Paris. Die Aussicht, dass es in Frankreich ab dem 15. September zu einem längeren Pilotenstreik kommt, hat sich weiter verdichtet. Nach der in dem Bereich führenden Gewerkschaft SNPL hat nun auch der zweite Pilotenverband SPAF für denselben Zeitraum einen mehrtägigen Ausstand angekündigt. Nach Meinung von Beobachtern dürfte sich auch noch die dritte Pilotenvertretung des Landes dem Streik anschließen. Damit würde sich das Luftverkehrsunternehmen Air France/KLM einer geschlossenen Front gegenübersehen.
SPAF fordert, dass alle Piloten, die auf Flugzeugen mit mehr als 110 Plätzen eingesetzt werden, denselben Vertrag erhalten. Dies beträfe bei Air France den Airbus A320 ebenso wie die Boeing 737-800 der Lowcost-Tochter Transavia France. Bisher fliegen deren Piloten zu ungünstigeren Vertragsbedingungen. Air France/KLM will dies weiterhin so halten und die Vertragsbedingungen auch für die Piloten der sieben Boeing 737-800 festschreiben, die schon bestellt sind und ab dem nächsten Jahr die Flotte ergänzen sollen.
Im Billigfliegersegment und Mittelstreckenbetrieb, bislang die Hauptverlustquelle der französisch-niederländischen Fluggesellschaft, will die Konzernleitung verlorene Marktanteile zurückerobern. SPAF und Air France/KLM konnten sich bei ihrem letzten Gespräch unter anderem nicht darüber einigen, wie hoch die reale Kostendifferenz zwischen Air France- und Transavia-Piloten ist. Die Fluggesellschaft spricht von 40 bis 70 Prozent Unterschied, wogegen SNPL und SPAF von „annähernd gleichen Betriebskosten und Firmenzugehörigkeitsdauer“ ausgehen. Am 9. und 12. September soll darüber weiter diskutiert werden.
Einschnitte bei Frachtkapazitäten
Erst vor wenigen Tagen hatte die Leitung des Unternehmens drastische Einschnitte bei der Cargo-Kapazität angekündigt. Die Nachfrage nach Frachtraum sei langsamer gestiegen als erwartet, hieß es in der Begründung. Der Verwaltungsrat habe deshalb beschlossen, 5 Frachtflugzeuge vom Typ MD-11F zwischen 2015 und 2016 beschleunigt aus dem Verkehr zu ziehen. Übrig als Voll-Cargo-Flieger blieben dann nur noch 2 Boeing 777F in Paris und 3 Boeing 747ERF in Amsterdam, teilte Air France/KLM mit. Derzeit besteht die Nur-Cargo-Flotte noch aus 21 Flugzeugen. Mit der Verringerung der Frachtkapazitäten will die Gruppe versuchen, diese an das nach wie vor defizitäre Cargogeschäft anzupassen, das Aktivitätsfeld aber nicht ganz aufgeben. Man werde trotz der Reduzierung nach wie vor ein bedeutender Akteur im Cargobereich bleiben, versicherte ein Sprecher gegenüber französischen Medien. (jb)