Mit ein paar Klicks auf die Straße

An ein Tool für Abfahrtskontrolle stellt Dirk Schneider eine wichtige Anforderung: "Ein solches Produkt muss Besonderheiten der aktuellen Ladung oder der bevorstehenden Tour berücksichtigen", sagt der Geschäftsführer von Zepp Transporte in Mülheim-Kärlich. Für alle ziehenden und gezogenen Einheiten des rheinländischen Transportunternehmens mussten Fahrer pauschal die gleichen Fragen beantworten. Jetzt hat Software-Partner Spedion, Krombach, eine kundenspezifische Version seiner Telematik-App entwickelt, welche auch Gewichtsklassen und Trailertypen berücksichtigt. Außerdem wurden zusätzliche Fragen zu Mitnahmestaplern und Ladungssicherungen aufgenommen. "Gründlichkeit und Schnelligkeit müssen Hand in Hand gehen", betont Schneider. Wenn Fahrer für gesetzlich vorgeschriebene Aufgaben, wie es Abfahrtskontrollen nach Paragraph 23 der Straßenverkehrsordnung (StVO) sind, mehr Zeit als notwendig aufwenden müssen, wächst erfahrungsgemäß der Unmut und schleichen sich Fehler ein. Als Folge der Digitalisierung sind viele Papierformulare überflüssig geworden. Die Abfahrtskontrolle gehört dazu. Die Integration dieser Pflichtaufgabe in Software-Lösungen, welche Logistikdienstleister ohnehin vor jeder Abfahrt nutzen, bietet sich geradezu an. Individuell anpassbare Lösungen Die Telematik-App von Spedion, welche Abfahrtskontrollen mit anderen Fahreraufgaben bündelt, ist keine Ausnahme. Andere Anbieter wie 3C (CargoSecApp) und Paari (TitanLibri) integrieren auf Kundenwunsch Abfahrtskontrollen in ihre Lösungen für Ladungssicherungen und Yard Management. "Wir können für jede Bedarfssituation die passende Checkliste erstellen", versichert Jörg Tischer, Geschäftsführer von 3C in Deidesheim. Auch Einzel-Tools gibt es mittlerweile. Weitverbreitet ist die kostenlose Android-App von TIS in Bocholt, welche in Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft realisiert worden ist. Vor allem für die Anbieter von Linienverkehren, welche kontinuierlich die gleichen Güter transportieren, reichen diese in der Regel aus. Mit vier Klicks und einer Unterschrift erledigt der Fahrer dem Software-Unternehmen zufolge die Prozedur. Von der Beleuchtung über Außenequipment und Reifen bis hin zur Ausrüstung mit Warnwesten und Taschenlampe werden alle Punkte abgearbeitet und eventuelle Schäden mit Fotos dokumentiert. Wenn der Fahrer mit seiner Unterschrift auf dem Smartphone- oder Tablet-Display die Fahrtüchtigkeit des Fahrzeugs bestätigt, wird das Protokoll als PDF-Dokument abgespeichert und kann auf der Dispositionsplattform aufgerufen werden. Im Kern ist die Abfahrtskontrolle eine von vielen Tätigkeiten, welche Fahrer ohnehin regelmäßig vornehmen sollten. Als Konsequenz hat Spedion den obligatorischen Fahrzeugcheck in ein Aufgaben-Tool integriert, die auch Wochenberichte, weitere Checklisten und Reports zur Fahrzeugreinigung enthält. "Das Tool wird immer nach den Anforderungen des Kunden konfiguriert", versichert Markus Rath, Key Account Manager von Spedion. Sämtliche Daten werden erfasst Mit einem standardmäßigen Tool für Abfahrtskontrolle wirbt auch EH Systemhaus in Krauchenwies. Seit 2017 ist eine solche Anwendung in das Flottenmanagementsystem TachoPlus integriert. Die Abfragen starten automatisch, wenn der Fahrer sich vor Fahrtbeginn über die App ins System einloggt. Häufig muss er über die gesetzlich vorgeschriebenen Fragen hinaus Zusatzfragen zur ziehenden oder gezogenen Einheit beantworten. Das oberschwäbische IT-Haus bietet ebenfalls individuelle Prüfvorgaben an. Außerdem wertet das System Verstöße einzelner Fahrer aus und nimmt auf Knopfdruck eine Risikobewertung vor. "Vor allem für Betreiber großer Fuhrparks ist unsere Lösung geeignet", sagt Burghard Toschek, Marketing- und Vertriebsleiter von EH Systemhaus. Weil die Verkehrsleiter solcher Unternehmen oft die Übersicht über Verstöße verlieren, sind sie vom Entzug ihrer Zulassung besonders bedroht. Für andere IT-Anbieter sind Abfahrtskontrollen fester Bestandteil von umfangreichen Ladungssicherungs-Dokumentationen, auf welche Verlader ohnehin Wert legen müssen. Vor allem Industrie- und Handelsunternehmen setzen bislang Produkte wie CargoSecApp oder TitanLibri ein. "Auch für Logistikdienstleister macht die Arbeit mit unserem Produkt als Teil eines Full Services Sinn", versichert Tischer. Die vor zwei Jahren gestartete App erfasst vom Kfz-Kennzeichen über Fahrername bis hin zur Lieferscheinnummer ohnehin alle relevanten Daten. Wenn Fahrer oder Lagermitarbeiter während ihres Checks Mängel feststellen, werden sie zum Fotografieren ausdrücklich aufgefordert. Anschließend werden die Daten protokolliert und per WLAN übertragen. Ähnlich arbeiten die Software-Lösungen von Paari in Erfurt. Das Thüringer Unternehmen wendet sich vor allem an Verlader und Kontraktlogistikunternehmen, die Gefahrgut umschlagen. Der Kunde muss dabei jeden Einzelprozess definieren, der erfasst werden soll. Als Folge kann er auch Lösungen konfigurieren, welche der Fahrer vor jedem Einsatz obligatorisch aufrufen muss. Bei Ladungsdiebstählen und -betrugsfällen haben sich solche Dokumentationen als wichtige Beweismittel bewährt, heißt es bei dem Unternehmen aus Erfurt. Mehr zum Thema lesen Sie im Dossier "Telematik" www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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