Noch mehr Kundennähe gesucht

Sie waren Leiter des Key-Account-Managements von Europas größtem Trailer-Hersteller - und hatten dann wohl das Gefühl, noch mal was Neues anfangen zu wollen. Wie kam es dazu? Wenn man fast 20 Jahre lang für ein Unternehmen in verantwortlicher Position mit Freude gearbeitet hat, fällt einem so eine Entscheidung sicherlich nicht leicht. Wenn aber ein Unternehmer wie Ulrich Humbaur, der was bewegen will, der motiviert und engagiert ist und zu Ihnen passt, auf Sie zukommt und Ihnen anbietet, bei einem der führenden Trailerhersteller in die Geschäftsführung aufzusteigen, dann gibt es kein langes Überlegen. Der Wunsch zum Neustart war mit einer einjährigen Job-Abstinenz verbunden. Was macht man in so einem Jahr? Es gibt Verträge, und die müssen eingehalten werden. Ich habe das Jahr für die Familie und für mich genutzt. Ich reise gerne und bin sehr an anderen Ländern, den Menschen und den Kulturen interessiert. Somit habe ich in dieser Zeit meinen Horizont um drei weitere Kontinente und elf Länder erweitert. Wann bekommt man in "jungen" Jahren noch einmal so eine Chance? Wie hält man Kontakt zur Branche - wenn man eigentlich zur Untätigkeit verdonnert ist? Gar nicht! Wenn man wie ich fast 30 Jahre in der Branche unterwegs ist und sich immer redlich um sein Netzwerk gekümmert hat, ist das wie in einer guten Ehe, da tut eine kurzfristige Trennung mal ganz gut, und das Wiedersehen ist nachher umso schöner. Am 1. April starten Sie mit der neuen Aufgabe. Was genau machen Sie? Ich werde als Geschäftsführer in das Unternehmen eintreten und verantwortlich für den Vertrieb DACH und Westeuropa sein. Das heißt vom Nordkap bis nach Gibraltar. Des Weiteren werden in meinem Verantwortungsbereich die Value Added Services, wie Finanzierung, Full-Service und die Telematik, liegen sowie das Gebrauchtfahrzeuggeschäft. Zudem kümmere ich mich um die Verbandsarbeit und die Zusammenarbeit mit den Truck-OEM. Wie muss man sich die Zusammenarbeit im Bereich der Geschäftsleitung vorstellen - zumal sich Ihr neuer Arbeitgeber in den vergangenen Monaten personell deutlich verstärkt hat? Wir haben noch viel vor. Und ich glaube, jeder hat in seinem Geschäftsbereich genug zu tun und zu bewegen, wenn wir in der Zukunft - und das ist unser Wille - die Marktposition weiter ausbauen und den Abstand zu den beiden Großen im Trailermarkt verkürzen wollen. Wir rücken in der Zukunft noch näher an unsere Kunden ran, um die Bedürfnisse aufzunehmen und die Anforderungen abzudecken. Hierzu bauen wir den Direktvertrieb weiter aus und unterstützen und flankieren durch die Zusammenarbeit mit Service-Dienstleistern, den Vermietern und einem Händlernetzwerk. Außerdem wollen wir die Kundenanforderungen schneller und flexibler bedienen. Kögel ist und bleibt in der Zukunft für die Kunden der kompetente und innovative Anbieter von Transportlösungen. Dazu ist nicht nur die Qualität der Produkte und Dienstleistungen nötig, sondern auch eine große Kompetenz in der Beratung bei unseren Kunden vor Ort. Kögel zeigt aktuell sehr positive Zahlen. Wie bringt man sich ein, wenn doch eigentlich alles rundläuft? Ja, das freut uns sehr, und Sie sehen, dass in der Vergangenheit bei Kögel schon sehr viel richtig gelaufen ist. Kögel ist heute wieder ein attraktiver Arbeitgeber und namhafter Lieferant für die Branche. Die Erfahrung zeigt aber, dass wir uns in einem volatilen Umfeld bewegen, wo sich die Märkte je nach Konjunktur und Lage auch mal verschieben. Wir müssen und wollen für Kögel die Märkte in Europa ausbauen und sichern, sodass wir Schwankungen jederzeit entsprechend abfangen können. Ich glaube auch, gerade hier in meinem Verantwortungsbereich liegt reichlich Potenzial, und hier kann ich dem Unternehmen und dem Team helfen. Wo sehen Sie Handlungsbedarf im Vergleich zu den Wettbewerbern - als Nummer drei hat man doch sicher den Anspruch, noch weiter aufzurücken? Wir schauen sicherlich auch in Richtung unserer Marktbegleiter. Aber viel wichtiger ist es, in Richtung unserer Kunden zu schauen und zu verstehen, was die Anforderungen der Zukunft sind. Wir müssen Sorge dafür tragen, dass sie mit unseren Produkten glücklich und zufrieden sind und vor allem Geld verdienen können. Wenn man das ernst nimmt, verinnerlicht und sich immer wieder daran orientiert, dann bleibt der Erfolg nicht außen vor. Der Name Kögel steht auch für Tradition. Es gibt zwar einen Pkw-Hersteller, der sagt: ohne Herkunft keine Zukunft. Wie aber spricht man Kunden an, denen Vergangenheit nicht wichtig ist? Auf der einen Seite ist Kögel ein Unternehmen mit Tradition, Erfahrung und Kompetenz. Unser Brand hat eine starke Aussagekraft, wir liefern Produkte von hervorragender Qualität und Güte. Das bestimmt immer erst mal die Vergangenheit, und das ist unseren Kunden auch wichtig. Auf der anderen Seite darf man sich nicht darauf ausruhen, und man muss sich der Zukunft stellen und die Herausforderungen annehmen. Das spricht unsere Kunden an, und sie werden uns dafür belohnen. Davon bin ich überzeugt. Genügt es noch, nur Trailer herzustellen, oder erwarten die Kunden nicht viel mehr - Stichworte: Ersatzteile, Miete, Leasing, Telematik/Digitalisierung? Da haben Sie absolut recht. Die Kunden wollen sicherlich in der Zukunft neben der Topqualität des Produkts auch eine gewisse Flexibilität und natürlich die besten Lebenszykluskosten, die es im Markt gibt. Wie bereits gesagt, wird Kögel hier künftig eine maßgebliche Rolle spielen und entsprechend investieren. Wir liefern heute ein Premiumprodukt unter Berücksichtigung von Nutzen und Kosten. In absehbarer Zeit wollen wir auch an den digitalen Schnittstellen zum Trailer ein Premiumanbieter sein. Da ist unser Fokus, und diese Anforderungen werden wir leisten und unseren Kunden gute Dienstleistungen zu fairen Marktpreisen anbieten. Mit Ulrich Humbaur hat Kögel einen selbstbewussten Eigentümer. Kann man seinen Job da in Ruhe erledigen oder mischt er sich ein? Wie bereits am Anfang gesagt habe ich mit Ulrich Humbaur einen sehr motivierten und engagierten Unternehmer kennengelernt, der seiner Geschäftsführung vertraut und sie arbeiten lässt - und genau das war mir auch wichtig. Die Ausrichtung der Strategie wird innerhalb der Geschäftsführung mit dem Gesellschafter abgestimmt. Ulrich Humbaur ist ein Unternehmer, der zuhört und Entscheidungen trifft, schließlich muss er auch das nötige Kapital dafür zur Verfügung stellen. Aber die Verantwortung zur Umsetzung obliegt dann seiner Geschäftsführung. Plant Kögel einen weiteren Ausbau des Produktportfolios? Dazu kann ich Ihnen noch nichts sagen, dafür sollten Sie mich erst einmal ankommen lassen. Aber vorab kann ich Ihnen die Information geben, dass wir sicherlich im Bereich Kühler und Kipper schon bald in der Branche eine noch wichtigere Rolle spielen wollen. Viele sprechen vom autonomen Lkw. Wäre es denkbar, dass man einen autonom fahrenden Ladebehälter entwickelt? Die Technik wäre da, und man müsste künftig keine Zugmaschine mehr haben ... Das sind tolle Visionen und sicherlich auch Themen, die uns die nächsten Jahre begleiten. Aber ich persönlich glaube, der Mensch wird in diesem Umfeld auch in den nächsten 20 Jahren eine wichtige Rolle spielen. Auf der einen Seite wird die Gesetzgebung in Deutschland dem autonom fahrenden Ladebehälter im Wege stehen. Auf der anderen Seite ist die Sicherheit im Umfeld der Ladungsträger eine nicht so einfache technische Herausforderung. Kürzlich ist in Arizona ein Mensch ums Leben gekommen, da die Technik eines autonomen Testfahrzeuges versagt hat. Die Anforderungen hierzu sind noch so fragil und noch lange nicht ausgereift. Hier spreche ich nicht von Platooning oder dem teilautonomen Lkw im Straßenverkehr, das wird schon in den nächsten fünf Jahren zu unserem ganz normalen Verkehrsbild gehören. Wo steht Kögel 2019? Kögel wird bis Ende 2019 im Vertrieb die 20.000er-Stückzahl erreichen. Das Produktionsvolumen wird auf die 18.000er-Marke zulaufen, und der Umsatz wird sich in Richtung 550 Millionen Euro bewegen - und das Ganze mit einer sehr guten Eigenkapitalquote und einer angemessenen Rendite für den Gesellschafter. Die stabile Nr. 3 der Trailerindustrie in Europa! Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Kögel www.verkehrsrundschau.de/dossiers Vita Josef Warmeling hat eine technische und eine kaufmännische Ausbildung und bringt rund 30 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Vertrieb mit. Seine Laufbahn im Transportgewerbe begann vor 25 Jahren bei der Kravag Versicherung. 1998 wechselte er zu dem Trailerhersteller Schmitz Cargobull in den Bereich Investitionsgüter. Dort arbeitete er in unterschiedlichen Positionen - im Schwerpunkt verantwortlich für das Internationale Key Account Management. Ende März 2017 schied er dort auf eigenen Wunsch hin aus. Seit dem 1. April 2018 ist Warmeling Geschäftsführer Vertrieb Westeuropa, Gebrauchtfahrzeuge, Value Added Services, Verbandsarbeit und OEM bei Kögel. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Privat treibt er Sport, reist gerne und interessiert sich für fremde Länder. gg Daten & Fakten Unternehmen / Firma Am 1. Mai 1934 übernahm Franz Xaver Kögel die Wagnerei seines Lehrherren in Neu-Ulm und legte damit den Grundstein für die aktuelle Nummer drei im Bereich Trailerherstellung. Bereits 1961 fertigt Kögel den ersten Kühlsattelauflieger in Vollkunststoffbauweise. 1991 wird das Unternehmen die erste AG der Anhänger und Aufbauten produzierenden Industrie. Nach mehreren Umzügen, schwierigen Jahren und einer Insolvenz übernimmt 2009 Ulrich Humbaur die Firma. Seitdem steigen die Produktionszahlen sowie die Anzahl der Beschäftigten. 2012 übernimmt Kögel das Kompetenzzentrum für Sandwichpaneele in Duingen. Im aktuellen Produktportfolio finden sich aktuell Trailer und Wechselsysteme für das Speditionssowie das Baugewerbe. gg