Hamburg. Trotz der Klimaverpflichtungen und Dekarbonisierungs-Strategien der EU und ihrer Mitgliedstaaten entwickelt sich der europäische Markt für Elektro-Lokomotiven eher durchwachsen als dynamisch. Das zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung SCI Verkehr. Ein signifikantes Wachstum sei nur in Osteuropa zu erwarten, während die Nachfrage in Westeuropa nach der Spitze in 2018 sogar leicht zurückgehe. Langfristig – auch über den betrachteten Zeitraum von fünf Jahren hinaus – erwarten die Berater von SCI Verkehr allerdings in Europa eine stetig wachsende Nachfrage nach Elektro-Lokomotiven. Aktuell sei der Höhepunkt in Westeuropa jedoch überschritten. Als Grund für die unterschiedliche Entwicklung sieht die Unternehmensberatung unter anderem das hohe Alter der Lokomotiven im Osten.
In Osteuropa wächst die Transportnachfrage laut SCI Verkehr und es besteht weiterhin ein Nachholbedarf an modernen, leistungsstärkeren und grenzüberschreitenden Elektro-Lokomotiven (mit der europäischen Signaltechnik ETCS). Die aktuelle Flotte in Osteuropa sei mit mehr als 35 Jahren vergleichsweise alt und der Anteil an nationalen Lokomotiven mit rund 90 Prozent sehr hoch. In Westeuropa beträgt das Durchschnittsalter demnach etwa 23 Jahre und der Anteil an nationalen Lokomotiven liege bei unter 70 Prozent. Auch die wachsenden Open-Access-Personenverkehre würden die Nachfrage nach neuen Lokomotiven in Osteuropa erhöhen.
Auch weltweit unterschiedliche Entwicklung
Laut SCI Verkehr entwickelt sich die Nachfrage nach neuen Elektro-Lokomotiven weltweit unterschiedlich. Insgesamt werde das Neugeschäft in den nächsten fünf Jahren leicht sinken. In den drei wichtigsten Regionen Asien, Europa und GUS erwartet SCI Verkehr, dass das Neugeschäft stabil auf hohem Niveau bleibt. Das weltweit leicht rückläufige Marktvolumen sei auf die kleineren Märkte Afrika und Nordamerika zurückzuführen. Aufgrund der starken Beschaffungen der letzten Jahre würde der Markt für Instandhaltung und After-Sale-Leistungen weltweit wachsen. (ja)