New York. Der Chef der Deutschen Post DHL trommelt für den freien Handel zwischen den USA und Europa. „Es gibt nicht ein einziges Beispiel eines Landes, das erfolgreich war mit Protektionismus“, sagte Frank Appel bei einem Besuch in New York. Hingegen gebe es viele Erfolgsgeschichten. Er rechnet damit, dass ein Freihandelsabkommen wie es derzeit diskutiert wird, das Wirtschaftswachstum auf beiden Seiten des Atlantiks um mindestens einen Prozentpunkt steigern würde.
„Der Handel würde zunehmen“, sagte Appel. Die Deutsche Post DHL als einer der weltgrößten Logistikkonzerne wäre ein direkter Profiteur. Appel hofft in dem Zusammenhang auch auf einen Abbau weiterer Beschränkungen. So dürfe sein Unternehmen keine eigene Luftflotte in den USA betreiben, sondern müsse auf einheimische Partner zurückgreifen. „Diese Gesetze kommen daher, dass die Regierung im Falle eines Krieges Zugriff auf die Flugzeuge haben wollte“, erläuterte er. Ähnliche Beschränkungen gebe es auch für US-Unternehmen in Europa.
Für die Deutsche Post DHL sind die USA einer der wichtigsten Märkte. „Wir sind die letzten beiden Jahre kräftig gewachsen“, sagte Appel. Mehr als 35.000 der insgesamt 475.000 Beschäftigten sind hier im Einsatz und der Konzern macht im Land ein Zehntel seines Umsatzes.
Am Donnerstag weihte Appel die Erweiterung des Amerika-Drehkreuzes in Cincinnati ein, wo unter anderem ein neues Sortierzentrum entstanden ist. Mit UPS und FedEx sitzen auch die beiden größten Konkurrenten in den Vereinigten Staaten.
BDI und IHK warnen vor Scheitern der Gespräche
Bei einer Absage der für Freitag geplanten Handelsgespräche zwischen Europa und den USA würde allein Deutschland nach Ansicht der Wirtschaft die Chance auf bis zu 100.000 neue Jobs verspielen. Die Handels- und Außenminister der EU-Staaten müssten bei ihrem Treffen ein klares und einheitliches Signal für die Aufnahme der Gespräche über ein Freihandelsabkommen geben. „Kein Bereich sollte aus den Verhandlungen schon im Vorhinein ausgeschlossen werden“, warnte BDI-Präsident Ulrich Grillo am Donnerstag.
Frankreich hat mit einem Veto gedroht, falls nicht wie von Paris gewünscht der Kultur- und Medienbereich ausgenommen wird. Die Franzosen fürchten die Dominanz von US-Produktionen. Die Wirtschaft erwartet dann Retourkutschen aus Washington. „Der Ausschluss ganzer Bereiche in dem EU-Mandat könnte zu ähnlichen Reaktionen auf der US-Seite führen. Dies wäre angesichts der großen Chancen für Wachstum und Arbeitsplätze fahrlässig“, meinte Grillo. Der Industrieverband BDI rechnet mit zusätzlichen Konjunkturimpulsen auf beiden Seiten des Atlantiks von bis zu 200 Milliarden Euro pro Jahr.
Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) macht sich für ein Abkommen mit den USA stark. „Das ist eine Riesenchance für zusätzliche Arbeitsplätze und Investitionen“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der Nachrichtenagentur dpa. Jedes dritte deutsche Unternehmen berichte derzeit von Hürden beim Export in andere Länder. „Da wäre das Abkommen zwischen EU und USA natürlich ein sehr positives Signal gegen Protektionismus und für freie Märkte in der Welt.“ (dpa)