettbewerbsnachteile, wenn der Bund nicht ausreichend Mittel für den Ausbau von Seewegen und Wasserstraßen bereitstellt. Bedarf gebe es an Elbe, Weser, Ems, Nord-Ostsee-Kanal und Mecklenburger Bucht, sagte Hauptgeschäftsführer Klaus Heitmann vom Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe. Das nationale Hafenkonzept und die Haushaltsplanung des Bundes seien nicht stimmig und müssten in Einklang gebracht werden.
Der deutsche Schiffbau sorgt sich um fehlende Aufträge und fürchtet die Konkurrenz in Fernost. Die Finanzierung von Neubauten ist nach Ansicht des Verbandes Schiffbau- und Meerestechnik (VSM) schwierig, weil Banken das Risiko zur Absicherung scheuten. Bei den Exportbürgschaften wäre eine Anhebung der Quote von 80 auf 90 Prozent hilfreich, schlug VSM-Hauptgeschäftsführer Werner Lundt vor.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) eröffnet die Konferenz der deutschen See- und Hafenwirtschaft in Wilhelmshaven. Für die Hauptreden am Schlusstag haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) angekündigt.
Themen sind unter anderem die Rolle des deutschen Handels- und Marineschiffbaus im internationalen Wettbewerb. Experten beraten, wie seemännische Berufe für den Nachwuchs attraktiver werden können. Die Hafenwirtschaft und Logistiker beschäftigen sich mit den Häfen im Aufschwung und Strategien für die Zukunft. Untersucht werden auch die Bedeutung der Meerestechnik und der Offshore-Windenergie. Außerdem werden Klima- und Umweltschutz im Seeverkehr eine Rolle spielen.
Die mehr als 1000 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verbänden erwartet buchstäblich Neuland: Konferenzort ist eine aufgespülte Fläche auf dem Gelände des neuen Tiefwasserhafens. Auf einem frisch asphaltierten Parkplatz ist eine Zeltstadt aufgebaut.
Die unmittelbare Nähe zu den Umschlagsanlagen soll aus niedersächsischer Sicht auch eine Werbung für den gemeinsam mit Bremen realisierten JadeWeserPort sein. Deutschlands einziger Tiefwasserhafen soll im August 2012 eröffnet werden. (dpa)