Stuttgart. Sie soll täglich das Kerosin von 60 Tankwagen unter der Erde an den Stuttgarter Flughafen pumpen: Weil das zentrale Tanklager in Heilbronn schließt, will sich der Airport bis 2017 an die sogenannte „Nato-Pipeline” anschließen. Laut Flughafen macht das den Gefahrguttransport sicherer und umweltschonender - doch bis zu 700 Grundbesitzer müssen dem Vorhaben erst einmal zustimmen.
Die Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) will sich bis 2017 an die durch Baden-Württemberg von Kehl (Ortenaukreis) nach Aalen (Ostalbkreis) führende CEPS-Treibstoffleitung (Central European Pipeline System, die sogenannte Nato-Pipeline) anschließen. Im Moment stehen zwei Trassenkorridore zur Diskussion. Eine Variante verläuft parallel zur Autobahn 8, die andere zur Bundesstraße 27. Für den Bau rechnet die FSG mit Kosten von rund zehn Millionen Euro. Die Pipeline soll aus Stahl bestehen, mit Kunststoff und Faserzement umhüllt sein und einen Durchmesser von 20 Zentimetern haben. Sie wäre stets befüllt und könnte täglich bis zu 1500 Kubikmeter Kerosin transportieren. Die Rohre sollen in 1,20 bis 1,50 Meter Tiefe in der Erde verlegt werden.
Am Airport versorgt ein Tanklager die Flugzeuge mit Treibstoff. Aktuell wird das Kerosin nach Angaben des Flughafens zu zwei Dritteln per Lastwagen vom Tanklager Heilbronn angeliefert. Doch dieses soll Ende 2017 geschlossen werden. Das Kerosin müsste dann von den nächstgelegenen Tanklagern in Rheinau bei Kehl oder Speyer in Rheinland-Pfalz aus gebracht werden - das würde die Fahrt um 90 Kilometer verlängern.
Längere Fahrten mit höherem Sicherheitsrisiko
Laut Flughafen sind die längeren Fahrtwege wegen der als Gefahrgut deklarierten Kerosintransporte mit einem höheren Sicherheitsrisiko verbunden. Auch die Verkehrs-, Lärm- und Schadstoffbelastung würde steigen. Mit dem Vorhaben könnte das Tanklager sicherer und umweltfreundlicher als bisher mit Kerosin versorgt werden. Die mögliche Einsparung an klimaschädlichem Kohlendioxid aufgrund wegfallenden Lkw-Verkehrs beträgt nach Angaben des Flughafens bis zu 650 Tonnen pro Jahr.
Ob eine Realisierung gelingen kann, ist allerdings noch ungewiss. Am meisten Probleme könnten die für die Trasse notwendigen Grundstücke machen. Die Verlegung der Pipeline in gemeindeeigenem Gelände sowie in Privatgrundstücken soll vertraglich geregelt werden. Eigentümer, deren Grundstück die Pipeline quert, sollen finanziell entschädigt werden. Enteignungen sollen nicht stattfinden. Die etwa 500 bis 700 betroffenen Eigentümer müssen dem Projekt zustimmen.
„Bisher haben wir keinen wütenden Protest gehört”, sagt eine Flughafen-Sprecherin. Die Debatte soll offen geführt werden und könnte auch darin enden, dass die Pläne zu den Akten gelegt werden. „Wenn es zu viele Bedenken gibt, lässt sich das Projekt nicht realisieren”. Die Schutzgemeinschaft Filder, die sich zuletzt gegen Bauprojekte am Flughafen gewandt hatte, steht dem Plan zumindest offen gegenüber: „Grundsätzlich ist das eine gute Idee”, findet der Vorsitzende Steffen Siegel. „Aber da werden nicht alle mitmachen.” (dpa)