Warschau. Die Oder, Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen, soll nach dem Willen des polnischen Infrastrukturministeriums in großem Stil für den Gütertransport geöffnet werden. Es sei „höchste Zeit, sich auf die Modernisierung der Binnenwasserwege zu konzentrieren“, sagte Staatssekretärin Dorota Pyć im Gespräch mit dem Branchenportal wnp.pl. So solle auf der Oder ein regulärer Schiffsverkehr nicht wie bisher an nur 90, sondern an etwa 240 Tagen im Jahr ermöglicht werden.
Auch die Zahl der Schiffe solle von einigen Dutzend auf einige Hundert erhöht werden. Besonders der Intermodaltransport müsse gefördert werden. Bisher habe die sich die Politik um die Hauptverkehrswege für den Gütertransport kümmern müssen, vor allem um die Straßen-Infrastruktur und in zweiter Linie um die Bahnlinien und die Häfen, sagte Pyć. Wegen der großen Fortschritte in den genannten Bereichen seien nun die Flüsse und Kanäle an der Reihe.
Die Politikerin streicht im Interview auch „ökologische Vorteile“ heraus, die sich aus dieser Form des Gütertransports ergeben könnten. Allerdings streitet ihr Ressort ausgerechnet mit den Kollegen vom Umweltministerium um Kompetenzen. Letztere sind offiziell verantwortlich für den Bau und den Erhalt der Wasserwege, das Infrastrukturministerium dagegen nur für ihre Sicherheit und strategische Entwicklung. Die unklare Verteilung der Zuständigkeiten hat dazu geführt, dass derzeit nur gut 10 Prozent der Binnenwasser-Wege in Polen genutzt werden, wie ein niederschmetternder Bericht der Kontrollbehörde NIK kürzlich zeigte. Die größten Probleme treten mit veralteten Schleusen und Dämmen sowie durch die Nichteinhaltung der minimalen Wassertiefe auf. In der Oder beträgt diese beispielswiese 1,80 Meter. (mk)