Paris. Vom 15. bis 22. September muss eventuell mit massiven Störungen im französischen Luftverkehr gerechnet werden. Für diesen Zeitraum hat die führende Pilotengewerkschaft SNPL AF Alpa zu einem Streik aufgerufen. Das meldete die Pariser Les Echos. Sie wolle damit Einfluss nehmen auf die künftige Organisation der Kurz- und Mittelstreckenflüge, erklärte die Gewerkschaft. Der Ausstand könne jeweils von ab 5 Uhr morgens bis 23 Uhr abends von Tag zu Tag verlängert werden, kündigte der Chef der Gewerkschaft Jean-Louis Barber an.
Seine Organisation wirft der staatlichen Fluggesellschaft Air France vor, sie wolle ihr geplantes Projekt „Perform 2020“ im Alleingand durchziehen, ohne Beteiligung der Pilotenvertretung. In großen Zügen ist der Inhalt des Neuordnungsvorhabens schon seit Juli bekannt. Es soll aber im Detail erst am 11. September vorgestellt werden. Angesichts der Streikankündigung hat Air France nun am Donnerstag letzter Woche etwas mehr Einblick in die Pläne zur zukünftigen Gestaltung der unter dem Begriff „point à point" figurierenden Aktivitäten gegeben. Sie betreffen die Flüge, die nicht über den Hub Roissy-Charles de Gaulle laufen, sondern von und nach dem zweiten Pariser Flughafen Orly, ausgenommen die Langstreckenflüge, sowie die Verbindungen von Region zu Region. Damit will Air France auf die heimische und europäische Konkurrenz reagieren. Geplant ist, diese Aktivitäten in einer neu zu schaffenden Einheit zusammenzufassen. Mit Datum vom 8. September an soll der Hop!-Chef Lionel Guérin als Projektleiter fungieren. Zugleich hieß es in dem Communiqué, man werde die Personalvertretungen der Gruppe über das Programm insgesamt bis spätestens Ende Oktober ins Bild setzen. Ziel der Umorganisierung bei Air France ist , „für jeden Markt ein spezifisches Angebot und ein Wirtschaftsmodell zu schaffen, das dem sowohl kostenmässig als auch hinsichtlich der Erlöse angepasst ist.“
Die Hintergründe von Perform 2020
„Perform 2020“ sieht insbesondere die Umverteilung bisheriger Air France-Flüge auf die Regionaltochter Hop! und die Ausweitung des Radius der Low-Cost-Tochter Transavia auf europäische Ziele vor. Um das kommerzielle Angebot entsprechend auszurichten, würde dies bezüglich der Einsatzplanung von Maschinen und Personalteams eine hohe Flexibilität erfordern. Im Prinzip ist die Pilotengewerkschaft nicht dagegen, nur werde alles davon abhängen, wie die Neuorganisation konkret in Szene gesetzt werden soll, erklärte SNPL-Chef Barber. „Angesichts des Fehlens eines konstruktiven und strukturierten Dialogs“ mit der Air-France-Leitung habe man aber keine andere Wahl als den „Plan B” zu aktivieren, das heißt mit Streik zu drohen, um sich Gehör zu verschaffen. Man habe das Gefühl, dass alles schon im Voraus entschieden worden sei. Für die Umsetzung der Pläne schlägt die Gewerkschaft vor, eine feste Gruppe von Piloten zusammenzustellen, die in der Lage seien, „sämtliche Air-France-Marken zu fliegen“. Es sei das Betriebsmodell, das die Kosten determiniere, und nicht die Vergütung der Piloten.
Noch könnte der Streik in der zweiten Septemberhälfte abgewendet werden, denn beide Seiten scheinen bereit, die im Vormonat begonnenen Gespräche in den kommenden Tagen weiter fortzuführen. (jb)