Berlin. Nach steigenden Preisen für Bücher- und Warensendungen müssen sich Post-Kunden nach einem Medienbericht auch auf höhere Portogebühren für Briefe einstellen. Nach verschiedenen Medienberichten gibt es bei der Deutschen Post Erwägungen, das Porto für den Standardbrief 2019 um 10 auf 80 Cent anzuheben. Ein Sprecher der Deutschen Post sprach am Sonntag von Spekulationen.
Zunächst müsse die Bundesnetzagentur ein neues Verfahren zur Bestimmung der Briefpreise festlegen. Sobald das feststehe, werde die Post auf dieser Grundlage entscheiden, ob Preise verändert werden und wenn ja - in welchen Bereichen und in welcher Höhe, sagte der Sprecher. Das Porto für den Standardbrief von aktuell 70 Cent ist staatlich reguliert. Eine Erhöhung ist ab Anfang 2019 aber prinzipiell wieder möglich.
Beschwerderekord bei der Bundesnetzagentur
Zugleich zeichnet sich ab, dass die Beschwerden über die Deutsche Post bei der Bundesnetzagentur 2018 einen Rekord erreichen könnten. Schon bisher sind bereits mehr als zwei Drittel des gesamten Vorjahreswertes eingegangen. Bis Ende Mai seien rund 4100 Beschwerden gezählt worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur von den Regulierern. Im Gesamtjahr 2017 waren es demnach 6100, ein Anstieg von wiederum 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Kritik kam von Klaus Müller vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Eine 14-prozentige Preiserhöhung für Briefe auf 80 Cent und gleichzeitig eine Rekordzahl an Beschwerden - „das ist eine Frechheit”, teilte er auf dem Kurznachrichtendienst twitter mit.
Die Bundesnetzagentur hatte nach der letzten Preiserhöhung 2016, als das Porto für den Standardbrief von 0,62 Euro auf 0,70 Euro angehoben wurde, die Preise für drei Jahre eingefroren. Der nächstmögliche Termin für eine Portoerhöhung ist damit der 1. Januar 2019. Bei dem Verfahren der Netzagentur geht es um die Rahmenbedingungen für regulierte Briefprodukte. Das neue Verfahren wird im Herbst erwartet.
Preissteigerungen für Bücher- und Warensendungen ab 1. Juli
Die Post hatte zuletzt das Porto für Bücher- und Warensendungen kräftig angehoben. Für die Büchersendung Groß (bis 500 Gramm) verlangt sie mit 1,20 Euro ab 1. Juli ein Fünftel, also 20 Cent, mehr als bisher. Für die Warensendung Kompakt (bis 50 Gramm) werden mit 1,30 Euro sogar 40 Cent mehr fällig. Die Post begründete den Schritt mit allgemeinen Kostensteigerungen und höheren Transportkosten.
Die meisten Post-Beschwerden betreffen laut Netzagentur Probleme bei der Zustellung. Über die Hälfte entfällt auf das lizenzpflichtige Brief-, ein Drittel auf das Paketgeschäft. Die absolute Zahl sei insgesamt aber weiter auf einem niedrigen Niveau.
Steigender Onlinehandel sorgt für mehr Zustellungsfehler
Der stetig steigende Onlinehandel führt auch zu einem erhöhten Verkehrsaufgebot in den Innenstädten und Fehlern bei der Zustellung. Für die Zusteller wird es zunehmend schwieriger, Fahrer zu finden, um die hohe Nachfrage zu bewältigen. Die Konkurrenz der Post fordert deshalb etwa Zusatzgebühren für die Zustellung bis an die Tür. Experimentiert wird zudem mit Mikrodepots und der Zustellung mit Lastenrädern, um die Innenstädte zu entlasten. (dpa)