Die Nachfolge steuerlich planen

Teurer wird es für viele Unternehmen und komplizierter. Wurde Betriebsvermögen an die nächste Generation übertragen, zeigte sich der deutsche Fiskus in der Vergangenheit großzügig. Seit drei Jahren ist damit Schluss. Das Bundesverfassungsgericht hatte eine Reform angemahnt. "Viele Unternehmen zahlen mehr Erbschaft- und Schenkungsteuer", sagt Elke Volland, Fachanwältin für Steuerrecht bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Roedl & Partner, "denn ihr Verwaltungsvermögen wird jetzt besteuert." Nach altem Recht war es noch möglich, den Betrieb steuerbegünstigt zu übertragen, wenn die Verwaltungsvermögensquote unter 50 Prozent lag. Unternehmer nutzten Konzernstrukturen, um das nicht produktive Vermögen so auf die Gesellschaften zu verteilen, dass der Fiskus leer ausging. "Solche Steuergestaltungen hat das Bundesverfassungsgericht kritisiert. Sie sind nun nicht mehr möglich", erklärt die Rechtsanwältin. Das Verwaltungsvermögen ist auf Ebene der Muttergesellschaft "konsolidiert" zu ermitteln. Sogenanntes schädliches Verwaltungsvermögen unterliegt nun generell der Steuerpflicht, wenn es an den oder die Nachfolger geht. Dazu gehören: - an Dritte vermietete Immobilien oder zur Nutzung überlassene Grundstücke, - Beteiligungen an Kapitalgesellschaften von 25 Prozent oder weniger, - private Vermögensgegenstände wie Wertpapiere, Münzen oder Oldtimer, - Vermögen, die innerhalb eines Zwei-Jahres-Zeitraums vor der Übertragung in den Betrieb eingelegt wurden (junges Verwaltungsvermögen), - Geschäftsguthaben, Geldforderungen sowie Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, soweit ihr Wert nach Abzug der Schulden 15 Prozent des Unternehmenswerts übersteigt. Der Saldo der Finanzmittel und Schulden zählt in Höhe von bis zu 15 Prozent des Firmenwerts zum begünstigten Vermögen, für das beim Vererben oder Schenken weiterhin Steuererleichterungen gelten. Allerdings nur, wenn die Gelder ausschließlich der gewerblichen Tätigkeit dienen. Schließlich sollen sie die notwendige Liquidität der Betriebe sichern. Insolvenzfest heißt das Zauberwort Deckungskapital, das Unternehmen zur Erfüllung von Pensionsverpflichtungen aufbauen, zählt nach neuem Recht ebenfalls zum begünstigten Vermögen. "Pensionsverpflichtungen sind aus der Bilanz auszugliedern und das Vermögen muss dem Zugriff von Gläubigern entzogen sein", erklärt Steuerexpertin Volland die Bedingungen. Insolvenzfest heißt das Zauberwort. Generell gilt: "Nettoverwaltungsvermögen im Wert von bis zu zehn Prozent des begünstigten Betriebsvermögens ist unschädlich und wird in die Steuerbegünstigung einbezogen", sagt die Rechtsanwältin. Ein anteiliger Abzug der Schulden im Vorfeld ist zulässig. Alles, was über dieser "Schmutzgrenze" liege, sei steuerpflichtig. Steuerabschläge oder gar eine vollständige Steuerbefreiung sind nur noch für begünstigte Betriebsvermögen möglich. Die meisten Mittelständler, die ihr Einzelunternehmen, Anteile an ihrer Personengesellschaft oder Beteiligungen an ihrer GmbH oder AG von mehr als 25 Prozent an Nachfolger verschenken oder vererben, profitieren von Steuererleichterungen wie der Regel- oder Optionsverschonung (siehe Kasten rechts). 85 oder sogar 100 Prozent des begünstigten Betriebsvermögens können so steuerfrei den Besitzer wechseln. Daran sind jedoch Bedingungen geknüpft. Der Gesetzgeber verlangt, dass der Nachfolger den Betrieb weiterführt, nicht innerhalb der nächsten Jahre verkauft (siehe Kasten "Behaltensfrist") und die Arbeitsplätze erhält. Deshalb darf die Lohnsumme innerhalb eines Fünf- beziehungsweise Sieben-Jahres-Zeitraums im Vergleich zur Ausgangslohnsumme (Durchschnitt der letzten fünf Jahre) nicht unter eine Mindestmarke fallen. Entnahmen sind in dieser Zeit nur begrenzt möglich. "Wer mehr als den laufenden Gewinn plus einen Freibetrag von 150.000 Euro entnimmt, zahlt nachträglich Steuern auf die Unternehmensübertragung", sagt Volland. Den Steuerbonus gibt es zudem nur, wenn der Wert der vererbten oder verschenkten Firmenanteile maximal 26 Millionen Euro pro Erwerber beträgt. Wird diese Grenze innerhalb eines Zehn-Jahres-Zeitraums überschritten, greift der Fiskus ebenfalls zu. Gut: Wenn das eigene Kind übernimmt Begünstigtes Betriebsvermögen über 26 Millionen Euro lässt sich ohne Gestaltung kaum noch steuerfrei übertragen. Nachfolger können jedoch alle zehn Jahre ihre Freibeträge nutzen. Übernehmen Sohn oder Tochter den Betrieb, sind 400.000 Euro steuerfrei. Zugute kommt Mittelständlern auch, dass die Unternehmenswerte sinken. Der Gesetzgeber hat den Kapitalisierungsfaktor an das niedrige Zinsniveau angepasst. Beim vereinfachten Ertragswertverfahren wird der nachhaltig erzielbare Jahresertrag nun mit einem Prozentsatz von 13,75 multipliziert, um den Verkehrswert eines Betriebs zu berechnen. Unternehmen mit hohem Forderungsbestand könnte ein Generationenwechsel allerdings das Genick brechen. "Besteht das Betriebsvermögen zu mehr als 90 Prozent aus Verwaltungsvermögen, wozu auch Forderungen aus Lieferungen und Leistungen zählen, gibt es keine steuerliche Begünstigung mehr", erklärt die Steuerrechtsexpertin Volland. "Das ist der Supergau für viele Unternehmen." Bestehen bei einem Unternehmenswert von 50 Millionen Euro Forderungen in Höhe von 45 Millionen Euro, müssten 50 Millionen Euro komplett versteuert werden. "Bei der 90-Prozent-Grenze werden keine Schulden gegengerechnet", kritisiert sie. Eine frühzeitige Steuerplanung ist bei der Unternehmensnachfolge also dringend notwendig. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Steuern" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Bis zu einer Reform des Erbschaft- und Schenkungsteuerrechts vor drei Jahren konnten Unternehmer ihr Betriebsvermögen noch relativ unkompliziert steuerbegünstigt weitervererben. Mit den neuen Regelungen ist das deutlich schwieriger geworden. Daher gilt es, einige Bedingungen zu beachten. 26 Millionen Euro Betriebsvermögen - bis zu diesem Betrag kann man noch gut von Steuererleichterungen profitieren.