St. Goar. Die seit einem halben Jahrhundert diskutierte Mittelrheinbrücke kommt womöglich erst in den 2030er Jahren. Nachdem der Rhein-Hunsrück-Kreistag am 12. März den Weg für die grobe Planung des Projekts nahe dem Loreley-Felsen freigemacht hat, verweisen Experten auf zahlreiche Faktoren, die Zeit kosten könnten.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) rechnet beim Raumordnungsverfahren (ROV) mit einer Dauer von dreieinhalb Jahren. Laut Verkehrsministerium muss auch die Verkehrszählung von 2009 aktualisiert und das Gespräch mit der Unesco gesucht werden. Das Obere Mittelrheintal ist Welterbe. Daher ist keine funktionale Beton-Querung, sondern eine landschaftsverträgliche und damit teurere Brücke im Gespräch. Bei den Baukosten sind sehr unterschiedliche Summen zu hören. Bislang gibt es keine Rheinbrücke zwischen Koblenz und Mainz.
Die Rhein-Hunsrück-Kreisverwaltung erinnert daran, „dass das letzte Raumordnungsverfahren zur Mittelrheinbrücke von 2004 bis 2011 betrieben wurde und nicht zum Abschluss gekommen ist”. Sieben Jahre erstes ROV also, bis das Projekt auf Druck der Grünen in der Landesregierung von 2011 bis 2016 auf Eis gelegen hat.
Nach dem neuen ROV folgen Detailplanung, Planfeststellungsverfahren, Ausschreibung und Bau. Wie bei anderen Großprojekten halten Experten Klagen und Verzögerungen für wahrscheinlich. Geklärt werden muss auch die schwierige Anbindung der Brücke an die Autobahn 61 im Hunsrück.
Langfristig wird auch der Streit um Kostenaufteilung und Trägerschaft wieder aktuell werden. Landrat Marlon Bröhr (CDU) hat zwar eine Mehrheit im Kreistag hinter sich bekommen bei seinem Votum für eine Landesbrücke. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hält aber an einem kommunalen Projekt fest. (dpa)