Für die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Helena Melnikov, ist das Thema Wirtschaftskrise bei den Koalitionsunterhändlern noch nicht ausreichend angekommen. "Wir benötigen für die Wirtschaft einen ganz konsequenten Fokus auf den Bürokratieabbau", sagte Melnikov im ARD-"Morgenmagazin". Werde bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht gehandelt, seien Wohlstandsverlust und Frust in der Gesellschaft die Folge.
Man sollte die Unternehmen nicht länger nur regulieren und ihnen misstrauen und sie mit Berichtspflichten, Nachweispflichten, Dokumentationspflichten et cetera aufhalten, führte Melnikov weiter aus. "Das würde schon eine immense Kraft freisetzen, gerade bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen, wo ein Arbeitnehmer im Schnitt 20 Prozent seiner Zeit mit Bürokratie verbringt."
Bürokratie bremst Deutschland aus
Die Belastungen bringen einen Standortnachteil mit sich: Die Bundesregierung schätzte Bürokratiekosten pro Jahr allein in der Wirtschaft auf 67 Milliarden Euro. Im DIHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024 haben nach eigenen Angaben 95 Prozent der Unternehmen den spürbaren Abbau von Bürokratie als eine der wichtigsten Erwartungen an die Wirtschaftspolitik formuliert. Die DIHK kritisiert, dass politisch oft Entlastung in diesem Bereich versprochen wird, aber die betriebliche Realität ganz anders aussieht.
Eine Trendwende hin zu einer allgemeinen Entbürokratisierung nehmen die Unternehmen nicht wahr – das Bürokratieentlastungsgesetz IV sei aber ein guter Schritt in die richtige Richtung. so die DIHK. "Einfacher, schneller, digitaler – das sollte die wirtschaftspolitische Leitlinie der neuen Bundesregierung sein", schrieb die Kammer im Februar.
Auch der Nationale Normenkontrollrat (NKR) habe in seinem Jahresbericht gefordert, den Bürokratieabbau zur Norm zu machen: Erfüllungsaufwand und Bürokratiekosten sollen demnach innerhalb von vier Jahren um 25 Prozent gesenkt werden.
Eine Studie zeigt, wie Praxis-Check zum Bürokratieabbau beitragen könnten.