Brüssel. Die EU-Kommission will konsequenter gegen überhöhte Preise für den grenzüberschreitenden Versand von Paketen vorgehen. Nach einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Untersuchung stehen die Preise für den europaweiten Versand in keinem vernünftigen Verhältnis zu vergleichbaren innerstaatlichen Lieferungen.
Hohe Preise und ineffiziente Lieferketten verhindern nach Ansicht der Kommission eine Vielzahl von Geschäften zwischen den EU-Mitgliedsstaaten. Ihr Ziel sei es, „Paket-Lieferungen über die Grenzen hinweg unterbrechungsfrei und erschwinglicher für die Verbraucher und kleinere Firmen zu machen“, sagte Binnenkommissarin Elzbieta Bienkowska. Dabei setze sie nicht auf Preisregulierung sondern auf mehr Transparenz und Wettbewerb.
Teilweise verlangen Unternehmen das Fünffache
Nach einer Untersuchung der St. Louis University im Auftrag der Kommission müssen die Kunden zum Beispiel für den Versand eines bis zu zwei Kilogramm schweren Standard-Päckchens innerhalb Österreichs 4,45 Euro bezahlen, innerhalb Italiens aber mehr als das Doppelte: 9 Euro. Um das gleiche Päckchen von Österreich nach Italien zu schicken, muss man 14 Euro bezahlen, in umgekehrter Richtung sogar 25 Euro. Deutsche Paket-Kunden zahlen für eine vergleichbare Sendung im Bundesgebiet rund 4 Euro, im (gewichteten) Durchschnitt aller anderen EU-Länder aber rund 17 Euro. Noch größer ist der Unterschied für ein Premium-Päckchen(mit sicherem Liefertermin oder anderen, besonderen Merkmalen) bis zu zwei Kilo: etwa 12 Euro im Durchschnitt für das Bundesgebiet und fast 70 Euro für das europäische Ausland.
Insgesamt kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Preisunterschiede umso größer sind. Für Premium-Produkte gilt umgekehrt, dass die Preisdifferenz zwischen In- und Ausland größer ist als für Standard-Sendungen. Auch die Größe eines Landes spielt eine Rolle: zwischen großen und gut miteinander verbundenen Ländern ist der Preisunterschied zwischen In- und Ausland-Versand tendenziell geringer als in kleinen Ländern.
Hohe Preise für grenzüberschreitende Lieferungen stellen nach Ansicht der Kommission ein großes Hindernis für den Online-Einkauf dar. Sie will deswegen im kommenden Frühjahr Maßnahmen vorschlagen, um die Paket-Auslieferung zu verbessern. (tw)