Berlin. Die Bundesregierung hält einen Handelsvertrag mit Großbritannien bis Ende nächsten Jahres theoretisch für machbar. Man könne viel in kurzer Zeit verhandeln, wenn man sich klare Ziele setze, hieß es am Mittwoch, 11. Dezember, in Berlin aus Regierungskreisen. Ein Standard-Handelsabkommen, wie die EU sie bereits mit anderen Staaten habe, lasse sich zügig aushandeln. Je stärker man davon abweiche, desto schwieriger werde es. Es sei nötig, den wichtigsten Bereichen Priorität einzuräumen, um hier rechtzeitig eine Einigung zu erzielen. Alle Fragen ließen sich in dieser Zeit aber nicht klären.
Handelsexperten halten die Zeit für denkbar knapp. Vor allem angesichts britischer Forderungen nach einem weitreichenden Freihandelsabkommen einerseits und andererseits dem Wunsch, künftig nicht mehr den Regeln der EU, beispielsweise für Arbeitnehmerrechte, Umweltstandards und staatlichen Subventionen unterworfen zu sein.
Der Brexit ist bereits mehrmals verschoben worden. Am Donnerstag, 12. Dezember, wählt Großbritannien ein neues Parlament und damit indirekt auch einen neuen Premier. Der aktuelle Amtsinhaber Boris Johnson will sein Land am 31. Januar aus der EU führen. Während einer Übergangsphase bis zum Jahresende haben Großbritannien und die EU dann Zeit, um sich auf ein umfassendes Abkommen über ihre künftigen Beziehungen zu einigen. Der Brexit ist am zweiten Tag des EU-Gipfels in Brüssel am Freitag auch Thema bei den europäischen Staats- und Regierungschefs. (dpa)