Mehr Transparenz im Cockpit

Wenn am 15. Juni 2019 die neue Tachografen-Verordnung (EU) 165/2014 in Kraft tritt, werden alle neu zugelassenen Lkw den smarten Tachografen an Bord haben. Denn dann ist das Ganze Pflicht. Über die von der EU geforderten Spezifikationen für die neuen Kontrollgeräte wurde schon viel geschrieben. Vor allem die sogenannte DSRC-Schnittstelle sorgte für Aufsehen. So können Kontrollbeamte künftig ausgewählte Fahrzeugdaten, Informationen über Sicherheitsverletzungen und aufgetretene Fehlfunktionen quasi im Vorbeifahren auslesen. Manche Fahrer dürften zwar dadurch anfangs Bedenken gehabt haben, durch die neue Technologie noch etwas gläserner zu werden. Vorteil der neuen Technik ist aber: Wer alle Vorschriften einhält, kann dank des smarten Tachografen mit weniger unplanmäßigen Stopps rechnen. Welche Möglichkeiten das intelligent gewordene Kontrollgerät künftig eröffnet, zeigte Continental nun im Vorfeld der IAA Nutzfahrzeuge 2018. Auf der Messe werden der DTCO 4.0 und damit die neueste Generation des VDO-Tachografen präsentiert. Das Gerät sendet die Daten über eine kleine, an der Windschutzscheibe installierte Antenne. Statt die komplette Intelligenz für die DSRC-Funktionalität wie üblich in der Antenne zu verbauen, hat Continental gemeinsam mit Spezialisten für industrielle Mikrowellen-Technologie die Intelligenz im Gerät selbst integriert. Die EU-Verordnung sieht für die neuen Tachografen zudem die Anbindung an ein globales Satellitenpositionssystem (GNSS) vor. So werden die Positionsdaten automatisch beim Start und Ende der Schicht sowie nach drei Stunden Fahrzeit und nach jedem Aktivitätenwechsel aufgezeichnet. Dies soll für mehr Transparenz bei der Kontrolle sorgen, eröffnet aber auch viele Möglichkeiten fürs Flottenmanagement. So unterstützt der DTCO 4.0 neben dem europäischen globalen Satellitennavigationssystem GNSS Galileo auch GPS und Glonass. Hohe Anforderungen gab es an die Sicherheit und damit neue Verschlüsselungstechnologien. Für die Kommunikation zwischen Geschwindigkeitssensor und dem Digitacho entwickelte Continental den KITAS-Impulsgeber 4.0. Neu verschlüsselt wird auch die Tachografenkarten-Kommunikation: Künftig unterstützen die Karten zwei Verschlüsselungstechnologien. Vorhandene Fahrer- und Unternehmenskarten können so bis zu ihrem Ablaufdatum genutzt werden. Digitacho überprüft Tankinhalt Der neue Digitacho bringt Funktionserweiterungen mit. "Der Tachograf wird zu einer umfassenden, authentisierten Datenquelle für alle Telematikprozesse", betont Lutz Scholten, Leiter des Geschäftsbereichs "Tachographs, Telematics and Services" von Continental Automotive (siehe Interview). Die Anwendungsfälle seien vielfältig. So könnten Informationen über den Tankinhalt mit sicheren Füllstandsensoren ermittelt und an Systeme von Tankkartenanbietern gesendet werden. Apps könnten die Daten nutzen, um den Fahrer zu einem perfekt zum Beginn der Ruhezeit erreichbaren Parkplatz zu lotsen. Flottenmanager sollen derweil von der ITS-Schnittstelle profitieren, die Informationen aus dem DTCO 4.0 bereitstellt. Nicht zuletzt könnte der Digitacho die On-Board-Units für die Mautabrechnung überflüssig machen: So seien mit der integrierten DSRC-Verbindung die technischen Voraussetzungen geschaffen, länderspezifische Funktionen zur Mautabrechnung und Mautüberwachung im Tachografen zu applizieren, heißt es von Continental. Mehr zum Thema im Dossier Digitaler Tachograph www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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