Neuer CO2-Preis

"Unternehmen der Speditions-, Transport- und Logistikbranche müssen zu Jahresbeginn 2021 mit rund acht Cent Mehrkosten (netto 7,7, Cent) pro Liter Diesel rechnen", sagt Johannes Küstner, Leiter Nationaler Straßengüterverkehr und Umwelt beim DSLV Bundesverband Spedition und Logistik in Berlin. Hintergrund sei der zum 1. Januar 2021 startende Emissionshandel in Deutschland, durch den unter anderem Mineralölkonzerne verpflichtet sind, Zertifikate für das Inverkehrbringen von CO2 zu erwerben, erklärt Küster. Demnach wird der Preis pro emittierter Tonne Kohlendioxid im Jahr 2021 zunächst bei 25 Euro liegen, um dann in den nächsten Jahren bis 2025 sukzessive auf 55 Euro anzusteigen. Mehrbelastung trifft die Firmen "Klimaschutz ist wichtig. In gewisser Weise ist es aber unglücklich, dass die politische Entscheidung für die neue CO2-Abgabe vor der Corona-Zeit gefallen ist", sagt Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) in Bonn. Denn durch die Corona-Pandemie sei die Wirtschaft insgesamt geschwächt. Sprich: Für Mehrbelastungen ist derzeit nicht wirklich ein guter Zeitpunkt. Olligschläger wörtlich: "Als Verlader kämpfen wir hier einen Zwei-Fronten-Krieg. Denn auch wir ringen in der aktuellen Marktsituation um Kunden und müssen deshalb wie jedes Unternehmen darauf achten, die Kosten möglichst niedrig zu halten", erläutert er. Insbesondere in preissensiblen Segmenten wie etwa im Lebensmittelgeschäft und in der Braubranche sei dies ein Thema. "Letztlich ist das Ganze aber immer eine Frage von Angebot und Nachfrage - vor allem im Ad-hoc-Transportgeschäft", betont er. Einfacher gestaltet sich das Thema laut Olligschläger, wenn zwischen dem Verlader und den Dienstleistern Diesel-Floater vereinbart sind. Etwaige Mehrkosten wie der CO2-Preis werden dann automatisch weitergegeben - ob über Zuoder Abschläge hänge ganz davon ab, wie sich der Dieselpreis entwickelt. Zumindest seien die Dieselpreise im abgelaufenen Jahr noch niedrig gewesen, betont er. Sollten die Mineralölkonzerne die neue CO2-Abgabe vollumfänglich auf ihren Dieselpreis umlegen, wird es trotzdem teuer. Alexander Schuon, Geschäftsführer der Schuon Spedition in Haiterbach, hat schon ermittelt, welche Mehrkosten er dadurch für seine 250 eigenen Lkw haben dürfte. "Zwölf Monate im Jahr fahren unsere Lkw jeden Monat durchschnittlich 9500 Kilometer und verbrauchen dabei pro Kilometer im Schnitt 0,27 Liter. Im Jahr sind das 7,69 Millionen Liter Diesel", erläutert er. "Und durch den CO2-Preis kommen netto 7,7 Cent pro Liter Diesel dazu. Alles in allem haben wir dadurch jährlich 592.515 Euro Mehrkosten." Er wolle aber nicht klagen, betont er. "Klimaschutz ist auch uns sehr wichtig." Deshalb fahren seit 2020 neun seiner Lkw mit dem synthetischen Kraftstoff HVO, die CO2 sparen (siehe Seite 17). Auch für Stephan Gustke, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Heinrich Gustke in Rostock, wird der CO2-Preis teuer. "Netto 7,7 Cent mehr auf den Liter Diesel - allein dadurch haben wir im neuen Jahr 200.000 Euro Mehrkosten", hat er für seine 100 eigenen Lkw ermittelt. "Das ist für uns eine echte Mehrbelastung", sagt er. "Denn nur 40 Prozent dieser Kosten können wir mit Diesel-Floatern auffangen, die wir mit Kunden vereinbart haben." Für viele Transporte, etwa im Ad-hoc-Geschäft oder auch im Rückladungsbereich, habe er aber keine Diesel-Floater. Für den Geschäftsführer ist das bitter. Denn im Transportgeschäft konkurriere er zunehmend mit osteuropäischen Betrieben. Und diese müssten keinen CO2-Preis in ihrem Land bezahlen. "Da haben wir einen Wettbewerbsnachteil. Und die deutschen Frachtführer stehen sowieso schon mit dem Rücken an der Wand." Ob und wie er den neuen CO2-Preis seinen Kunden berechnen wird, weiß Gustke deshalb noch nicht. Natürlich sensibilisiere er seine Kunden für dieses Thema, die Mehrbelastung sei ja da. "Wir sind aber vorsichtig. Die wirtschaftliche Situation ist aktuell sehr fragil. Ich möchte nicht die Umsätze und Ergebnisse, die wir uns im Corona-Jahr schwer erkämpft haben, nun unnötig gefährden." Dennoch: "Die Transportbetriebe und Kraftwagenspediteure müssen ihre Mehrkosten durch den CO2-Preis ihren Kunden in Rechnung stellen. Denn die ,Abgabe' hat der Gesetzgeber beschlossen, und das muss jetzt auf die Rechnungen - und zwar als CO2-Preis ausgewiesen und nicht in einem pauschalen Frachtpreis versteckt", betont Kornelia Reifenberg, Partner bei Simon Kucher & Partner. Dieser höhere Preis sei ja nicht dem einzelnen Unternehmer anzulasten, sondern rühre allein von dem neu eingeführten CO2-Preis des Staats. Natürlich sei diese Preisanpassung angesichts der wirtschaftlichen Situation nicht einfach und durch die aktuell niedrigen Dieselpreise schwer durchzusetzen, weiß Reifenberg. "Wenn die Dienstleister diese Abgabe aber jetzt nicht umlegen, wird es für sie in den nächsten Jahren noch schwieriger, ihre Kunden davon zu überzeugen." Denn der Preis für die Tonne CO2 liegt jetzt ab 2021 bei 25 Euro und werde dann bis 2025 auf 55 Euro steigen. Mehr zum Thema unter #Unternehmensführung www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Als Teil des Klimapakets müssen ab dem Jahr 2021 unter anderem Mineralölkonzerne Zertifikate für das Emittieren von CO2 erwerben. Der Preis pro emittierter Tonne CO2 wird 2021 zunächst bei 25 Euro pro Tonne liegen. Legen sie diese Mehrbelastung auf den Dieselpreis voll um, wird Kraftstoff spürbar teurer. Spedition Schuon setzt auf den synthetischen Kraftstoff HVO Seit Frühsommer 2020 fahren neun Euro-6-Lkw der Schuon Spedition, Haiterbach, am Standort Kecskemét/Ungarn mit dem synthetischen Kraftstoff HVO. Hinter dem Kürzel verbergen sich hydrierte Pflanzenöle, Hydrotreated Vegetable Oils. Anbieter ist die Hamburger Firma Tool-Fuel Services, die den Kraftstoff aus Altfetten produziert."Wir können unsere bestehenden Euro-6-Motoren weiter nutzen und mussten unsere Lkw nicht umrüsten", freut sich Schuon-Geschäftsführer Alexander Schuon. Er habe sich nur von dem Fahrzeughersteller die Nutzung von HVO genehmigen lassen müssen."Wir haben durch HVO auch keine längeren Wartungsintervalle und auch keine Verkleisterungen an Leitungen. Wir haben durch HVO keinen Garantieverlust und keinen nennenswerten Mehrverbrauch." Allerdings konnte Schuon für die Betankung der Lkw nicht auf ein bestehendes Tankstellennetz zugreifen. Daher errichtete er an seinem Standort in Kecskemét eine eigene HVO-Tankstelle."Klar war das eine Investition, aber eine für die Zukunft." Denn immer mehr Firmen, insbesondere der Automobilbranche, setzen in Zukunft auf klimaneutrale Transporte."Und mit HVO können wir 90 Prozent des CO2-Ausstoßes senken", resümiert er. Haken ist, dass ein Liter HVO mehr als doppelt so viel kostet wie ein Liter Diesel."Dies können wir nicht alleine tragen, das geben unsere Erlösmargen nicht her. Wenn Kunden bereit sind, sich an den Mehrkosten zu beteiligen, finden wir einen gemeinsamen Weg - auch in Deutschland. " eh

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