Wiesbaden/Frankfurt/Main. Das hessische Verkehrsministerium hat Vorwürfe wegen der zahlreichen Ausnahmegenehmigungen vom Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen zurückgewiesen. In allen Fällen habe das Ministerium nach den geltenden Regelungen gehandelt, sagte Staatssekretär Steffen Saebisch (FDP) am Dienstag in Wiesbaden. Die Lufthansa wünscht sich jedoch eine Aufweichung der starren 23-Uhr-Grenze.
„Wir haben an 23 Tagen im Mai keine einzige Einzelfallgenehmigung für Starts erteilt“, betonte Saebisch. „Wir haben eine restriktive Genehmigungspraxis und behalten sie auch bei.“ Wegen extremer Wetterlagen oder technischer Probleme seien in dem Monat jedoch an wenigen Tagen insgesamt 137 Starts nach 23.00 Uhr in Frankfurt genehmigt worden - alleine am 19. Mai seien es 49 gewesen. Grund dafür waren starke Gewitter, die den Flugbetrieb an diesem Tag kurzzeitig lahmlegten.
Generell könne das Ministerium nur Starts nach 23.00 Uhr erlauben, bei denen die Gründe für die Verspätung „außerhalb des Einflussbereiches der Fluggesellschaft liegt“, betonte der Verkehrsstaatssekretär. Verspätete Landungen seien generell bis 0.00 Uhr möglich, solange es sich um lärmarme Flugzeuge handelt.
Kritik an Flügen zwischen 23.00 und 5.00 Uhr gibt es vor allem vor Anwohnern - aber auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ wirft dem Verkehrsministerium in seiner aktuellen Ausgabe, dass die Ausnahmegenehmigungen das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen aushebeln würden.
Lufthansa fordert mehr Flexibilität
Die Lufthansa hingegen fordert flexiblere und verlässlichere Regeln. „Auf einem Weltflughafen wie Frankfurt muss eine gewisse operative Stabilität gewährleistet sein“, sagte Lufthansa-Passage-Vorstand Kay Kratky am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Eine zu strikte und intransparente Auslegung der 23-Uhr-Grenze könne mittelfristig das Image des gesamten Standorts gefährden, betonte er. „Wir würden uns eine pauschale Genehmigung wünschen für die Verspätungen, die wir nicht zu vertreten haben. Nur so können wir unsere Abläufe verlässlich planen.“
In den ersten Monaten des strikten Nachtflugregimes durch das Verkehrsministerium habe Lufthansa wiederholt startklare Maschinen wieder hereinholen und die Passagiere in Frankfurt und Umgebung unterbringen müssen. Dem Unternehmen sei dadurch ein Schaden in knapp zweistelliger Millionenhöhe entstanden, sagte Kratky. (dpa)