Oktoberfest im Mai!

Schon vor der Transport Logistik waren die Fahrzeughersteller positiv gestimmt. Und tatsächlich sollte aus der guten Stimmung ein vorgezogenes "Oktoberfest" werden, wie eine Umfrage am letzten Messetag ergab. Dabei war das vorherrschende Thema bei den Lkw- und Trailerherstellern definitiv Telematik und Full-Service. Den letzteren Punkt hat Krone-Senior-Chef Bernard Krone nach eigenen Angaben ursprünglich "völlig falsch" eingeschätzt: "Ursprünglich hatten die Kunden für ihre Verschleiss- und Ersatzteile viele Quellen und eigene Werkstätten - warum sollten wir ihnen das verkaufen?" Mittlerweile habe sich das komplett geändert und die Kunden wollen jetzt alles aus einer Hand, die bei Problemen allein verantwortlich ist und kompetent hilft: "Damit hat das gegenseitige Zuschieben von Verantwortlichkeiten bei Problemen ein Ende." Ein Reifen als Symbol für das Ganze Ähnliches hört man auch bei Schmitz Cargobull, wo man eine Reifenpatenschaft mit Hankook einging. Die neuen Cargobull-Hankook standen neben den Kühlmaschinen dann auch als einzige Hardware am Schmitz-Stand, gleichsam als Symbol dafür, dass man nun wirklich alles aus einer Hand bekommen könnte. Darüber hinaus kündigte Gerd Rohrsen eine bessere Geräuschdämmung für die eigene Kühlmaschine TK 1 an. Über die Telematik und Vernetzung mit den Lkw-Herstellern versuchen die Cargobullen auch Servicetermine von Trailer, Lkw und Kühlaggregat zu einem Termin zusammenzulegen. Sehr gut funktionieren laut Rohrsen auch die vorauseilenden Serviceanfragen der Maschine, die via Telematik eine Wartungs- oder Serviceanfrage verschickt, bevor es zu Komplikationen komme. Zwar räumt man bei Schmitz Cargobull in der Anlaufphase einige kleinere Startschwierigkeiten ein, doch die seien mittlerweile überwunden und einen "ganz großen Crash" gab es ohnehin nie. Die Telematik nimmt massiv Fahrt auf Die Reifen werden auch bei Kögel als Teil des Trailers gesehen und können beim neuen großen Full-Service-Paket mit eingebunden werden, wie Anton Biglmaier, Leiter After Market, erklärt. Dazu kommt die eigenentwickelte Telematik. Auch Angelika Herzog vom Scania-Marketing bestätigt, dass mehr und mehr Kunden ein Komplettangebot aus einer Hand fordern. Ähnliches vernimmt man bei Daimler und Iveco. MAN nutzte die Messe gleich zur Präsentation einer neuen Variante und rollte den TGX Efficient Line 2 ins Rampenlicht. Darüber hinaus wurde das Thema Telematik viel wichtiger. Das sieht man auch am BPW-Stand, wo man sich vom einstigen Achsenhersteller massiv zum Servicedienstleister samt Gesamtpaket entwickelt, Telematikpakete natürlich inklusive. Großes Interesse an Daten und kompetente Anfragen verzeichnete man auch bei Carrier. Extrem zufrieden mit der Münchner Messe war auch Kässbohrers Managing- Direktorin Iffet Türken, die sich über gezielte Anfragen und extrem hohe Besucherkompetenz freute. Daraus entstanden neben neuen Produktideen auch konkrete (und größere) Auftragspakete in Mittelund Nordeuropa, was Türken auch auf die geänderte Unternehmensstrategie zurückführt, die jetzt beginne, Früchte zu tragen. Entsprechend baut Kässbohrer die Produktvielfalt im Sattel-, Silo- und Tiefladerbereich aus. Auch bei Fliegl freute sich Vertriebsmitarbeiter Michael Abendroth über gezielte und hochkompetente Anfragen, die unter anderem den neuen Mega 4.0 betrafen. Nachdem der Automotive-Sattel jetzt in den letzten Details serienreif konstruiert wurde, liegen mittlerweile mehr als 20 Bestellungen vor. Neben vielen Nachfragen konnte auch Wecon verstärkt Bestellungen schreiben, wo die Imperator-Großraum-Wechselbrückenfamilie mittlerweile schwer ins Laufen kommt. Viele Kunden und große Nachfrage verzeichneten Wecon-Chef Hemker und Intermodal-Berater Heiko Sennewald auch bei der neuen Großraumwechselbrücke "Tellisys", die drei Gitterboxen übereinander in vier Meter Gesamthöhe bringt. Starke Brise aus den Häfen Auffällig war außerdem die starke Präsenz von Containerchassis: Neben Kögel und Krone stellten auch LAG (zusammen mit Van Hool-Tankbehältern), Dennison und Chiavetta aus. Die Italiener setzen wie der britisch-irische Hersteller auf Leichtbaulösungen und brachten unter anderem einen nur drei Tonnen leichten starren Dreiachser auf die Transport Logistic in die "nördlichste Stadt Italiens". Die suchen auch die Hersteller von Terminalschleppern gern auf: Kamag aus Ulm brachte zwei aktuelle Wiesel mit, während Mafi den schweren HD 445 mit Volvo-Motor mit Tier-IV-Abgasnorm zeigte, der durch verbessertes Handling punkten soll. Das galt auch für den neuen Terberg-DT-223LE-4x2-Low-entry-Schlepper, der laut Vertriebsingenieur Carsten Giese vor allem für die Höfe gedacht ist, bei denen die Fahrer oft ein- und aussteigen müssen, um Trailerportale zu öffnen oder zu schließen. Sehr viele Anfragen verzeichnete Giese natürlich auch nach der elektrischen Terminalzugmaschine YT 202-EV, deren Preis allerdings rund zweieinhalbmal so hoch liegt wie beim vergleichbaren Diesel-Pendant. Daran dürfte sich laut Giese in absehbarer Zeit auch nicht viel ändern, denn die Batterien enthalten teure Rohstoffe, die tendenziell eher teurer als billiger werden: "Warum also sollte der Akku dramatisch günstiger werden?" Probleme, die die Tankerbranche nicht betrifft: Auch Feldbinder und Magyar traten wieder mit mehreren Fahrzeugen an und schätzten das hohe Niveau der Anfragen und Diskussionen, wie der Magyar-Vertriebsleiter für Deutschland Nord, Lutz Seidel, erklärte. Auch Feldbinder zeigte sich zufrieden und zapfte, was Krone auf einem Tankcontainerchassis ausstellte: frisches Bier! Oktoberfest im Mai!

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