Paris. Die französische Regierung hat „Dringlichkeitsmaßnahmen“ zur Unterstützung der Bahnfracht angekündigt und dies als „zentrales Vorhaben“ bezeichnet.
Der Sektor sei seit vielen Jahren „fragil“. Premierminister Jean Castex kündigte beim Besuch einer Multimodal-Plattform im Marne-Tal an, man werde die von Bahnfrachtunternehmen erhobenen Nutzungstarife verringern und „neue Schienenautobahnen für den Frachttransport schaffen“. Die Schiene stehe in hartem Wettbewerb mit der Straße, erklärte Castex. Ihr Anteil am gesamten Warentransport liege derzeit nur noch bei 9 Prozent, „fünfmal weniger als 1974“, und damit nur auf halber Höhe des Durchschnitts in der EU.
Eisenbahnnetz soll für französische Unternehmen kostenfrei werden
Jetzt soll das massiv geändert und der Anteil bis 2030 auf 18 Prozent verdoppelt werden. Ein solches Umschwenken von der Straße auf die Schiene habe auch zu den kürzlich der Regierung vorgelegten Forderungen der Bürgerversammlung (Convention) zugunsten des Klimas gehört. Als Erstes werde der Staat „umgehend 63 Millionen Euro“ investieren, „um den Zugang zum französischen Eisenbahnnetz kostenfrei zu machen“, und zwar „für alle Firmen, die im heimischen Inland“ für ihre Transporte die Schiene benutzen.
Staat will 2021 großen Teil der Mautkosten übernehmen
Der Bahnfrachtbereich zählt 22.000 Beschäftigte und erlebt durch die Covid-19-Krise ebenso wie in der Folge des Bahnstreiks vom letzten Winter eine starke Verlangsamung. Weitere 63 Millionen will Paris aufwenden, um die Mauttarife im nächsten Jahr zu senken. Ab Anfang Januar werde der Staat 70 Prozent der von Unternehmen zu zahlenden Mautkosten übernehmen, erklärte Jean-Baptiste Djebbari, Staatssekretär für Verkehr und Transport.
Ziel sei es, den Kombitransport zu unterstützen. Damit wolle man nächstes Jahr 7 Millionen Tonnen Fracht per Bahn „retten“ und „rund 425.000 Tonnen CO²-Ausstoß verhindern“. Das entspreche etwa dem Aufkommen einer mittelgroßen Stadt mit 40.000 Einwohnern. (jb)