Schienengüterverkehr in Deutschland: Mehr Realitätssinn

Mehr Güter auf die Schiene: Das ist eine Forderung, die fast so alt ist wie der Lkw und die Bahn. Aufgestellt wird sie aus Teilen der Bevölkerung und der Wirtschaft, aber vor allem auch vonseiten der Politik, und zwar zumeist parteiübergreifend. Doch genauso alt wie die Forderung ist auch ihr Scheitern. Der Anteil der Schiene am gesamten Güterverkehr stagniert seit zehn Jahren um die 17, 18 Prozent. In den 1980er-Jahren lag er noch bei deutlich über 20 Prozent. Vergleich mit der Schweiz hinkt Als Vorbild wird immer gerne die Erfolgsstory Schweiz herangezogen. 39 Prozent des Güterverkehrs fahren dort die Bahnen. Doch der Vergleich hinkt gewaltig. In der Schweiz gibt es ein Nachtfahrverbot sowie eine etwa viermal höhere Lkw-Maut als in Deutschland, die auf dem gesamten Straßennetz zu zahlen ist. Und unterschlagen wird gerne, dass der Anteil der Bahn in der Schweiz 1980 noch 53 Prozent betrug. Von wegen Erfolgsstory. Die Unterstützer der Bahn bemängeln, dass die Politik sich als Eigentümer nicht festlege, welchen Auftrag die Deutsche Bahn hat: Soll sie nun als Wirtschaftsunternehmen agieren oder eine gesellschaftliche Verantwortung (zum Beispiel Umweltschutz) übernehmen? Doch die Frage ist geklärt: Es wird immer beides sein (wie in der Schweiz im Übrigen auch). Richtig lautet die Frage: Welchem dieser Pole ist der Eigentümer stärker zugeneigt? Und das wird immer die aktuelle Regierung entscheiden. Viel wichtiger als diese politischen Debatten oder auch, von schweizerischen Verhältnissen in Deutschland zu träumen, sind die zahlreichen unerledigten Hausaufgaben, um die sich die Bahnverantwortlichen kümmern müssen (siehe dazu auch Seite 22). Die Schiene hat noch viel Potenzial. Aber nur, wenn sie ihre Wettbewerbsfähigkeit zum Lkw verbessert, kann sie auch mit Forderungen an die Politik herantreten.

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