Mitgehen statt abholen

Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern bei der Karriereplanung zur Seite stehen, schaffen die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit. Arbeitgeber, die auch Karrieresprünge zulassen, gewinnen außerdem an Respekt. Das ergibt sich schon daraus, dass Unternehmen bei einem familienfreundlichen Angebot darüber nachdenken müssen, wie sie für Arbeitnehmer in Elternzeit eine Kontinuität innerhalb der eigenen Abläufe und Strukturen sicherstellen wollen. Neben dem Blick auf den Eigenbedarf fällt die Rücksicht auf die Vorstellungen der Beschäftigten genauso schwer in die Waagschale. Der Fachausschuss Berufliche Bildung des LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e. V. - in München hat in der Vergangenheit schon mehrfach Chancen und Optionen erörtert, wie sich diese Strategie glaubwürdig und zielführend verfolgen lässt. Dabei ließ sich vor allem eines feststellen: Karriere macht, wer einen entsprechenden Wunsch klar äußert. Dieses Verhalten, so die Erfahrung aus dem betrieblichen Alltag, ist aber mit einiger Zuverlässigkeit nur von jener Gruppe Mitarbeiter zu erwarten, die einen klaren Fokus auf die Selbstverwirklichung im Beruf hat. Wenig überraschend finden sich in dieser Gruppe vor allem Führungskräfte wieder. Flexible Arbeitszeiten und -orte im Trend Von der Menge her das größte Potenzial aber zeigt sich bei jenen Mitarbeitern, die sich sowohl beruflich entwickeln als auch genügend Zeit für Familie und Privatleben haben und dafür bei Arbeitszeit und -ort flexibel sein möchten. Ihr Anteil ist größer, als man meint, weil die persönlichen Vorstellungen häufig nicht offen ausgesprochen werden. Er variiert nach Branchen und dürfte in der Spitze bis zu zwei Drittel der Belegschaft ausmachen. Um für diese Beschäftigten attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, geht es insbesondere darum, mit ihnen aktiv ein Karriereziel zu entwickeln und entsprechende Wege zu gestalten. Berufliche Bildung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Denn sie stellt auf der einen Seite unverzichtbare Qualitätsstandards sicher, zeigt auf der anderen Seite aber auch Perspektiven und Optionen für Veränderung. Unsicherheit und Zweifel ausräumen Mehr denn je sollte berufliche Bildung daher im Unternehmen aktiv gelebt werden. Wartet der Arbeitgeber nur ab, ob irgendwann mal ein Wunsch seitens eines Mitarbeiters auf den Tisch kommt, verharren alle Beteiligten im Schweigen, und es entwickelt sich - nichts. Gerade in Situationen, wo familiäre Gründe dominieren, kommt es dadurch zu Unsicherheit und Zweifeln. Es gilt in diesem Zusammenhang, so lässt sich die Erfahrung von Mitgliedsunternehmen des LBS zusammenfassen, zu berücksichtigen, dass sowohl die klassische Definition von Personalentwicklung wie auch jene von "Karrieresprung" nicht mehr ohne Weiteres greifen. Aus einem Programm des Unternehmens zur Absicherung des benötigten Personalstamms ist ein wechselseitiges Geben und Nehmen geworden. Die Anliegen der Beschäftigten sind heute vielfältiger als noch vor wenigen Jahren. Die Nachfrage nach individuellen Lösungen steigt - auch weil die Älteren sich von den Jüngeren anregen lassen. Die "Sprünge" erfolgen nicht mehr nur auf der Karriereleiter, sondern auch bei der Suche nach ganz neuen Inhalten der Arbeit. Sie führen außerdem nicht mehr ausschließlich nach oben, sondern auch zur Seite und - manchmal - nach unten, weil weniger als mehr empfunden wird. Ein durchdachtes, weitreichendes Angebot zum Erwerb neuer Qualifikationen spielt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle. Mit dieser Entwicklung verliert auch ein beliebter Lehrsatz aus dem Handbuch für Personalbeauftragte an Gültigkeit: Man müsse die Arbeitnehmer bei der Personalentwicklung dort abholen, wo sie stehen. Es gibt nur noch relativ wenige, die "stehen". Jene, die geeignet sind, einen namhaften Beitrag zur Unternehmensentwicklung zu leisten, befinden sich - ganz im Zug der Zeit - in Bewegung. Für Personalverantwortliche gilt es daher, diese Bewegung zu erkennen, ihr Motiv zu ermitteln und ihr Ziel festzustellen. Auf dieser Ebene werden dann Begegnungen möglich, die einen weiteren gemeinsamen Weg erlauben. Einen Weg, der dorthin führt, wohin die jeweiligen Arbeitnehmer selbst wollen. Mehr zum Thema im Dossier "Unternehmensführung" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Im letzten Teil unserer LBS-Serie beschäftigt sich Ludwig Kastl von der LBS-Akademie mit dem Thema Personalentwicklung. Er rät dazu, berufliche Bildung im Unternehmen aktiv zu leben. Wartet der Arbeitgeber nur ab, ob mal ein Wunsch eines Mitarbeiters auf den Tisch kommt, entwickelt sich - nichts. Der Autor: Ludwig Kastl Speditionskaufmann Ludwig Kastl (48) ist Leiter der Akademie des LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e. V. Mit einem umfassenden Programm bietet die Weiterbildungseinrichtung des Branchenverbands sowohl Mitgliedern als auch Externen die Gelegenheit, Mitarbeiter und Führungskräfte weiterzuentwickeln. Themen mit direktem Praxisbezug nehmen dabei eine Vorrangstellung ein.www.bildung-spedition.de

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