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Neue Schleuse am Nord-Ostsee-Kanal zu 40 Prozent fertig

30.11.2018 09:33 Uhr
Neue Schleuse am Nord-Ostsee-Kanal zu 40 Prozent fertig
Ursprünglich sollte die für den Schiffsverkehr äußerst wichtige Schleuse bei Brunsbüttel 2020 fertig sein
© Foto: Winfried Rothermel / picture alliance

Höhere Kosten, längere Bauzeit, technische Probleme – der Bau einer weiteren Schleuse am Nord-Ostsee-Kanal macht wiederholt Schlagzeilen. Die Kanalverwaltung verteidigt ihr Bauverfahren.

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Kiel. Der Bau der fünften Schleusenkammer am Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel ist nach Angaben der Kanalverwaltung etwa zu 40 Prozent fertig. Der jetzt geplante Inbetriebnahme-Termin im Jahr 2024 sei realistisch, sagte Programmleiter Joachim Abratis vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Brunsbüttel. Laut Projektleiter Hauke Hennigsen sind für den Bau alle wichtigen technischen Lösungen gefunden. "Es muss nur noch gebaut werden." In der zweiten Oktoberwoche hatte das Bundesverkehrsministerium dem Haushaltsausschuss des Bundestages mitgeteilt, dass sich die Kosten um 260 Millionen auf 800 Millionen Euro erhöhen werden und sich die Inbetriebnahme mindestens bis 2024 verzögert. Ursprünglich sollte die für den Schiffsverkehr eminent wichtige Schleuse 2020 fertig sein.

Nachbesserungen erhöhen die Kosten

Der Haushaltsausschuss hatte sich am Mittwoch erneut mit dem Thema befasst. Dem Gremium liegt auch ein sehr kritischer Bericht des Bundesrechnungshofes vor, der unter anderem die gewählte Verankerungstechnik infrage stellt. In Kiel verteidigte der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, das gewählte Verfahren. An dessen Eignung gebe es keine Zweifel, sagte er. Es war unter anderem an einer Schleuse in Uelzen und bei einer Kaimauer in Bremerhaven angewendet worden. Während der Arbeiten in Brunsbüttel waren aber Nachbesserungen erforderlich. So wurden die Zusammensetzung des Betons geändert und die Pfähle gegenüber den Ursprungsplänen größer gemacht. 

Der Bundesrechnungshof war zum Schluss gekommen, die dauerhaft tragfähige Verankerung der Schleuse mit sogenannten Düsenstrahlpfählen sei mit Risiken behaftet. Bei dieser Technik wird eine Zement-Suspension über ein Bohrloch mit Hochdruck in den Boden gedüst, wo sie sich mit dem Untergrund vermischt. Das Ministerium habe sich früh auf eine Technik festlegt, für die ein Nachweis der dauerhaften Tragfähigkeit bei Baubeginn nicht vorgelegen habe, monierte der Rechnungshof.

"Bauwerk für 100 Jahre"

"Das ist die richtige Lösung", beharrte Witte. Das gelte auch für das Problem der Betonkorrosion, also die Gefährdung des Betons durch Salzwasser. "Wir planen das Bauwerk für 100 Jahre", betonte Witte. Und: "Wir bauen nicht auf der grünen Wiese." In der Nähe befinden sich Wohn- und Gewerbegebäude sowie unmittelbar neben der Baustelle die alten Schleusen. Diese örtlichen Gegebenheiten schränken schon aus Platzgründen die technologischen Möglichkeiten ein. Hätte man wie vor über 100 Jahren – so alt sind die alten Schleusen – gebaut, wäre die Baugrube so groß, dass während der gesamten Bauzeit der Kanal nicht hätten befahren werden können, sagte Witte.

Zu der noch erwarteten Bauzeit von sechs weiteren Jahren sagte WSA-Experte Abratis: "Es sind noch unheimlich viele Einzelarbeiten zu erledigen". Viele auch mit der Hand. Derzeit arbeiten etwa 100 Bauleute an der Schleuse, die 340 Meter lang sein wird. "Wir tun alles, um zu beschleunigen, wo es irgend geht", sagte Witte und verwies auf die Komplexität eines solchen Baus. Viel Zeit hatte die Suche nach Munition aus dem Zweiten Weltkrieg und deren Beseitigung gekostet. Hierfür musste sich die Kanalverwaltung auch eine neue Firma suchen, weil die zunächst engagierte eine nicht überzeugende Technologie verwenden wollte, wie Hennigsen sagte. (fa)

Streitigkeiten wegen Bauvertrag

Rechtsstreitigkeiten und in deren Folge Verzögerungen sowie Kostensteigerungen gab es auch um Konsequenzen aus Formulierungen im Bauvertrag. "Die Abwicklung des Bauvertrags war bisher von erheblichen Konflikten gekennzeichnet, die überwiegend vom Auftragnehmer zu vertreten waren", schrieb das Bundesverkehrsministerium. "Für die vorlaufenden Schlickbaggerungen unter Kampfmittelverdacht musste die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) sogar eine Teilkündigung des Bauvertrags aussprechen und die Leistung an einen leistungsfähigeren Auftragnehmer vergeben." Der Rechnungshof bewertete den Sachstand des Bauprojektes als bedenklich.

Mit der neuen Schleuse soll der Verkehr durch den Kanal reibungsloser ablaufen. In der Vergangenheit musste die knapp 100 Kilometer lange künstliche Wasserstraße zwischen Kiel und Brunsbüttel öfter gesperrt werden, weil die über 100 Jahre alten Schleusen defekt waren.

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