Mit Servicekompetenz Vollgas geben

Den neuen OPX-Kommissionierer hat Still unter dem Slogan "Das Rad neu erfinden" präsentiert. Was macht Sie derart stolz? Wir wollten kein Facelift, sondern ein ganz neues Produkt liefern. Die Liste der Neuerungen ist lang - allen voran natürlich das Lenkrad. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen können die Geräte nun problemlos einhändig bedient werden. Das Lenkrad ist daher ein ganz wichtiges Element, auch aus ergonomischer Sicht. Besonders stolz sind wir auf die Erhöhung der Umschlagsleistung. Durch das Fünf-Rad-Fahrwerk unserer Plus-Varianten ist der OPX noch schneller unterwegs. Alles in allem ist es uns gelungen, Sicherheit, Ergonomie und Effizienz in einem Gerät zu vereinen. Wird das Lenkrad bei Still-Fahrzeugen nun zum Standard erhoben? Generell ist die Mensch-Maschine-Schnittstelle für uns ein sehr wichtiger Faktor. Es ist gut möglich, dass das Lenkrad-Konzept in gleicher oder ähnlicher Form auch bei anderen Geräten abseits des OPX Anwendung findet. Es wird aber sicherlich auch Geräteklassen geben, bei denen dies weniger sinnvoll erscheint, im klassischen Gegengewichtsstapler etwa. Die Adaption von Elementen des OPX-Lenkrads ist aber durchaus eine Überlegung wert. Sie haben gleich neun neue Modelle vorgestellt. Warum der Ausbau des Kommissionierer-Angebots? Wir haben gewisse Schlüsselbranchen definiert, in denen wir noch stärker werden wollen. Das Geschäft mit Retailern und Third-Party-Logistics ist sehr wichtig für uns. Kommissionierer haben hier eine Schlüsselfunktion - daher war es ein logischer Schritt, unser Angebot in dieser Geräteklasse deutlich auszubauen. Werden wir den OPX künftig auch in der automatisierten Neo-Variante sehen? Da der OPX die CX-Reihe ablöst, werden wir sicherlich auch die Neo-Funktionalität auf den OPX bringen. Ob das nächstes Jahr oder erst 2019 der Fall sein wird, wird sich zeigen. Wie gestaltet sich heute die Nachfrage nach der Neo-Linie? Auf den iGo Neo haben wir sehr gute Resonanz erhalten. Es wird zwar auch in Zukunft Kunden geben, die lieber traditionell kommissionieren. Wir glauben aber fest daran, dass autonome Systeme, die dem Picker auf Schritt und Tritt folgen, immer mehr Verbreitung finden werden. Bei diesen autonomen Systemen sehen wir uns klar als Vorreiter. Welche Rolle spielen Automatisierung und Robotik in der Forschung und Entwicklung bei Still? Wir beobachten dieses Feld sehr genau, insbesondere im Zusammenspiel mit unserer Konzernschwester Dematic, die Lösungen zum automatischen Kommissionieren entwickelt. Eines darf man bei aller Begeisterung für Automatisierung und Robotik aber nicht vergessen: In manchen Fällen kommissioniert der Mensch einfach schneller als der Roboter. Wir konzentrieren uns daher erst einmal darauf, fahrerunterstützende Systeme zu entwickeln, die den Menschen entlasten und ihn dabei unterstützen, was er am besten beherrscht, nämlich den Pick-Vorgang. Da in Zukunft vollautomatisierte Lösungen auch hier an Bedeutung gewinnen werden, bleiben wir aber in enger Zusammenarbeit mit Dematic an diesem Thema dran. Stichwort Lithium-Ionen-Technik: Wie entwickelt sich dieser Bereich? Wir sind überzeugt davon, dass diese Technologie das Potenzial hat, den Markt nachhaltig zu verändern. Wir werden noch in diesem Jahr unser Portfolio mit Lithium-Ionen-Fahrzeugen weiter komplettieren. Wir sehen bei einigen Kunden sogar, dass diese vom Mischbetrieb abrücken und ihre gesamte Flotte auf Lithium-Ionen umstellen. Mit den eigenen Batterielösungen, die wir entwickelt haben, sehen wir uns hier bestens positioniert und können unsere Kunden auch entsprechend beraten. Wird sich in späteren Generationen durch den Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien auch konstruktiv an den Geräten etwas ändern? Natürlich müssen wir uns bei Gegengewichtsstaplern Gedanken machen, wie das Gewicht, das Blei-Säure-Batterien mitbringen, anders eingebracht wird. Bei Lagertechnikgeräten, in denen Lithium-Ionen-Technologie ebenfalls zum Einsatz kommt, ergeben sich im Vergleich zu Blei-Säure-Batterien, die en bloc in die Fahrzeuge geschoben werden, natürlich Vorteile: Die Zellen können verteilt in dem Gerät platziert werden und man kann sich sicherlich Gedanken machen, wie man diese neuen Gestaltungsspielräume nutzen möchte. Der Markt für Lagertechnikgeräte hat zuletzt angezogen - wie läuft das Geschäft bei Still, sind Sie zufrieden? Bereits 2016 konnten wir das Wachstum im Markt gut mitnehmen und an unseren Produktionsstandorten die Weichen stellen, sodass wir die Nachfrage weiter befriedigen können. Wir sind auch in diesem Jahr gut unterwegs und können am allgemeinen Marktwachstum partizipieren. Bei welchen Produktgruppen läuft es derzeit besonders gut? Bei Lagertechnikgeräten verzeichnen wir ein deutlich zweistelliges Wachstum. Etwas schwächer, aber dennoch zufriedenstellend entwickelt sich das Wachstum bei den Gegengewichtsstaplern. Still gehört wie Linde zur Kion-Gruppe: Was überwiegt - die Synergien oder der Wettbewerb? Wir sehen uns 120-prozentig als Wettbewerber, gerade in Europa. Beide Unternehmen verfolgen ihre eigenen Produktund Vertriebsstrategien und bedienen unterschiedliche Markenversprechen. Das wird auch so bleiben. Auf der anderen Seite gehören wir zum selben Konzern, da ergeben sich natürlich Synergien, etwa im Einkauf. Nutzen Sie diese Synergien analog zu Automobilherstellern auch bei der Plattform-Entwicklung? Ja, bei Basistechnologien bietet sich das an. Daher ergibt es durchaus Sinn, dass Still und Linde beispielsweise beim Fahrwerk auf die gleiche Plattform setzen. Sobald es jedoch um die Schnittstelle zum Fahrer geht, werden die eigenen Entwicklungen auch weiterhin dominieren. Ein gutes Beispiel ist die Bedienstrategie des neuen OPX. Wie grenzt sich Still darüber hinaus gegen die Konzernschwester ab? Natürlich wollen wir uns auch mit den Fahrzeugen von den Wettbewerbern differenzieren. Viel wichtiger für uns ist aber, uns im Bereich Service abzusetzen. Business-Services, Logistikberatung, Flottenmanagementlösungen - diese Komponenten werden in Zukunft ein noch zentralerer Bestandteil unserer Markenstrategie sein. Wir wollen über zwei Dinge wahrgenommen werden: unsere Servicekompetenz in Bezug auf die Produkte und unsere Lösungskompetenz in Bezug auf den Anwender. Wie ist bei Kion das Zusammenspiel zwischen Dematic und Still organisiert? Die Kernkompetenz von Dematic ist Automatisierung auf High-End-Niveau, es gibt also Lager, wo Sie gar keine Fahrzeuge mehr sehen. Still bietet ebenfalls Gesamtlösungen an, allerdings handelt es sich dabei um einfachere Automatisierungslösungen. Wenn ein Kunde jedoch in eine Fahrzeugflotte investiert und im Nachgang an einer Automatisierung Interesse hat, kommen automatisierte Fahrzeuglösungen ins Spiel. Hier arbeiten wir mit Dematic zusammen, die Schnittstelle zum Kunden bleibt jedoch Still. Wir wollen ein Drei-Ebenen-Modell bedienen: Von Standard-Fahrzeuglösungen über automatisierte Fahrzeuglösungen bis hin zu vollautomatisierten Lagerhäusern. Dabei werden wir die Kompetenzen von Still und Dematic gemeinsam nutzen. Wenn eine Lagerausschreibung bei Dematic landet, haben Sie keine Angst, dass beim Schnüren von Flurförderzeug-Angeboten Konzernschwester Linde bevorzugt wird? Diese Frage kann man auch andersherum stellen (lacht). Grundsätzlich ist es aber nach wie vor üblich, dass Ausschreibungen separat ablaufen. Es gibt ja auch Kunden, die sich für Fahrzeuge ganz anderer Hersteller entscheiden. Ansonsten stehen Still und Linde im üblichen Wettbewerb zueinander - und Dematic richtet sich danach, was der Kunde wünscht. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Intralogistik" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Vita Henry Puhl Henry Puhl, Jahrgang 1970, ist seit dem 1. April 2016 Vorsitzender der Geschäftsführung beim Intralogistik-Spezialisten Still in Hamburg. Innerhalb des Kion-Konzerns leitet Puhl die operative Einheit Still EMEA, die sich auf den Kernmarkt Europa, den Nahen Osten und Afrika konzentriert, und ist zudem Mitglied des Group Executive Committee. Vor seiner Tätigkeit bei Still war der promovierte Maschinenbauingenieur Mitglied der Konzernleitung des Landtechnik-Herstellers Claas sowie Leiter des Geschäftsfeldes Getreideernte. Zuvor hatte er internationale Verantwortung bei der Schaeffler Gruppe sowie Deere & Company. mh Still Easy Drive Das Rad neu erfunden Höhere Effizienz und ermüdungsfreies Arbeiten durch ergonomische Verbesserungen charakterisieren die insgesamt neun neuen Kommissionierer der OPX-Baureihe von Still. Als Highlight preist der Hersteller Easy Drive, ein neu entwickeltes, ergonomisches und optional höhenverstellbares Lenkrad mit integrierter Anzeige- und Bedieneinheit an. Der Fahrer hat damit alle Fahrzeugparameter wie Batteriestatus und Betriebsstunden im Blick. Bei Fahrzeugen mit Mast- und Initialhub oder anhebbarem Fahrerstand kann der Fahrer über am Lenkrad integrierte Schaltwippen sowohl den Masthub betätigen als auch den Fahrerstand anheben, ohne dass er dabei die Hände vom Lenkrad nehmen muss. mh

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