Kiel. Ordentliche Jahresbilanz für den Nord-Ostsee-Kanal: Trotz einer folgenschweren Havarie im Februar hat sich der Verkehr im vergangenen Jahr stabil entwickelt. Die Ladungsmenge stieg etwas, blieb aber weit unter früheren Spitzenwerten. Die Zahl der Schiffe ging leicht zurück. Es sei ein gutes und erfolgreiches Jahr gewesen, sagte der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, am Freitag in Kiel zur Jahresbilanz. „Es könnte auch mehr sein“, fügte er später hinzu.
Insgesamt wurden 2018 auf dem Kanal knapp 87,5 Millionen Tonnen Ladung befördert – ein Plus von einem Prozent. Die Zahl der Schiffe auf der knapp 100 Kilometer langen künstlichen Wasserstraße zwischen Kiel und Brunsbüttel sank um etwa 280 auf 30.000. Dies geht vor allem auf das Konto des Containerfrachters „Akacia“, der im Februar ein Schleusentor in Kiel gerammt hatte, mit wochenlangen Folgen für die Schifffahrt auf dem Kanal. Im Spitzenjahr 2008 waren auf dem Kanal 105 Millionen Tonnen Ladung befördert worden. In den Folgejahren musste er wiederholt gesperrt werden, weil die über 100 Jahre alten Schleusen defekt waren.
Kanal-Modernisierung wird teurer als geplant und dauert länger
Die Verwaltung bestätigte am Freitag die Prognosen vom vergangenen Herbst für den größten „Brocken“: Der Bau der fünften Schleusenkammer in Brunsbüttel soll statt zuvor geplanter 540 Millionen Euro 800 Millionen kosten und statt 2020 erst 2024 fertig sein. „Das sind Zahlen, die realistisch sind“, bekräftigte Witte. An der Schleuse, die 340 Meter lang sein wird, arbeiten etwa 100 Bauleute.
Größere Anforderungen an die Sicherheit im Zusammenhang mit Kriegsaltlasten hatten die Arbeiten in Brunsbüttel verzögert. Ähnlich ist es in Kiel, wo die maroden kleinen Schleusen ersetzt werden müssen. „Wir wollten in Kiel etwas schneller sein“, sagte Dezernatsleiter Karsten Thode. Dafür sei hier der Zustand der später instandzusetzenden großen Schleuse vergleichsweise gut, so dass der Zeitdruck bei den kleinen nicht so groß sei. In Brunsbüttel hatten auch Rechtsstreitigkeiten um den Bauvertrag Verzögerungen und Kostensteigerungen bewirkt.
Hohe Investitionen in die Zukunft
Im vergangenen Jahr transportierten im Durchgangsverkehr 20.882 Schiffe (2017: 21.324) fast 80,9 Millionen Tonnen Güter durch den Kanal. Zu den Häfen innerhalb des Kanals waren 9127 Schiffe (2017: 8963) unterwegs. Sie beförderten 6,6 Millionen Tonnen Ladung, etwas mehr als im Vorjahr. Der Schiffsverkehr von und zu den russischen Häfen ist infolge des fortbestehenden Embargos weiterhin rückläufig.
In die Infrastruktur des Kanals wurden 2018 rund 155 Millionen Euro investiert. Zu den Vorhaben gehören auch die Verbreiterung der Oststrecke zwischen Kiel und Rendsburg, die Modernisierung des Kanaltunnels in Rendsburg und der Bau einer neuen Schwebefähre in Rendsburg. Diese könnte nach den Erwartungen der Kanalverwaltung 2021 in Betrieb gehen. (dpa/fa)