Pioniere der

Pioniere der Logistik Sie prägten Theorie und Praxis in der Logistik:Die beiden neuen Mitglieder in der Logistik Hall of Fame. Die beiden Neuzugänge in der Logistik Hall of Fame haben viel gemeinsam: der eine Erfinder, der andere Forscher. Beide Maschinenbauer mit großem Techniksachverstand, viel Sympathie für Prozessoptimierung und beide haben durch ihre Arbeit einen Paradigmenwechsel in der Logistik eingeleitet. Clark hat durch die Erfindung des Gabelstaplers den internen Materialfluss revolutioniert, Baumgarten gilt als Vater der ganzheitlichen Logistik und Wegbereiter der modernen Logistikausbildung. Helmut Baumgarten, ... Als der frisch promovierte Dr.-Ing. in den 70er-Jahren 1976 den Ruf an die TU Berlin erhielt, hatte er zwar die Fördertechnik im Titel, aber die Logistik im Kopf. Von Anfang an wollte er aus dem Lehrstuhl für angewandtes Maschinenwesen, insbesondere Fördertechnik, einen Logistiklehrstuhl machen. Mitte der 70er ein fast schon exotisches Vorhaben. Logistik als Unternehmensfunktion gab es noch nicht mal in der Autoindustrie und die heutigen Logistikdienstleister bezeichneten sich samt und sonders als Fuhrunternehmer, allenfalls Spediteure. Abschrecken ließ sich der zielstrebige Wissenschaftler davon allerdings nicht. Im Gegenteil: Baumgarten arbeitete ebenso hartnäckig wie diplomatisch daran, aus der Logistik eine strategische Unternehmensfunktion zu machen, sie als Querschnittsfunktion in die Forschung und die Wirtschaft zu tragen. Die Chance, seinen Traum wahrzumachen, ergab sich zwei Jahre später in Gestalt zweier Männer. ... Vater der durchgängigen Logistik Hanspeter Stabenau und Manfred Türcks. Stabenau, selbst Mitglied in der Logistik Hall of Fame, leitete damals den Arbeitskreis Logistik des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), aus dem später die Bundesvereinigung Logistik hervorging. A.T.-Kearny-Mann Türcks schwärmte schon damals von den Möglichkeiten der Logistik, allen voran in der Automobilindustrie. Im Hamburger Lokal Belvedere habe man ihm das Angebot gemacht, der Wissenschaftsvertreter der neuen Logistikbewegung zu werden. Lange nachdenken musste er nicht, „ich habe begeistert Ja gesagt“, und fügt hinzu: „nicht ohne einen gewissen Ehrgeiz“. Schon damals reizte den zielstrebigen Wissenschaftler das Alleinstellungsmerkmal, erster Logistikprofessor zu werden. Wenn man so will, wurde die deutsche Logistikforschung ganz unfeierlich in einer Hamburger Kneipe begründet, lacht Baumgarten, „wir waren eine Gruppe lockerer Naturen, die Spaß hatte bei und nach der Arbeit“, skizziert er den damaligen Kreis. Bis es allerdings so weit war, war harte Überzeugungsarbeit angesagt. „Logistik ist eine Modeerscheinung, in einem Jahr ist das wieder weg“, quittierte der damalige Präsident der TU Berlin Anfang der 80er Baumgartens Absicht, seinen Lehrstuhl umzubenennen. Fünf Jahre später hatte er es doch geschafft, aus dem Fördertechniklehrstuhl den Bereich Logistik der TU Berlin und damit den ersten und bis heute einen der bedeutendsten Logistiklehrstühle Deutschlands zu machen. Für Baumgarten zählte stets die Verbindung von Unternehmen und Universität und er leistete Pionierarbeit bei der Durchsetzung logistischen Denkens in der Wirtschaft. Dem „Logistik-Papst“ gelang es, starke Netzwerke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu knüpfen. Nicht zuletzt gründete er selbst einige Unternehmen, darunter die Logplan GmbH Airport Logistics Consulting und das Zentrum für Logistik und Unternehmensplanung GmbH (ZLU). Und nicht nur Insider wissen, dass er jahrzehntelang die Inhalte des Deutschen Logistikkongresses in Berlin gesteuert und auf die Beine gestellt hat. Aufs Altenteil zurückziehen will sich der 2004 emeritierte Professor allerdings nicht. Dennoch will er Distanz gewinnen, die Logistik von außen betrachten, aber nur um sein nächstes Projekt anzu-gehen: Eine Zwischenbilanz der Logistik mit Perspektiven. Erscheinungstermin 2008. Eugene Bradley Clark, ... Das Jahr 1917: Amerika erklärt dem Deutschen Reich den Krieg, Lenin beendet mit der Oktoberrevolution die Zarenherrschaft in Russland. Die Tänzerin Mata Hari wird in Frankreich als deutsche Spionin verhaftet, verurteilt und erschossen. In Berlin wird der Normenausschuss der Deutschen Industrie (später: DIN) gegründet. Und Eugene Bradley Clark erfindet den Gabelstapler. Bis dahin hatte Clark mit Logistik nicht viel am Hut. In seinen Fabriken fertigte der studierte Maschinenbauer zu diesem Zeitpunkt Bohrer für die Eisenbahnindustrie sowie Stahlfelgen und Achsen für die noch junge Automobilindustrie. Der Vorläufer des Gabelstaplers entstand 1917 in der Clark Equipment Company in Buchanan. Seine Arbeiter brauchten in jenen Tagen etwas, mit dem sie Sand und schwere Gussrohlinge zwischen den Werkshallen hin- und hertransportieren konnten. So bauten Clark und seine Mitarbeiter ein krudes dreirädriges benzin-betriebenes Fahrzeug mit einem Lade-behälter für knapp zwei Tonnen Last an der Vorderseite zusammen. Wer nach links wollte, musste nach rechts lenken und umgekehrt. Wer schnell stehen bleiben wollte, musste irgendwo gegen fahren – Bremsen gab es nicht. ... Erfinder des Gabelstaplers Kurz nach seiner Erfindung entdeckte die US-Army im Ersten Weltkrieg das Gerät für sich und nutzte es für Umschlagarbeiten in Munitionsdepots. Das Fahrzeug bekam Bremsen, eine verbesserte Lenkung und den Namen „Tructractor“. 1919 verkaufte Clark 75 Stück davon. Der Erfolg kam für Clark damals unerwartet und so gründete er noch 1919 für die Fahrzeuge, aus denen sich der Gabelstapler entwickelte, eine eigene Firma, um die Geräte zu fertigen. Ein Volltreffer, das Geschäft boomte und 1923 entstand eine eigene Fabrik in Battle Creek, Michigan/USA. Dem Tructractor folgten die unterschiedlichsten Modelle, darunter 1924 der „Duat“, ein dreirädriger Schlepper mit mechanisch angetriebener Hebevorrichtung für Lasten bis 455 Kilogramm. Eine Dekade später stehen die Tructractor und seine Nachfolger bereits für 16 Prozent des Umsatzes der Clark Equipment Company. Und heute, knapp 90 Jahre nach der Geburt des Gabelstaplers, umfasst der Weltmarkt für Flurförderzeuge jährlich 930.000 Einheiten. „Ich glaube, das Tructractor-Geschäft ist die vielversprechendste unserer verschiedenen Aktivitäten“, hatte Clark in den 20er-Jahren einmal gesagt. ❙❚■ Serge Voigt, Anita Würmser Helmut Baumgarten Der Wissenschaftler wurde 1937 im schlesischen Stolzenau geboren. 1965 schließt er als Diplom-Ingenieur an der TU Berlin ab, promoviert 1972 im Bereich Transportlogistik der TU Berlin und habilitiert nur zwei Jahre später. 1976 geht er als Professor an die TU Berlin und macht in den Folgejahren den Lehrstuhl zu einer der größten Ausbildungs-institutionen für den Bereich Logistik in Europa. 2004 wird Baumgarten pensioniert. 1978 bis 1999 war er Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Logistik (BVL), seit 1999 Ehrenmitglied und seit 1983 Mitglied des Vorstandes des Verbandes Deutscher Wirtschaftsingenieure (VWI) und er trägt das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Interview über den Dächern von Berlin: Prof. Baumgarten und VR-Redakteurin A. Würmser Vita Die Logistik Hall of Fame Logistik Hall of Fame ehrt Persönlichkeiten, die sich um die Weiterentwicklung von Logistik im deutschsprachigen Wirtschaftsraum außergewöhnlich verdient gemacht haben. Eine unab-hängige Fachjury wählt in jedem Jahr zwei neue Mitglieder in diese ewige Ruhmeshalle. Die Jury der Logistik Hall of Fame Acht renommierte Logistikexperten haben in diesem Jahr zwei neue Mitglieder der Logistik Hall of Fame gewählt. Manfred Boes Fiata-Präsident, Uwe Clausen, Lehrstuhl für Verkehrssysteme und -logistik der Universität Dortmund und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML), Reinhard Klein, „transport logistic“ Messe München, Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer BME, Christoph Hahn-Woernle, Sprecher des Forums Intralogistik und Vorsitzender des CeMAT-Präsidiums, Wolfgang Kaerkes, Geschäftsführer DGQ, Jörg Pretzel, Geschäftsführer GS1 Germany, Anita Würmser (Vorsitzende der Jury), Chefredakteurin LOGISTIK inside und VerkehrsRundschau. Weitere Informationen über die Mitglieder und das Aufnahmeverfahren finden Sie unter www.logistik-inside.de. Vita Eugene Bradley Clark Am 27. Juli 1873 wurde der Erfinder des Gabelstaplers als Sohn von Ezra W. und Sylvia C. Clark in Columbia, USA, geboren. 1894 verlässt Clark die Cornell Universität in Ithaca, New York, als studierter Maschinenbauer. Mit seiner ersten Ehefrau Laura lebt er 1904 als Angestellter bei Illinois Steel Works in Chicago, Illinois/USA. Im gleichen Jahr kommt Clark erst als Berater, danach als Manager und Teilhaber zur George R. Rich Manufacturing Company, die Bohrer herstellt. 1916 fusioniert Clark die Celfor Tool Company mit der Buchanan Electric Steel Company zur Clark Equipment Company, deren Vorstand er wird. 1917 entwickelt Clark mit dem Tructractor den Vorläufer zum Gabelstapler. Am 29. Juli 1942 stirbt Eugene Bradley Clark im Alter von 69 Jahren in Chicago an einer Lungenentzündung. Erfinder des Gabelstaplers: Eugene B. Clark Malcom McLean (*1913 †2001) Vater der Containerisierung und Gründer der Containerreederei Sea-Land Taiichi Ohno (*1912 †1990) Erfinder der logistischen Basismethoden „Pull-Prinzip“, „Just-in-Time“ und „Kanban“ Hanspeter Stabenau (*1934) Wegbereiter der modernen Logistik und Verfechter des Systemgedankens Horst Wildemann (*1942) Initiator von Just-in-Time und Kanban in der deutschen Automobilindustrie Heinz Fiege (*1945) Erfolgreicher Logistikunternehmer und Pionier in der Kontrakt-logistik Hugo Fiege (*1949) Erfolgreicher Logistikunternehmer und Pionier in der Kontrakt-logistik Klaus-Michael Kühne (*1937) Erfolgreicher Logistikunternehmer und Mäzen für Wissenschaft und Nachwuchs Hans-Christian Pfohl (*1942) Begründer der wissenschaftlichen Logistikforschung William H. Tunner (*1906 †1983) Pionier der Luftfahrt und Organisator der Berliner Luftbrücke Mitglieder Hall of Fame

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